Hallo Nora und Willkommen im Autorenkreis der Schattenzeilen!
Deine erste Geschichte hier fegt wie durchziehender Frühlingsluft durch unsere Bibliothek und ich sehe die Wollmäuse geradezu auf dem Parket im hereinscheinenden Sonnenlicht des Frühjahrs umeinander tanzen.
Recht schnell hatte ich Bilder von den Figuren vor meinem inneren Auge, auch von den Schauplätzen, ohne dass Du dafür konkrete Worte benutzt hast. Eine mädchenhafte Frau nimmt Gestalt an, die Fliesen im Hochschulbüro Farbe, und ich ahne, dass die solidarische Stimmung in Deinem (?) Kiez weit über Gratis-Bratwurst für Hunde hinausgeht.
Apropos Hunde. Hier sehe ich den einzigen Haken in Deinem Text. Zum einen nehmen sie für mich zu viel Platz ein. Ich weiß nicht, ob es so vieler Worte bedarf, um einen Begleiter mit zu dem Dealer zu nehmen.
Zum anderen bleibe ich bei der lesbischen Schäferhündin hängen. Rein vom Textverständnis kapiere ich „Ja, es gibt auch lesbische Schäferhündinnen, guckt ihr mal!“ nicht. Wer ist mit „ihr“ gemeint? Der Leser? Den so mitten im Text und (wenn ich es nun richtig im Kopf habe) einmalig anzusprechen, ist befremdlich.
Bei der ersten Erwähnung der Lesbenhündin dachte ich noch, dass das möglicherweise witzig gemeint ist — nur eben meinen Humor sprengt. Dann hätte es aber einer weiteren Erwähnung nicht bedurft. Dabei bestreite ich nicht, dass es bei Hunden homoerotische Neigungen geben mag — was wir sehen und möglicherweise in diese Richtung deuten ist in der Regel aber Dominanz- und nicht Sexualverhalten.
Durch das Schnuppern-lassen ausdrücklich an der Onanie-Hand bekommt vor allem diese Szene aber so ein Ding, was ich zwischen Mensch und Tier nicht (lesen) mag.
Nun aber zurück zum Text.
Die sich aneinander reihenden Bilder haben mich förmlich durch die Geschichte gejagt; mitzuhalten erfordert da schon eine gewisse Kondition. Kürzlich habe ich eine Geschichte kommentiert, die sich durch einen gleichbleibenden Rhythmus in meine LeseSeele getastet hat. Hier ist es ähnlich, allerdings mir einer erheblich höheren Anzahl an BPMs.
Da „Nasse Katze“ kein Mehrere-hundert-Seiten-Roman, hat meine Kondition ausgereicht, wozu die Qualität des Gelesenen sicher erheblich beigetragen hat.
Und in diese Qualität schließe ich die Tonart mit ein. Als Lektorin tue ich mich schwer mit Begriffen wie Kram und Zeugs. Hier habe ich gelernt, dass sie gerne bleiben dürfen, wenn es stimmig bleibt. Tut es.
Wölfin