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Die Verfolgung

Eine BDSM-Geschichte von high time.

 

Er folgte ihr in irgendein Untergeschoss in irgendeinem Stadtteil. Es war kühl. Alle Wände gekachelt. Draußen war es heiß, die U-Bahn voll.

Er stand, sie saß mit übereinandergeschlagenen Beinen. Warum hatte sie gerade ihn angeblickt? Zwischen all den Männerblicken gerade seinen gefangen? Als ob sie ihn kannte. Als ob sie etwas von ihm wollte. Er lächelte, kaum wahrnehmbar für andere, vorfreudig, ahnend, mehr nach innen als nach außen sichtbar. Zwei Haltestellen später erhob sie sich, ging in Richtung Tür. Er sperrte ihr den Weg frei, schob Körper zur Seite, damit ihrer Raum bekam. Aber sie wollte diesen Raum nicht. Blieb dicht vor ihm stehen. Ihr Po musste ihn nicht berühren, es war genug Platz. Aber er wollte. Ihr Po wollte ihm sagen: „Komm. Es ist heiß. Es ist Sommer.“

Er ging ihr nach. Folgte ihrem Po. Die Fahrt auf der Rolltreppe zeigte ihm ihre Fesseln, ihre Waden. Sie ging vor ihm und ihr Po hörte nicht auf, mit ihm zu sprechen. Wie viel er zu sagen hatte!

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Kommentare von Leserinnen und Lesern

Devana

Autorin. Korrektorin. Teammitglied.

04.04.2024 um 16:04 Uhr

Lieber high time,

 

es ist alles gut. Es ist immerhin schon etwa 30 Jahre her. Wenn ich mit meinen Worten erreicht habe, dass das eine oder andere männliche Wesen etwas sensibler durch die Weltgeschichte läuft und man vielleicht auch nicht einfach wegsieht, wenn man eine derartige Situation erlebt, dann bin ich schon zufrieden (denn das ist das, was mich nach wie vor am meisten schockiert).

 

Wie gesagt glaube ich, dass fast jede Frau derartige Erlebnisse hatte. Ich könnte noch weitere erzählen und habe mich nur auf die in öffentlichen Verkehrsmitteln beschränkt.

 

Gruß

Devana

high time

Autor.

04.04.2024 um 13:50 Uhr

Liebe @Campanula, liebe @Sisa, liebe @Devana, vielen Dank für eure Kommentare! Ich wollte eine kleine Geschichte schreiben über ein sich liebendes Paar, dessen Er eine ausgewachsene Vorliebe für den Po seiner Sub hat und die beide in einer schönen Übereinstimmung ein Rollenspiel spielen. Aber natürlich wäre diese Geschichte ziemlich langweilig geworden, wenn ich sie so geschrieben hätte, wie sie sich am Ende auflöst. Darum ist sie so geworden, wie ihr sie gelesen habt mit einem Handlungsbogen, der sich erst allmählich entwirrt.

Ich freue mich riesig, dass die meisten Leser mir dabei mit Spaß und Freude an der Geschichte gefolgt sind. Aber das, was Devana schrieb, ist heftig. Für dich, Devana, ist es keine schöne Geschichte geworden. Das ist allzu verständlich und das tut mir leid. Dafür kann natürlich die Geschichte nichts. Vielleicht ist das auch eine unabwendbare Gefahr bei BDSM-Geschichten. Ohrfeigen z.B. finden manche Subs erregend, für andere ist es ein absolutes NoGo, weil es möglicherweise fürchterliche Erinnerungen und Gefühle heraufbeschwört. Beim BDSM-Handeln weiß man so etwas natürlich (hoffentlich) als Paar und berücksichtigt es im vereinbarten Spiel.

Schreiben ist etwas anderes. Da kann eine Geschichte für manche erregend sein, für andere amüsant, für einige langweilig und für wieder andere abstoßend. Nochmal Devana, es tut mir leid, dass ich dich damit so übel erwischt habe.

Devana

Autorin. Korrektorin. Teammitglied.

03.04.2024 um 22:04 Uhr

Ich habe lange überlegt, ob ich hier etwas dazu schreiben soll. Ich war froh, dass Campanula bereits etwas zu dem Thema geschrieben hat. Mich hat genau aus dem Grund die Geschichte sofort getriggert. Aber ich denke, es ist wichtig, etwas dazu zu schreiben. Wichtig, um manch einem klarzumachen, was diese Fantasie auslösen kann und was den Unterschied zwischen realen Leben und abgekarteten Spiel ausmacht. Und ich frage mich, ist es wirklich eine Männerfantasie? Vielen Frauen scheint es ja auch zu gefallen.

 

Meine Triggergründe:

 

Story 1:

 

Ich glaube, ich war 17 Jahre alt, als ich eines Abends mit dem Bus nach Hause fuhr. Es war nicht wirklich spät, so gegen 21 Uhr. Ich saß irgendwo im hinteren Bereich des Busses. Der Bus war weder voll noch leer.

 

Irgendwann setzt sich ein Mann neben mich. Und irgendwann legte sich seine Hand auf mein Knie. Und ich hatte den Mut, laut(!) zu sagen, er solle doch bitte seine Hand von meinem Knie nehmen.

Niemand, ich wiederhole NIEMAND, hat sich auch nur zu mir umgedreht. Immerhin aber nahm er die Hand weg, blieb aber sitzen.

Aber damit nicht genug. Als ich aussteigen musste, stellte ich nach ein paar Metern fest, dass mir der Mann folgte. Ich werde nie vergessen, wie mein Herz klopfte. Glücklicherweise musste ich nur über zwei Ampeln einer großen Kreuzung. Mit zitternden Fingern suchte ich nach meinem Schlüssel und erst, nachdem ich die Haustür geöffnet hatte, konnte ich durch die Glastür beobachten, dass der Mann auf der anderen Straßenseite am Haus vorbeiging.

 

Story 2:

Ähnliche Situation. Mit dem Unterschied, dass es ein klein wenig später war und ich die einzige Fahrgästin war. Und dass der Busfahrer einfach an meiner Station vorbeifuhr, obwohl ich gedrückt hatte. Ich ging zu ihm vor und meldete mich. Und er fragte mich, ob ich nicht noch mit ihm etwas trinken wolle (wohlgemerkt: ich 17, er locker über 50). Ich hatte ein verdammt mieses Gefühl, da ich ja eben alleine mit ihm in dem großen Bus war. Ich verneinte und er ließ mich dann an der nächsten Station raus. Die eine Station musste ich dann zu Fuß zurücklaufen.

 

Story 3:

Ich war Studentin, also irgendwie Anfang 20. Ich stand in einer gut gefüllten U-Bahn und hielt mich an einer Stange fest. Ein älterer Mann stand vor mir und rieb dann irgendwann in eindeutiger Weise sein Geschlechtsteil an mir. Wieder hatte ich den Mut, laut zu sagen, er solle das bitte sein lassen. Und wieder - ihr ahnt es vielleicht - hat sich niemand umgedreht, etwas gesagt, geholfen oder was auch sonst.

 

Fazit:

Ich denke nicht, dass ich die einzige Frau mit solchen Erlebnissen bin. Und nein, ich konnte diese Geschichte in keiner Weise genießen oder schön finden. Ich gebe aber dazu keine Bewertung ab, nur diesen Kommentar.

 

Mir ist klar, dass es zahlreiche Frauen gibt, die z.B. Vergewaltigungsfantasien haben. Und dass es ebenso zahlreiche Frauen gibt, die vergewaltigt wurden und das in keiner Weise verstehen können.  Und trotzdem darf man wohl niemanden verurteilen, der die Fantasien hat oder sie vielleicht in Rapeplays sogar auslebt. Es ist wirklich schwierig.

Sisa

Autorin. Förderer.

03.04.2024 um 15:41 Uhr

Ich mag die Geschichte. Anfangs dachte ich, das ist ein Serienkiller, ein Mörder, der ihr folgt - das geht nicht gut aus. Hölle ist die leichtsinnig, ist doch ein Fremder. Ich glaube, ich sehe zu viel schlechte Filme *lach.

Die Sache mit den sprechenden Po, der plappert - also, die ist schlicht genial. Damit hast du mich voll gekriegt.

Dann die Wendung, die Sache mit dem SM. Da ahnte ich bereits, das könnte vielleicht ein Paar sein. Eine Art Rollenspiel.

Das Ende ... ich mag es. Einfach nur schön.

Volle Punktzahl! Danke!

27.03.2024 um 02:41 Uhr

Verdammt schön beschrieben.

Meister Y

Autor. Förderer.

18.03.2024 um 07:06 Uhr

Guten Morgen Campanula, war ich wirklich so mißverständlich? Für mich war nach einer Weile klar, dass das einvernehmlich war. Es ist und bleibt ein hocherotisches Spiel eines Paares, kreativ und wirklich schön beschrieben!

17.03.2024 um 23:58 Uhr

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Campanula

Autorin.

17.03.2024 um 23:03 Uhr

Mich erstaunt, dass ihr diese Geschichte so eindeutig positiv als glücklichen Zufall, als Traumerfüllung oder Männerfantasie lest, poet, Christina Saphir, Meister Y. Ich selbst hatte beim ersten Lesen anfangs absolut gemischte Gefühle. Mich sprang da ganz unmittelbar ein Hauch von #metoo an ein Mann, der glaubt, der Blickkontakt einer Fremden gelte ihm, der ihn als Einladung, ja, als Aufforderung versteht, der sich in der U-Bahn wie beiläufig an ihrem Hintern reibt und ihr dann bis zu ihrer Wohnung folgt – das hat etwas Gruseliges und Unheimliches. Da ich ein Faible für Non-Con-Fantasien habe, hat das Gruselige für mich natürlich auch eine erotische Komponente, und dass die Erotik nicht zu kurz kommt, dafür sorgt high time mit seinem unnachahmlichen Stil.

 

Bis zum Weg ins Treppenhaus hätte das Ganze auch die Verfolgungstour eines Triebtäters sein können. Erst als er die Wohnungstür für sich geöffnet fand, wurde mir klar Das hier ist etwas Einvernehmliches. Alles vorher war Show, war Method Acting. Ab hier konnte ich mich als Leserin entspannt zurücklehnen, konnte den Grusel der Sinnlichkeit weichen fühlen, und in der Schlussszene wird dann endgültig klar Hier hat ein liebendes Paar ein erotisches Spiel inszeniert, getragen von einer innigen Nähe und Verbundenheit. Was für ein Handlungsbogen!

Ambiente

Autorin. Förderer.

16.03.2024 um 09:07 Uhr

Atemlos fühle ich mich gerade etwas, denn während ich Deinen Text las, hielt ich immer wieder den Atem an. Wollte an der Stelle des Textes verharren, ihn genießen , ihn in mich aufnehmen, aber er duldete es nicht. Lockte, nahm mich mit, hielt mich wieder für Sekunden an einer Stelle fest. Habe lange nicht mehr einen so mitnehmenden Text gelesen.

 

wir lesen uns

ambi

poet

Autor.

15.03.2024 um 22:30 Uhr

Gekonnter Stil, liest sich hervorragend, Gratulation! Er passt zu diesem Männertraum, lässt hintan stellen, dass es eben "nur" ein Traum ist. Humorige Elemente wie der personifizierte Po wechseln mit fordernden erotischen Augenblicken und münden in ein unerwartet gefühlvolles Ende -  und all das in einem doch recht kurzen Text!

Berücksichtigt wurden nur die letzten Kommentare.

Zu allen Beiträgen im Forum zu dieser Veröffentlichung.