Lieber Gregor,
Eine interessante These, die Du aufgeworfen hast:
Gregor
Frauen stehen mehr als Männer auf diese umfassende Herzenssache im BDSM. (...) er ist und gibt euch – Liebe.
Nun ja, ich persönlich habe wenig Einblick in die Welt eines männlichen Subs, seine Gefühlsebene, Bedürfnisse, Beweggründe etc. Ich war zwar immer der Meinung, dass sich diese nicht grundsätzlich voneinander unterscheiden könnten, immerhin teilen Subs unabhängig des Geschlechts das Verlangen sich zu unterwerfen und sich seinem Top mit allem hinzugeben, jedoch scheinen doch noch grundsätzliche Unterschiede zu existieren, wie Du darlegst.
Manche Aspekte nehme ich jedoch etwas anders wahr als Du. Zum einen würde ich diese "umfassende Herzenssache" wie Du sie nennst nicht mit Liebe gleichsetzen. Ich unterstreiche, dass gerade in Bezug auf meine Person, für die völlige Unterwerfung und Hingabe eine VERBINDUNG bestehen muss. Ich als Submissive und Masochistin lasse mich dominieren, fesseln, schlagen, knebeln, würgen etc. ... und dies von jemandem, der mir jederzeit körperlich überlegen ist. Es würde doch an Dummheit grenzen sich jemandem in dieser Art und Weise hinzugeben ohne sich sicher zu sein, dass man bei eben diesem in "sicheren" Händen ist, oder?
Natürlich könnte man jetzt einwerfen, dass es käufliches BDSM gibt, das man als sogenannte Dienstleistung bezieht (eben die benannten Domina- und Dominusstudios), wie soll das dann funktionieren? Man kauft sich die Leistungen inklusive Grenzen und Regeln ein, wie man diese eben benötigt. Natürlich untermauert es Deine These, dass männliche Subs lediglich die Sessions suchen und sich dort ausleben und eben weibliche Subs das Tiefergehende. Aber ist dies tatsächlich so? Wie bereits anfangs betont, ich persönlich habe keinen Einblick in die Gedankenwelt eines männlichen Submissiven, jedoch habe ich Kontakt zu dominanten Männern, welche trotz fehlender Sub niemals auf die Idee kämen, sich eine Sub "einzukaufen". Auch sie suchen eben diese echte, enge Verbindung, die BDSM durch Kennen, Einfühlen, Vertrauen, Besorgnis ... eben erst echt und erfahrbar macht.
Als zweiten Aspekt wirfst Du die Anzahl und das Verhältnis der existieren Domina- und Dominusstudios ins Boot. Entsprechend des marktwirtschaftlichen Gesetztes Angebot und Nachfrage schließt man da natürlich ganz automatisch, dass die Nachfrage an Dominusstudios wesentlich geringer ist. Bleibt immer noch die Frage wieso? Du schlussfolgerst, dass dies daran liegt, dass der männliche Sub das Abenteuer und die lediglich herausragende Session sucht, während weibliche Subs die "Liebe" erfahren wollen. Nun ja. Das finde ich schon ein wenig gewagt. Meine Erfahrungen sind hingegen etwas anders. Ich als Submissive und auch masochistische Frau bedarf nicht eines Dominusstudios um mich auszuleben. Ich finde diejenigen haufenweise in etlichen Foren, wenn ich dies tatsächlich möchte. Als Denkansatz mit auf den Weg möchte ich jedoch auch geben, dass käufliche Liebe ganz allgemein von Männern wesentlich häufiger in Anspruch genommen zu werden scheint, als von Frauen, zumindest, wenn man Deinem Beispiel folgt und von den Bordellen ausgeht, welche weibliche und männliche käufliche Dienstleistungen anbieten.
Letztendlich kann ich nur noch einmal betonen, dass ICH zum Ausleben meiner Neigungen eben die benannte Verbindung benötige. Ich möchte mir sicher sein, dass mein Top mich und mein Wohl in jeder Situation im Blick hat und auf mich acht gibt. Erst dann kann ich mich völlig hingeben und MEIN BDSM leben. Und erst dann wird es mir "überwiegend scharf besorgt"!, um mit Deinen Worten zu schließen.