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Eine BDSM-Geschichte von Schattenwölfin.

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Andächtig und voller Stolz hielt sie die Karte fest. Feinstes, handgeschöpftes Papier. So zart wie die Haut einer jungen Frau, aber nicht so glatt, dass man mit feinfühligen Fingerspitzen nicht den winzigen Widerstand spürte, der die Berührung so aufregend macht.

Cremeweiß das Papier, ein weicher Kontrast zu den roten und grünen Motiven. Noch weicher wurde er durch die Kerzen, die den Raum erhellten. Das Feuer im Kamin sorgte für sein ganz eigenes Spiel von Licht und Schatten.

Es war die schönste Karte, von einer guten Freundin des Hauses aus einer fernen Stadt, die frohe Weihnachten wünschte und alles Gute für das neue Jahr, in dem man sich hoffentlich bald sehen würde. Alles andere, was sie schrieb, war ganz privat.

Advent. Weihnachten. Schon wieder ein Jahr vorüber.

Sie blickte zurück. 

Vom Frühjahr bis in den Herbst hatte sie überwiegend im Freien gearbeitet. Sie hatte die Laken im Wind gehalten und sich gefreut, wenn die Frau kam und den Duft der frischen, von Sonne und Wind getrockneten Wäsche tief einatmete. Manchmal sprach die Frau laut aus, was sie dachte: „Hmm, was für ein Duft, da möchte ich mich doch am liebsten sofort mit meinem Liebsten in die Laken schmeißen!“

Der Sommer war trocken und warm. Ein paar ihrer Kolleginnen mussten im Haus bleiben und wurden zweckentfremdet. Sie hielten Papiere zusammen oder Tüten mit Nudeln verschlossen. Sterbenslangweilig stellte sie sich das vor.

Eines Tages jedoch wurde sie trotz des strahlend blauen Himmels in den Heizungskeller gebracht und hielt ein sehr kurzes, sehr rotes Kleid, das vorne und hinten sehr weit ausgeschnitten war. Sie fragte sich die ganze Zeit, wie das die Brüste der Frau wohl bedecken sollte. Oder sollte es gar nicht? Das Kleid glänzte, solange es nass war, und es glänzte auch noch, als es längst trocken war. Da betrat der Nachbar den Heizungskeller und sah sie an, schloss kurz die Augen und öffnete sie wieder. Er errötete. Er schaute sich um und trat an sie heran. Er schnüffelte und rümpfte ein wenig die Nase. Auch ihr war aufgefallen, dass das Kleid komisch roch. Vor Jahren war sie einmal im Mäppchen der Frau gelandet und hatte dort neben einem Radiergummi gelegen. An den musste sie nun denken.

Der Nachbar streckte seine Hand aus und berührte das Kleid ganz vorsichtig. Nun atmete er tief ein und verließ dann schnell den Heizungskeller.

Den Rest des Sommers und den Herbst verbrachte sie wieder draußen. Hielt Laken, Kleider, Hosen und Hemden, das ein oder andere Spitzenhöschen.

Eines Tages kam der Mann und fischte sie und ein paar ihrer Kolleginnen aus dem kleinen Weidenkorb, in dem sie die Zeit verbrachten, wenn sie einmal nichts zu halten hatten. Mit einem Grinsen und den Worten: „Na, das wird ein Spaß!“, hatte er sie in die Hosentasche gesteckt und mit nach oben in die Wohnung genommen. Und später in das Schlafzimmer, wo die Frau in einem tief ausgeschnittenen Nichts von einem glänzenden Nachthemd auf dem Bett lag. Die Arme und Beine waren mit roten Seilen an die Bettpfosten gebunden. Die Augen mit einem Tuch aus schwarzer Seide verbunden.

Die Stimme des Mannes vibrierte, als er die Frau ansprach: „Und nun meine Liebste, gib fein acht, ich habe etwas ganz Besonderes für Dich.“ Er zog sie aus der Hosentasche und spreizte sie. Und er spreizte die Schenkel der Frau und setzte sie an eine der Innenseiten. Ihr gegenüber platzierte er eine ihrer Kolleginnen und so weiter: eine rechts, eine links, eine rechts, eine links. Die Frau holte spürbar Luft, ihre Schenkel spannten sich. Alles andere, was sie sah, war ganz privat.

Für die Wäscheklammer ging ein wirklich ereignisreiches Jahr mit aufregenden Momenten zu Ende. Erst einmal oben in der Wohnung, lag es auf der Hand, dass sie helfen durfte, die schönste Weihnachtspost an der roten Kordel festzuhalten, die über dem Kamin gespannt war.

Ihre Karte war die schönste. Andächtig und voller Stolz hielt sie sie fest.

 

Anmerkung der Autorin: Danke an den Ideengeber für den Anstoß und für das Verwendendürfen.

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Kommentare von Leserinnen und Lesern

Gelöscht.

31.01.2021 um 00:00 Uhr

Hallo Schattenwölfin,

 

eine witzige Idee die sehr schön geschrieben ist.

 

Vielen Dank

Meister Y

Autor. Förderer.

03.08.2015 um 12:43 Uhr

geändert am 07.08.2015 um 18:11 Uhr

Welch wunderbare Idee! Zugegebenermaßen hatte ich schnell heraus, wer (was) hier die Hauptrolle spielt. Dies aber so umzusetzen, zu beschreiben, einfach Klasse.

Vielen Dank für diese Exkursion zu den kleinen Helfern des Alltags. 

Gelöscht.

19.02.2015 um 17:58 Uhr

Eine super Geschichte, die diesem HAus von Schattenzeilen bedarf, um den richtigen, ich sag mal Bums, zu geben, da man mit einer gewissen Erwartungshaltung an die Geschichte herangeht. Kurz, ich liebe diese Geschichte ein ewig Teil für mein Bücherregal.

Gelöscht.

21.11.2014 um 23:22 Uhr

Mal eine ganz andere Geschichte sehr schön danke

Gelöscht.

19.11.2014 um 15:49 Uhr

Eine witzige Idee, vor allem weil man den Anfang zwei Mal lesen muß...

Subfix

Gelöscht.

12.11.2014 um 12:33 Uhr

Hihi, was für eine schöne, überraschende Geschichte. Tolle Geschichte, hat sehr viel Spass gemacht!

Gelöscht.

03.11.2014 um 21:57 Uhr

So eine nette, einmal ganz andere Geschichte. Danke!

Gelöscht.

23.10.2014 um 00:49 Uhr

Was für eine klasse Idee. Und wie schön und gut geschrieben.

Gelöscht.

20.10.2014 um 21:16 Uhr

Hah! Was für eine Überraschung am Ende. Schöner Spannungsbogen in der Geschichte.

Gelöscht.

20.10.2014 um 20:44 Uhr

Eine super Idee, fast wie einige von den "ungeliebten" Kafka Werken, hier mit Bravour und erotischer Ausstrahlung zurBlü te gebracht. Auch diese Geschichte lechzt danach, fortgesetzt zu werden.

Berücksichtigt wurden nur die letzten Kommentare.

Zu allen Beiträgen im Forum zu dieser Veröffentlichung.

 

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