Seelenspiegel
Eine BDSM-Geschichte von Asmodeus.
Dorian ist sehr wohlhabend. Nicht sein eigener Antrieb, Opferbereitschaft oder Geschäftstüchtigkeit brachten ihn in diese privilegierte Lage, vielmehr waren seine Eltern und Großeltern dankenswerterweise mit diesen Talenten, in Kombination mit unbedingter Disziplin und Arbeitswillen, gesegnet. Unmittelbar damit einhergehend waren Zeitmangel und eine gering ausgeprägte Libido, wohl ebenfalls Eigenschaften, mit denen sie in ausreichender Menge bedacht worden waren, sodass er als alleiniger Erbe eines beträchtlichen Familienvermögens schon seit Jahren genießen kann, was ihm von seinen Vorfahren mit so viel Eifer und Weitblick zur Verfügung gestellt worden war.
Er führte in der Vergangenheit ein Leben von Stande, verkehrte in den besten gesellschaftlichen Kreisen, war gern gesehener Gast und natürlich immer auch schmückender Zierrat seiner Gastgeber. Seine jungenhaft-androgynen Gesichtszüge, die hochgewachsene und schlanke Statur und eine ihm standesgemäß anerzogene aristokratische Bewegungseleganz verliehen ihm ein äußerst attraktives Erscheinungsbild.
Sein Äußeres zog in Gesellschaft zwar die Blicke auf ihn, dass diese sich allerdings nur schwer wieder lösten, lag an seinem charismatischen und selbstbewussten Auftreten. Ob belangloser Small Talk oder argumentative Debatten zu meinungsstarken Themen - er verstand es, seine Gesprächspartner an seinen Lippen kleben zu lassen. Dies tat er grenzenlos selbstbewusst und in ungemein eloquenter Weise, erlernt in den besten Schulen des Landes, zudem befeuert von der frühen und befreienden Erkenntnis, für immer sorgenfrei und unabhängig von der Gunst Dritter leben zu können.
Einmal sagte er bei einer der vielen austauschbaren Gelegenheiten zu einer austauschbaren Person, er wisse eben wie man lebt. Er führe ein Dasein ohne Wünsche und Sehnsüchte, denn alles, was er wolle, bekäme er auf die ein oder andere Weise. Ein Leben im Überfluss und so ereignisreich wie es sich die meisten Menschen ohne seine Mittel nicht einmal würden vorstellen können.
Wie ich doch irrte, dachte er innerlich lächelnd. Im Grunde begann es überhaupt erst, als die K. in sein Leben trat.
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