Lieber Nevis!
Ich freue mich immer, wenn Geschichten hier zu Diskussionen anregen und sich dann auch Schattenzeilen-Menschen finden, die in eine solche Diskussion einsteigen.
Deine Gedankengänge finde ich spannend, kann ihnen aber nicht uneingeschränkt folgen.
Vorweg muss ich einräumen, dass ich mit dem Begriff der Schuld sehr, sehr behutsam umgehe. Fehler passieren, müssen entschuldbar bleiben
Ob man mit der Frage „Weshalb kannst du nicht annehmen, was ich bin?" Schuld zu- und/oder abweist, lässt sich wohl nur im jeweiligen Einzelfall beurteilen. Ella stellt die Frage flüsternd und im Wissen, nicht gehört zu werden; im Kontext stellt sie die Frage also eher sich selbst und ist damit recht nah dran an der in Deinen Augen „richtigen“.
Ella liebt ihren Mann, ein mehr oder weniger guter Grund, sich "falsch" zu entscheiden. Das ist im Grunde genommen, hoffe ich, selbsterklärend. Ich verstehe nicht, warum Du hier nach einer Besonderheit des Partners fragst. Die wird er für sie haben, sonst würde sie ihn doch nicht lieben; und dennoch und deswegen bleibt dieses Dilemma, das eben entsteht, wenn der Partner mit der Neigung nichts anzufangen weiß.
Am Ende ist die Frage: Wie viel von dieser Polarität können Liebe und Partnerschaft tragen? Ich kann mir vorstellen: Sehr viel, vor allem wenn gemeinsame Kinder da sind. Vielleicht haben die Gespräche zwischen Ella und ihrem Mann sogar erst stattgefunden, als die beiden einen gemeinsamen Lebensplan und Kinder hatten?!
Bevor ich falsch verstanden werde: Kinder alleine sind kein Grund, an einer Ehe/Lebensgemeinschaft um jeden Preis festzuhalte (unterschiedliche sexuelle Präferenzen sind für sich alleine kein Grund nicht daran festzuhalten).
Es geht mir einfach darum, dass es kein schwarz und weiß gibt, sondern viele Grauformen, keine einzig richtigen oder einzig falschen Entscheidungen ... die wenigsten erlauben Schuldzuweisungen und Vorwürfe.
Wölfin