Profil erstellen Login

Social Bondage:

Forum - Veröffentlichungen auf den Schattenzeilen - Blogbeiträge

»Du bist naiv, Sklavin E.« von Jona Mondlicht

Bezieht sich auf den Blogbeitrag »Du bist naiv, Sklavin E.«.

1 2 3 4 ... 8 9 10 11

nach unten, letzter, zurück

Devana

Autorin. Korrektorin. Teammitglied.

24.05.2016 um 15:29 Uhr

Liebe Wölfin, liebe Mai,

 

egal, wie sehr euch der moralisch-dommige Zeigefinger nun aufstößt oder nicht (das kann jeder anders empfinden), in einem Punkt muss ich euch ganz entschieden widersprechen.

 

Aus euren Beiträgen geht kurz gesagt hervor, dass jeder eben seine eigenen Erfahrungen machen muss, schließlich sind alle Beteiligten erwachsen.

 

Ich bin ja nun auch schon seit 15 Jahren in der BDSM-Welt unterwegs. Immer wieder sind mir Subs über den Weg gelaufen, die mit einer völliger Unwissenheit oder mit tausend Klischees beladen auf der Suche nach einem Dom sind. Wo man nur die Hände über den Kopf schlägt und genau weiß, dass sie, wenn sie an den Falschen geraten, da mit einer ziemlich kaputten Seele wieder rauskommen. Und ja, solche Fälle sind mir wirklich schon begegnet - bis zum Selbstmord.

 

Soll man nun also trotzdem schweigen, damit man nur ja nicht seine Moral jemanden anderen überstülpt? Soll man nicht wenigstens versuchen, solche Neulinge zum Nachdenken zu bringen?

 

Denn das hatte ich auch schon einige Male:  Eine Mail, ein Gespräch im Chat und dann einige Wochen später die dankbare Meldung, dass man dadurch die Schmetterlinge im Bauch beruhigen konnte und zu einer vernünftigen Handlung fähig war.

 

Jedem kann man freilich nicht helfen. Zu einigen kommt man nicht durch, andere reagieren trotzig. Aber ich werde nicht aufhören, Subs, die sich meiner Meinung(!) auf dem falschen Weg befinden, wieder zum Gehirn einschalten zu bewegen.

 

Subs sind in der Tat keine Kinder. Aber seien wir ehrlich: Frischgebackene Subs, die gerade erst die weite Welt des BDSM für sich entdeckt haben, rennen oft mit Scheuklappen durch die Gegend und sind gerne mal Opfer von den nicht immer so netten Doms, die das bereitwillig ausnutzen. Das meine ich jetzt keinesfalls abwertend, sondern das ist ganz normal.

Antworten, Zitieren, Kontaktieren, nach oben

Nachtasou

Autor. Korrektor.

24.05.2016 um 20:57 Uhr

Das Böse ist erotisch. Das Gute nicht.

 

Zur Form:

Mir kam der Text beim ersten Lesen bekannt vor, und war mir doch sicher, ihn nicht zu kennen. Es ist eine Moritat.

Das war früher eine Darbietung, die schaurig-schöne Nachrichten brachte, im Sinne von: Ich habe gehört, dass …

Zu deren Verbreitung jedenfalls trägt bei, dass sie Erwartungen bedient.

 

Dein Text kommt dokumentarisch daher, wie ein Brief an jemanden, den es tatsächlich gibt, und ist doch Fiktion, mit pädagogischem Anspruch.

 

Der Fall Höxter stand auf etlichen Portalen an prominenter Stelle. Warum wohl: Zu warnen? Aufzuklären? Um Erwartungen zu bedienen. Selbst Trockenpflaumen pinkeln sich dann vor als Mitleid getarnter Erregung (endlich mal) wieder ins Höschen.

Indizierte Bücher mit delikatem Inhalt waren schon immer eine Empfehlung an sich. Und die geilsten Dinger wurden als Aufklärung verpackt.

 

Nichts von alledem will Dein Text sein, nehme ich an. Aber er bedient sich dieser Form.

 

Zum Inhalt:

Wen möchtest Du denn warnen? Oder: Wer wird sich wirklich angesprochen fühlen? E bestimmt nicht; E hat in ihrem Drang zur Selbstentwertung wahrscheinlich keine Wahlfreiheit.

Man mag E sogar einen Dom wünschen, nötigenfalls sogar einen der ebenfalls legendären Dumm-Doms, und keinen Realsadisten von nebenan, der sich einen Ehevertrag unterschreiben ließe.

Bdsm wäre noch ein Hort, wo sie überhaupt Grenzen vorfindet auf ihrem Trip zur lebenslangen Selbstsabotage.

Allen Nicht-E´s verschafft Dein Text das Gefühl „richtig“ zu sein, und zudem noch einen wohligen Schauer beim nächsten Date.

 

100% zustimmen würde ich Deinem Kriterium: Augen auf bei sozialem Abschotten und Isolieren. Aber das gilt für Sekten, Ideologien und Ehen auch. Das weiß jeder. Und die es nicht wissen wollen, suchen genau das.

Bdsm als Maske für brave Jungs riecht nicht nach bösem Testosteron sondern nur nach Lösungsmitteln; aus der Sicht von E.

Antworten, Zitieren, Kontaktieren, nach oben

Schattenwölfin

Autorin. Korrektorin. Förderer.

25.05.2016 um 07:05 Uhr

geändert am 25.05.2016 um 07:53 Uhr

Devana

Aus euren Beiträgen geht kurz gesagt hervor, dass jeder eben seine eigenen Erfahrungen machen muss, schließlich sind alle Beteiligten erwachsen.

 

Liebe Devana!

 

So kurz habe ich das aber nicht gesagt bzw. geschrieben. Wenn ich in einem solchen Fall um meine Meinung gebeten würde, dann bekäme der der Nachfragende sie, was er dann daraus macht, ist und bleibt nach meinem Verständnis jedoch seine Entscheidung.

 

Ein Beispiel aus meiner persönlichen Parallelwelt: Wenn sich ein halbwegs sattelfester Reitanfänger in einen jungen, kaum ausgebildeten, hochblütigen Hengst verliebt und meint, ihn kaufen und reiten zu müssen, würde ich ihn natürlich vor dem Risiko warnen, das mit dieser Pferd-Reiter-Konstellation verbunden ist. (Ich habe in meinem Beitrag nicht geschrieben, dass man nicht versuchen solle, den anderen zum Nachdenken zu bewegen!) Wenn er sich dann trotzdem für dieses Tier entscheidet, dann soll er damit im besten Fall glücklich werden, wenigstens aber gesund bleiben. Tut er es nicht, werde ich ihm aber hinterher nicht mit erhobenem Zeigefinger begegnen.

 

Abschließend von mir noch folgender Gedanke: Hat nicht jeder von uns schon Entscheidungen wider den vernünftigen Ratschlag anderer - oder sogar dem eigenen, besseren Wissen zum Trotz  - getroffen, um seinen Weg zu gehen? Den, von dem man ausgeht, es sei jetzt der sich gut anfühlende und damit richtige Weg? Bei mir ist das so, und mal war es gut, nicht auf andere gehört zu haben, mal wäre es besser gewesen, das zu tun. Aber wem bitte hilft ein "Ich habe es Dir doch gleich gesagt, Du Dummchen, aber Du hast es nicht anders gewollt!"?

 

Wölfin

Antworten, Zitieren, Kontaktieren, nach oben

Mai

Profil unsichtbar.

25.05.2016 um 09:16 Uhr

geändert am 25.05.2016 um 09:38 Uhr

Natürlich soll man nicht schweigen. Wahrscheinlich kennt fast jede Frau, die virtuell, oder auf Stammtischen  unterwegs ist den Umstand einem Neuling mal ein bisschen die große weite Welt zu erklären.

Ich persönlich hatte das Glück, erst auf dem zweiten Bildungsweg pervers geworden zu sein. Zu einer Zeit, wo ich schon ausreichend Erfahrung mit der Spezies Mann gemacht hatte. Und schon wusste, welche Eckpunkte ich im Thema "Liebe" brauche, um nicht unglücklich zu werden. Dazu habe ich in der Vergangenheit aber auch viel Dreck fressen müssen, ganz ohne BDSM-Anstrich.

Aber hey, es gibt eben auch junge Dinger, die sich ihre Hörner erst abstoßen müssen. Um herauszubekommen, was man im Leben braucht, muss man Erfahrungen sammeln. Und dazu gehört auch Schmerz. Das kann man nicht aus zweiter Hand.

Da muss jeder selber durch.

Anstrengend finde ich eher die Frauen, die den selben Fehler hundertmal hintereinander machen. Aber die jungen  Dinger, die erst mal auf so einen Mann hereinfallen wollen, die muss man eben lassen. Und sich bereithalten, ohne "hab ich doch gleich gesagt"-Häme zu helfen, wenn sie aus ihrem Wahn wieder auftauchen.

 

Klar geht das auch mal gehörig schief. Aber so ist das Leben. Manche Menschen brauche das Leid besonders dick, um zu begreifen, wo sie sich schützen müssen.

Aber auch denen hilft kein "Du bist naiv, Sklavin E"

Antworten, Zitieren, Kontaktieren, nach oben

Nachtasou

Autor. Korrektor.

25.05.2016 um 14:13 Uhr

Jonas Text ist auch ein sehr nützlicher, weil er Fragen aufwirft.

Zum Beispiel, wann Toleranz und Akzeptanz an Grenzen stößt. Bdsm-er, die sonst Toleranz für sich einfordern, bis hin zum „Was geht es andere an, was ich mache?“, fangen in der eigenen Zunft an Grenzen zu ziehen und über andere zu bestimmen, ab wann etwas unverantwortlich oder gar krank ist.

 

Eine andere Frage ist auch, ob sich das viel beschworene Konsens-Prinzip beim ersten Grenzfall als unzuverlässig erweist. Es soll ja irgendwie rechtfertigen.

Was ist, wenn sich zwei Menschen konsensuell finden, von denen jeder für sich allein unterwegs nur schwer irgendwo anders auf Zustimmung stoßen würde. Wie in der Geschichte vielleicht E und ihr Gegenüber.

Muss dann "per Mehrheit" entschieden werden, ob dieser Konsens gilt? Und welche Mehrheit: die der SM-er, oder die der gesamten Öffentlichkeit? Und wenn nicht per Mehrheit, dann lieber Fachleute. Alles nicht so schön.

Antworten, Zitieren, Kontaktieren, nach oben

Jona Mondlicht

Autor. Korrektor. Teammitglied.

25.05.2016 um 14:47 Uhr

Ihr Lieben,

 

ich sehe, es braucht mehr Blog-Artikel. Wenn sie immer solch angeregte Diskussionen herbeiführen - ganz gleich, ob aus der Aussage des Textes, des gewählten Stils oder der aus ihm erzeugten Stimmung entstanden - erfüllen sie einen guten Zweck: Es wird thematisiert und manche Meinung gerufen, die sonst still verborgen geblieben wäre.

 

Das empfinde ich sehr positiv! ("Das gefällt mir" klang mir zu facebooklastig.)

 

Jeder darf seine Meinung haben. Von völligem Verriss und Unverständnis bis hin zu empfundener Wichtigkeit. Anfügen möchte ich - nicht rechtfertigender, sondern erklärender Weise - noch jenes:

 

Der Beitrag ist tatsächlich einer wahren Begebenheit entsprungen, aber viele persönliche Details, die in der Kommunikation flossen, enthält er eben nicht. Breitgetreten wurde nichts außer einem Schema, das mir schon mehrfach begegnet ist und nicht nur im Fall E. Den Stil habe ich absichtlich als Ansprache gewählt. Auch deswegen, weil ich das grundsätzlich Gemeinte E. tatsächlich gern so gesagt hätte. Ich tat es hier auf vielleicht überspitzte, provokante Weise und wie gesagt: Schön, dass es eine Diskussion angestachelt hat.

 

Viele Grüße

Jona

Antworten, Zitieren, Kontaktieren, nach oben

25.05.2016 um 17:42 Uhr

geändert am 25.05.2016 um 17:42 Uhr

Ich finde, dass die Grenze, die hier aufgezeigt wird, sehr früh beginnt - und das zurecht.

 

Deswegen fand ich den folgenden Absatz so gut

„ Wie du dich beim ersten Treffen als gute sub verhalten sollst,... was du tun sollst, wenn es dir nicht schmeckt und ob du auch seine Rechnung im Cafe zu bezahlen hast.“

 

Zuallererst bin ich Mensch, danach erst Sub, aber das mit ganzen Herzen

Antworten, Zitieren, Kontaktieren, nach oben

Nachtasou

Autor. Korrektor.

25.05.2016 um 20:38 Uhr

geändert am 25.05.2016 um 20:39 Uhr

Bester Leuchtende Luft,

 

entscheidend ist doch, dass Du Deine eigene Grenze setzt. Und auch nicht in Frage gestellt wissen willst.

Wie käme ich dazu zu antworten: Du setzt aber Deine Grenzen eng, oder weit.

Also Stino würde ich vielleicht ohnehin den Kopf schütteln über diese Notwendigkeit von (what?) Grenzen, und was ist ein sub mit ganzem Herzen in Abgrenzung zu einem Menschen?

 

Nehmen wir an, Du wärst ein SM-er, der es geil fände, sich den Hintern (oder noch edlere Teile) nadeln zu lassen und eine Frau sucht und findet, die das auch gerne ausführt. Soll sie dann sagen:

„Dem Menschen LL täte ich das nicht an, aber dem sub LL schon.“ Weil Du es so willst und ihr Euch einig seid, stellt es Dir niemand in Abrede Dich einer solchen Behandlung zu unterziehen.

Und Dein Arzt, der Dir eine Spritze gibt, soll sagen: „Dem sub täte ich nie so zu Gefallen sein, aber dem Menschen schon.“ Und die Liste an ´wie ich mich als Patient zu verhalten habe ist lang´)

Weil Du es so willst und ihr Euch einig seid, stellt es Dir niemand in Abrede Dich einer solchen Behandlung zu unterziehen.

Antworten, Zitieren, Kontaktieren, nach oben

Jona Mondlicht

Autor. Korrektor. Teammitglied.

25.05.2016 um 23:23 Uhr

Nachtasou

Und Dein Arzt, der Dir eine Spritze gibt, soll sagen: „Dem sub täte ich nie so zu Gefallen sein, aber dem Menschen schon.“ Und die Liste an ´wie ich mich als Patient zu verhalten habe ist lang´)

 

Ich muss das jetzt loswerden:

 

Mein Zahnarzt ist Sadist. Nicht nur gefühlt wie alle Zahnärzte, sondern weit darüber hinaus. Zu Silvester meinte er zu mir und meinem abgebrochenen Zahn: "Oh, das sieht gut aus", und als ich ihn ungläubig ansah (es tat höllisch weh!), setzte er grinsend nach: "Aus Sicht eines Sadisten." Kurz vor Pfingsten erklärte er mir bei einem weiteren unserer unheilvollen Treffen kurz vor dem Ziehen eines Weisheitszahnes, dass ich mir einfach vorstellen soll, Schmerzen seien etwas ganz Besonderes.

 

Manchmal frage ich mich, ob er hier mitliest.

 

Viele Grüße

Jona

Antworten, Zitieren, Kontaktieren, nach oben

Devana

Autorin. Korrektorin. Teammitglied.

25.05.2016 um 23:24 Uhr

Lieber Nachtasou,

 

prinzipiell stimme ich Dir aus ganzem Herzen zu: Wenn zwei sich finden um XYZ gemeinsam auszuleben, sollen sie das bitte tun, so lange sie niemanden damit stören oder sich selbst dabei gefährden, auch wenn das in der restlichen Welt (sei es nun die Stino- oder die BDSM-Welt) auf Unverständnis, Ablehnung oder gar Belustigung stößt.

 

Jetzt kommt das ABER:

 

Wenn einer der Beteiligten sich nur aus reiner Unkenntnis oder (Achtung, ich sage das böse Wort jetzt auch:) Naivität auf XYZ einlässt, sieht es schon wieder ganz anders aus.

 

Da gibt es in der BDSM-Welt so einige Sachen, die man Neulingen mit "Das ist eben so" verkaufen kann. Beispielsweise: Man braucht unbedingt einen Vertrag, Sub hat nicht das Recht, sich von Dom loszusagen und muss sich auch willig anderen Männern hingeben und viele andere Dinge.

Wie gesagt: Wenn sich beide darüber einig sind und beide sich bewusst sind, dass dies ihrer Neigung entspricht, sollen sie das bitte so machen. Vielen Neulingen wird das aber als allgemein gültig verkauft. Noch schlimmer: Es gibt Leute, die halten nur ihren SM für den einzig Wahren und nehmen keine Rücksicht darauf, ob das der Gegenpart überhaupt auch so möchte.

 

Die Gefahr ist natürlich immer da, jemanden seine eigenen Vorstellungen aufzudrücken. Da will ich mich nicht ausnehmen. Im besten Falle versucht man also nur die Augen zu öffnen.

 

Ob der Text nun etwas erreicht oder nicht, mag ich nicht beantworten. Wäre der Text nicht so drastisch formuliert, hätte er aber wahrscheinlich noch viel weniger bewirkt. Mit bewirken meine ich auch, dass andere Neulinge sich davon angesprochen fühlen.

 

Und jetzt habe ich den Faden verloren, da ich unterbrochen wurde. Also besser Absenden und irgendwann später weiterdenken...

Antworten, Zitieren, Kontaktieren, nach oben

Hinweis

Gäste können keine Beiträge abgeben.

Links in den Beiträgen sind nur angemeldeten Nutzern unserer BDSM-Community sichtbar.

zurück, nach oben

1 2 3 4 ... 8 9 10 11

 

Anzahl und Sortierung der darzustellenden Beiträge kannst du in deinen Profileinstellungen ändern.

Forenbeiträge geben die Meinung der Erstellenden wieder. Die Beitragsinhalte entsprechen nicht zwangsläufig unserer Meinung, wir machen uns diese auch nicht zueigen. Bei Verstößen gegen die Forenregeln bitten wir um einen Hinweis.

Smilies, Statistik, Hinweise zur Nutzung des BDSM-Forums

 

Diese Seite als Lesezeichen:

Hier gelangst du zu deinen Lesezeichen.