Jeden Tag geht sie dorthin. Fast immer um die gleiche Zeit, am späten Nachmittag, denn um diese Zeit dämmert es zumindest im Winter schon, und sie wird nicht gestört. Sie geht zu Fuß, auch wenn es ihr schwer fällt mit der Krücke, und auch wenn es in Strömen regnet, dann zieht sie die Kapuze ihres Mantels fester zu. Und sie kniet sich jeden Tag auf den harten Stein der Umrandung des Einzelgrabes, nicht lange, nur für eine Minute oder zwei, nicht um zu beten, sondern um Zwiesprache zu halten, die einzige, die sie noch mit ihm halten kann, seit er nicht mehr da ist. Dann steht sie auf und kehrt in die leere Wohnung zurück. Leer nicht an Dingen, alles ist so geblieben, wie es damals war, doch all diese Dinge bedeuten nichts mehr außer den wenigen Bildern, die es von ihm gibt, und die sie sorgfältig hat rahmen lassen.
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Als Erzähler hast du eine Geschichte erzählt. Ich bin im Text geblieben, wurde nicht abgelenkt. Im Vordergrund standen Gedankenwelten. Die Figuren bekamen ihre Körperlichkeit und ihr Leben genau dadurch, dass du sie nicht detailliert beschrieben hast. Dein Text zeigt Emotionen und weckt sie in in mir beim Lesen Das ist gekonnt. Mein Verständnis der eigenartigen Familiengeschichte ist begrenzt. Aber das ist meine Sicht und mir ist bekannt, dass die Realität unserer Welt deine im Text beschriebene Konstellation oft bestätigt.
Die Geschichte hat etwas ganz tief in mir berührt. Zeit hilft dabei, dass man den Schmerz über einen Verlust nicht mehr ganz so stark empfindet. Aber manchmal braucht man eben auch einen Anschub um wirklich abschließen und neu beginnen zu können. Danke, das hast du wunderschön beschrieben