Ihr Lieben,
schon wieder anderthalb Wochen vorbei. Bevor ich nachher die nächste Staffel starte, will ich noch meinen Senf dazu geben.
Ich rolle das Feld mal von hinten auf:
Meister Y
Das ist eine Szene, und eine gelungene dazu. Du hast die Situation gut eingefangen. Ich kann die Kälte spüren und die Anspannung: Bleibt er oder fliegt er weg? Ich tippe auf Grünspecht. Und habe zudem den Begriff "Zwiesel" aktiviert.
Sprachlich würde ich eine Wortwiederholung und einen (gefühlten?) Grammatikholperer am Ende des zweiten Absatzes anmerken.
Rumsch
Wachs und Eiswürfel ... ich würde dich hassen
Die Szene gefällt mir gut, ich habe ein Bild vor Augen, spüre das Knistern zwischen beiden, das Bedingungsgefüge ist klar.
Ich stimme Leo zu, du bist deinem Stil treu geblieben, allerdings habe ich diesmal nicht so den Eindruck von Überattributierung. Über den Einsatz von Personifizierungen werden wir uns wahrscheinlich nicht einigen können.
Eine Frage habe ich nur: Warum stehen Teile des Textes in Kursiv?
Leo Me
Du könntest auch drei oder vier Texte hochladen, da gibt es keine Begrenzung.
Zu deinem zweiten Text:
Ich bin gleich mit dem ersten Satz im Geschehen - heißer Tee und schmerzende Fingerspitzen, das hast du gut beschrieben. Aber im zweiten Teil hast du mich verloren. Da fehlen mir Details. Zur ERklärung: Wenn ich meinen Oleander ins Winterquartier bringe, dann greife ich den Topf - 30 cm Durchmesser und maximal 40 cm hoch - ist halt noch ein kleiner Oleander - und eine knappe Minute später steht der an Ort und Stelle. Bei mir entstehen nach deiner Beschreibung völlig falsche Bilder.
Dein erster Text gefällt mir gut. Die Verwendung des Präsens macht ihn intensiv, ich bin in der Situation. Da sind Widerwille und Angst, auch ein bisschen Trotz und gleichzeitig Erleichterung über seine Nähe.
Zwei Kleinigkeiten sind mir trotzdem aufgefallen: Du verwendest an zwei Stellen im ersten Absatz den Plusquamperfekt. Den würde ich durch Perfekt ersetzen. Das ist auch einer der Vorteile, wenn man im Präsens schreibt, dass man sich den sperrigen Plusquamperfekt schenken kann.
Zweite Anmerkung: Der Satz "Viel schöner noch, als in meiner Vorstellung." bezieht sich, so wie er im Text steht, auf ihre Bewegungen. Ich bin mir nicht sicher, ob das so gedacht war.
Luna Ery
Du liegst überhaupt nicht daneben und die Situationsbeschreibung ist dir gut gelungen. Schöne Bilder. Beim ersten Lesen war ich gefangen in der Szene, beim zweiten sind mir kleine Unstimmigkeiten aufgefallen. Ich gehe davon aus, dass die Tropfen im ersten Abschnitt Schweißtropfen sind, entstanden aus der Anstrengung im Kampf gegen die Fesseln. Kurz darauf schreibst du: "Es ist so kalt, dass meine Brustwarzen sich fest zusammen ziehen ..." Das ist jetzt nicht unbedingt ein Widerspruch per se, aber du zeigst beide Zustände als nebeneinanderliegende Fakten. Ich würde es so formulieren, dass das Gegensätzliche deutlich wird.
Eins noch: "Die Rinde des Baumes reizt meine Haut. Sie ist bereits leicht gerötet." Ich weiß wie es gemeint ist, aber nach meinem Leseverständnis bezieht sich das "sie" im zweiten Teil auf das Subjekt des vorangegangen Satzes, also auf die Rinde.
Drachenlady
Alles richtig verstanden und eine starke Szene beschrieben. Der Wechsel von ganz kurzen und komplexeren Sätzen macht das Bild intensiv. Auch hier verfehlt das Präsens nicht seine Wirkung.
Es gibt einen Satz, der mir ein wenig sperrig erscheint, da bin ich gestolpert: "Dir geht es anscheinend genauso, wie an der Gänsehaut zu sehen ist, die die Härchen auf deinem Arm sich aufstellen lässt." Aber das ist mein ganz persönliches Empfinden.
Noras Marie
Deine Szene ist sehr intensiv und ungemein reizvoll. Du hast ein stimmiges rundes Bild erzeugt. Das knistert gehörig da vor dem Spiegel.
Der einzige Satz, der bei mir schiefe Bilder erzeugt, ist dieser: "Es war Kälte, die mich traf, und sich nun wie eine Lanze in mein Schlüsselbein bohrte, an der Sehne meines Halses hochjagte und mir direkt durch die Schläfe ins Gehirn fuhr." Der kann sich irgendwie nicht entscheiden, ob er Zeitlupe oder Zeitraffer sein will, aber das geht vielleicht nur mir so.
Nora
Schöne Impressionen eines kalten Novembermorgens. Ich spüre glasklare Luft, sehe die Atemwölkchen und trippelnde Zehen auf Waschbetonplatten. Nichts trübt den Lesegenuss.
So, wenn mein Kater noch ein kleines bisschen mit Sarah beschäftigt ist, kann ich das nächste Blitzlicht gleich starten. Wenn nicht, dann kommt es morgen.
Euch allen einen schönen ersten Advent
hanne