Zu den Steinen hat einer gesagt: „Seid menschlich.“ Die Steine haben gesagt: „Wir sind noch nicht hart genug.“
Erich Fried
Sie erblickte nicht mit einem Mal das Leben.
Vielmehr sickerte es langsam, aber beständig in ihr stetig erwachendes Bewusstsein. Wann alles begann, konnte sie nicht mehr genau festmachen. Anfangs entstanden einfach nur Sinneseindrücke, auch ganz ohne die entsprechenden Sinnesorgane. Die Fähigkeit sie zu deuten wuchs mit jedem neuen Tag und irgendwann begann sie sich ihrer selbst bewusst zu werden.
Er hatte sie geschaffen, er hatte sie in seinen Keller gekarrt. Das alte Gewölbe war ihr Geburtsort und ihr kleines Universum, denn sie kannte nichts anderes. Es hatte ihm viel Mühe bereitet, sie auszuwählen, die richtige Beschaffenheit zu finden, die ausdrucksvollste Linienführung auszumachen, das passende Gefüge zu entdecken. Ihre Eigenschaften bildeten das Optimum aus, das er für sein Projekt brauchte, denn er hatte Großes vor. Er wurde getrieben, etwas zu schaffen, das ihn erfüllte und das ihm Leben einhauchte. All das zum Ausdruck zu bringen, was wie ein schlafender Drache in ihm schlummerte war sein Ziel. Nach vielen Tagen schweißtreibender und grober Arbeit war er endlich so weit, dass sie anfing, Konturen zu bekommen. Wenn man sie aus der Distanz anblickte, konnte man langsam erahnen, was aus ihr werden sollte.
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Hier durfte ich die Emotionen des Künstlers miterleben, die ihn während der Beseelung seiner Schöpfung begleiteten, aber nicht nur das, auch die Darstellung beider Welten, der Äußeren, verkörpert durch den Besuch der realen Dame einerseits und der inneren Welt, bei der Erschaffung seiner Galatea zeigen mir, dass die äußere Welt für den Künstler nie genug sein kann, da sie nie genug ist, die Sehnsüchte und Wünsche seiner inneren Welt zu spiegeln und weitergedacht komme ich zum Ergebnis, dass Kunst mehr ist als Abbild, dass Kunst Vorlage, Weiterführung der Welt ist und letztlich sind exakt das die Gründe, die einen Maler malen, einen Bildhauer meißeln und einen Autor schreiben lassen.
Zugegebenermaßen musste ich die Zeilen mehrmals lesen, fand ich sie anfangs schwierig. Mittlerweile weiß ich aber, dass es sich tatsächlich gelohnt hat. Wird doch, mit überraschender Wendung, ein wahrer Akt der Schöpfung auf tiefsinnige Weise beschrieben.
Danke für diese Zeilen, die mir Grund zum Nachdenken gaben und Platz lassen, für die eigene Vorstellung, wie es denn weiter gehen könnte.
Schwere Kost, sehr tiefsinnig, aber auch sehr abstrakt, habe Deine Geschichte nun zweimal gelesen, konnte beim ersten Mal nicht in sie eintauchen, richtig eintauchen konnte ich beim zweiten lesen auch nicht, aber ich verstand sie besser. Ich mochte die Hingabe, wie er seine Traumfrau schuf, das kurze Intermezzo mit der Besucherin war mir zu ominös (Wo kam sie her? Warum machte sie das? Wie standen sie zueinander? ... ) und das Ende ist mir leider zu unwirklich.