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Forum - Veröffentlichungen auf den Schattenzeilen - Geschichten und Gedichte

»Der Ast« von Nachtasou

Bezieht sich auf die BDSM-Geschichte »Der Ast«.

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Gelöscht.

25.09.2016 um 22:36 Uhr

Deine Geschichte ist verwirrend und zeichnet gleichzeitig eine klares Bild einer Frau, die ihr Schicksal sucht. Schwierig zu lesen aber so sehr passend zu der scheinbar aussichtslosen Realität.

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steeldoc

Autor.

15.10.2016 um 17:17 Uhr

Zugegeben: die literarische Qualität dieses Textes finde ich beeindruckend. Mit wenigen Worten wird hier ein Leben skizziert - in punktuellen Andeutungen, die aber dennoch alles Wesentliche beleuchten. Kindheit, Familie, Beruf. Und dennoch scheint da so viel Unausgefülltheit, Leere, Niedergeschlagenheit zu sein. Resignation. Extreme Fantasien als Folge von all dem? Als Folge eines subjektiv als unbefriedigend empfundenen Lebens? Da frage ich mich dann schon: Warum hat sie es denn nicht anders gestaltet, so, dass sie eines Tages in Zufriedenheit würde zurückblicken können? Gibt sie etwa Anderen, "der Gesellschaft", die Schuld an ihrer eigenen verfehlten Lebensplanung?

Meine eigene Lebenseinstellung ist da doch ein wenig anders, weshalb ich mich mit dem Text nicht wirklich identifizieren kann. Dennoch konnte ich etwas daraus mitnehmen: die beeindruckende Schreibtechnik, von der sich so mancher Autor etwas abschauen kann.

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Sesemie

Autorin.

03.11.2016 um 05:26 Uhr

Lieber Nachtauso,

leider muss ich feststellen, dass Dein Text früh um halb 6 nach einer anstrengenden Arbeitsnacht nicht das Richtige ist, da es sich um ernsthafte Literatur handelt. Man muss das mehrmals lesen und alle Bilder, die Du so schön zeichnest auch sehen können.

Vielen Dank!

Sesemie

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corvus corax

Autor.

20.12.2016 um 12:07 Uhr

Ich kann Devanas Gedanken gut folgen, teilweise geht es mir ähnlich, dennoch:

wenn wir alles verstanden, erklärt und durchleuchtet haben - ist es dann noch interessant?

Wenn wir die Welt aufteilen in Verständlich und Unverständlich, entgeht uns da nicht ein großer Teil?

Ich finde, das Akzeptieren von Unverständlichkeit, die ja etwas ganz subjektives ist, hat auch etwas mit Respekt, Bescheidenheit und Demut zu tun - im Gegensatz dazu, alles verstehen zu wollen. Ich persönlich empfinde es als Qualität, nicht alles verstehen zu müssen, sondern Dinge einfach betrachten zu können. Unverständlichkeit kann eine Aufforderung sein, sich in eine Sache hinein zu wagen, in die Tiefe zu gehen.

Die Geschichte ist für mich unter Anderem ein Beispiel dafür, wie biographische Knoten sich inkarnieren, eine psychosomatische Geschichte sozusagen.

Die Geschichte erzeugt in mir Schwingungen, die mir selbst fremd und zugleich vertraut sind, ich finde, das ist ein respektables Ergebnis, danke dafür.

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Gregor

Autor.

20.12.2016 um 20:00 Uhr

Das ist der Hammer. Den Zauber wüßt ich gern, so einzusteigen in den Kopf eines Menschen. Und dann diese völlige Freiheit von jeglicher Wertung. Die Frau lebt ja. Ich konnte mich darauf einlassen. Bilder, irre gut.

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Gelöscht.

29.01.2017 um 09:49 Uhr

Lieber Nachtasou,

 

In den letzten Wochen kam mir Deine Geschichte immer und immer wieder in den Sinn. Ein Aspekt, nämlich der des "Fliegens", den habe ich beim damaligen Lesen gänzlich außer Acht gelassen. Vielleicht überliest man es leicht, weil der Text im Allgemeinen ja sehr anspruchsvoll ist. Aber im Nachhinein wollte ich Dir mitteilen, dass der Begriff "Fliegen" tatsächlich zutreffend ist. Ich durfte es erleben. Ein Gefühl völlig Losgelöstheit von sich selbst, völliger Entspannung und Hingabe. Ein wundervolles Gefühl, welches einen wortwörtlich in anderen Sphären schweben bzw. fliegen lässt. Es ist wunderbar diese Erfahrung gemacht zu haben, auch wenn es schwierig ist, wieder davon loszukommen. Ein wenig lässt sich dies vielleicht vergleichen mit dem Essen von Schokolade. Der Geschmack ist wundervoll und man will sie wieder und wieder. Zuvor wusste man jedoch nicht, wie sie schmeckt und hat sie daher nicht vermisst. Es fällt schwer zukünftig auf sie zu verzichten. Ähnlich ist es auch mit dem "Fliegen". Vielleicht war es ein Zusammenspiel aus Hormonen, Situation, Gelüsten und besonderer Hingabe, denn es ist nicht leicht wie Irene sich einfach hinzustellen und davonzufliegen. Von daher kann ich Irenes lebenslange Suche und ihr flüchten in Phantasien nun noch besser nachvollziehen. Danke, Nachtasou.

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Nachtasou

Autor. Korrektor.

29.01.2017 um 13:22 Uhr

Beste Doro,

Die Sehnsucht ist kein Mangelzustand.

Dass Du das Fliegen kennengelernt hast ist eine Erfahrung, die Dir niemand nehmen kann. Sie geht nicht mehr vorüber. Nicht einmal die Zeit kann sie Dir nehmen. Das ist das Schöne an Erfahrungen.

 

Du tust Dir selbst aber vielleicht unrecht, wenn Du den Wunsch nach Wiederholung Sucht nennst. Wie Essen und Trinken ist Sexualität ein Trieb, und dieser enthält in sich schon das Moment der Wiederholung. Selbst wenn ich beim Chinesen nach einer Mongolenplatte manchmal denke: Boah, sowas von pappsatt, ich brauch nie wieder was, freue ich mich am nächsten Morgen schon wieder auf die Brötchen. Diese Sättigungen halten sowieso nicht lange vor. Und deswegen habe ich Chinesen zum Fressen gern.

 

Sucht kommt von Suchen. Und richtig daran ist der Drang etwas zu finden. Aber wird etwas in der Sucht gefunden? Eine Suche ist eigentlich abgeschlossen, wenn ich das verlorene Ding gefunden habe, zum Beispiel einen Schlüssel oder meine Brille. Niemand würde weitersuchen mit dem gefundenen Schlüssel in der Hand. Wenn jemand z.B. eine spirituelle Erleuchtung erlebt in einem Rausch, muss er dies gar nicht wiederholen. Sonst war es keine Erleuchtung.

Wir leiten Sucht von Suchen ab, weil sie eben gerade nicht abgeschlossen wurde. Sonst müsste es Findung heißen.

 

Jede Kultur hält ihre Rauschangebote bereit. Aber sie trifft auch Vorkehrungen: Damit entweder wirklich etwas gefunden wird (und nicht dauernder Wiederholungen bedarf), oder indem sie Riegel vorschiebt, damit es nicht zur Eskalation kommt. Denn Räusche sind notwendig zum Leben, aber in der Luft kann ich nicht dauerhaft leben. Gläschen Wein am Abend in Gesellschaft nennt man gepflegt, den klaren Schnaps morgens um acht allein zu sich genommen nennt man deshalb abweichend. Rauschzustände werden reglementiert wegen der Gefahr der Eskalation. Deswegen gibt es auch allerlei Riten, beim Essen und anderswo.

Ratten, die sich per Hebel selbst orgiastische Rauschzustände im Hirn verabreichen können, nehmen keine Nahrung mehr zu sich, vergessen zu trinken und sterben vor Erschöpfung. Und sie scheinen doch nicht das gefunden zu haben, was sie suchen.

„Zu schön“ kann etwas gar nicht sein. Aber dicht dran und doch daneben ist schon denkbar.

 

Meine Überzeugung ist, dass im S/M etwas anderes gesucht wird, als viele meinen. SM ist kein Trieb. Er fährt nur auf dem Trittbrett der Sexualität mit. Gesucht wird eine Lösung. Eine alles erschlagende Lösung. Vielleicht die, den Körper wieder mit dem Geist zu versöhnen oder zu vertöchtern. Ein Universalgefühl. Eine Verschmelzung, ein Heilsein.

Vielleicht auch den Rausch (aber gesichert mit Riten); es gibt kaum eine Subgruppe (*g) mit so viel Ritualen und Regel-Heinis wie im SM. Dabei ist selbst Schlittenfahren gefährlicher als SM.

 

Wofür ist denn wirklich Sorge zu tragen, Doro? Meine persönliche Antwort ist: Für die Landungen.

Für das Vor und Nach dem Kunstflug. Für den Kater danach, der schon ums Haus schleicht. Auf seinem Halsband steht: Alltag und Sehnen.

 

Was geht? Es sich schön machen, sich schön machen, sich für andere schön machen. Sich mögen lassen, andere mögen. Nach der Mongolenplatte das Essen nicht vergessen. Nicht kotzen. Riten des Alltags sind das Gegenteil von Reglementierung: Genießen lernen. Phantasieren (vom nächsten Fliegen z.B.), Augen offen halten für Gelegenheiten aber nicht horten, die Schlüssel nicht verlegen. Die Brille auch nicht, damit man lesen kann was andere mit gerade nassem Gefieder schreiben. Auch der Kopf ist ein kleiner Flugraum.

Das alles ist kein Ersatz für´s Fliegen, aber es hilft dem Bodenpersonal, die wir ja die meiste Zeit sind. Und ohne dem gibt´s auch keine Piloten.

 

Und: Das Wichtigste, herausfinden, WAS man eigentlich sucht im bdsm. Der eventuelle Rausch dabei ist nur die schöne Verpackung für einen – vielleicht – ganz anderen Hunger.

Denn Schokolade macht auch nicht wirklich satt, und unter dem adretten Staniolpapier ist neben ein paar Prozent Kakao das meiste Palmfett und Zucker.

Ich mühe mich seit kürzerer Zeit andersherum zu empfinden: Die Sehnsucht ist kein Mangelzustand.

 

Ach ja: Bratkartoffel-Fick und Schlummertasten-Sex sorgen wenigstens für einen guten Schlaf.

Es ist mal wieder so lang geworden, Doro, weil ich, Du hast es sicher bemerkt, ich mich immer wieder auf´s Neue selbst überzeugen muss *g

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Gelöscht.

29.01.2017 um 20:16 Uhr

Lieber Nachtasou,

 

Vielen Dank für Deine Rückmeldung. Eine Menge Gedanken hast Du da gebündelt auf das virtuelle Papier gebracht. Und mit einer Vielzahl hast Du tatsächlich Recht:

 

a) das "Fliegen" ist ein Zustand, gewiss eine Art von Rausch, der Endorphine freisetzt und das Verlangen auslöst es wieder und wieder erleben zu wollen

b) Neben diesem Gefühl müssen andere Erfahrungen und Empfindungen existieren, damit es einerseits etwas Besonderes bleibt, was es definitiv für mich war, und andererseits man sich eben darin nicht gänzlich verliert (wie die armen Ratten, die sicherlich einen physisch jämmerlichen, aber emotional "schönen" Tod gestorben sind*g).

c) Sicher ist der Kopf auch ein kleiner Flugraum, nur eben ein kleiner!, der eben die gesamte Breite der Empfindung in diesem besagten Moment nicht gänzlich abbilden kann.

 

Es war einfach eine schöne Erfahrung, ein Zusammenspiel aus vielen Faktoren, die zu einem wundervollen Ergebnis geführt haben. Sicher besteht der Wunsch immer wieder zu "fliegen", jedoch kann ich/ man BDSM auch eben ohne dünne Luft erfüllend erleben.

Ob man immer genau weiß, warum man BDSM/ SM lebt und was man konkret sucht, möchte ich ein wenig anzweifeln. Unsere Neigungen sind tief verwurzelt, mit uns und unserem Inneren. Heute denke ich zu wissen, was ich suche. Bestimmte Erfahrungen im SM jedoch prägen mich und zeigen, dass ich mich entweder geirrt habe oder aber sich meine Suchkriterien mit Erlebnissen/ Empfindungen wandeln/ erweitern. Betrachten tut dies wohl jeder anders. Der eine möchte ergründen warum, der andere lediglich spüren.

Die Frage ist, ob ich letzen Endes wissen MUSS, warum. Grundlegend ist dies wohl nicht, wenn ich einfach akzeptieren kann, dass die Neigungen zu mir gehören und weder unterdrückt, noch ausgesessen werden können. Sicherlich ist Sehnsucht kein Mangelzustand, lieber Nachtasou, aber sicher die Triebfeder zu (neuen), wundervollen Erfahrungen und die Bewahrung vor Stillstand.

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hanne lotte

Autorin. Korrektorin. Förderer.

29.01.2017 um 22:54 Uhr

Die Sehnsucht ist kein Mangelzustand.

 

Lieber Nachtasou, 

 

da muss ich widersprechen. Du kannst das vielleicht wegdefinieren, wenn das für dich funktiomniert. Magst du sie lieber im Setzkasten zwischen Urlaubserinnerungen ...

Sehnsucht ist nichts anderes als ein emotional eingefärbtes Bedürfnis. Weder "Sehnsucht" noch "Mangel" sagen etwas über Intensität und Erreichbarkeit aus. Nur, dass ich etwas gerne hätte oder erreichen will.

Sagt auch nichts darüber aus, ob man den Preis dann lieber doch nicht zahlen möchte. Dann bleibt eben nur die Sehnsucht.

 

Weißt du oder ahnst du nur, vor welchen Sehnsüchten Irene davon fliegt? Wer die Krieger sind? Welcher Preis zu zahlen wäre.

Welche Träume sich weder durch Tango noch durch den knuffigen Mazedonier besänftigen lassen?

 

Gerade die Sehnsüchte, über die wir hier reden, brauchen immer mindestens zwei, die sich finden, sich erkennen. Ist man ein armes Würstchen, wenn man keinen gefunden hat? Oder hat man einfach nicht richtig gesucht? 

Und - will ich wirklich alle Abgründe meiner Seele kennen? 

 

Immerhin hat Irene ihre Fantasie. Viele haben sowas nicht mal in den Kisten im Schuppen.

 

Sehnsucht ist ein Mangelzustand und dadurch eine Triebfeder. Sonst müsst ich gar nicht erst losgehen.

 

Danke für die Geschichte

hanne

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Schattenwölfin

Autorin. Korrektorin. Förderer.

30.01.2017 um 06:49 Uhr

Was für eine Diskussion ... toll! Da möchte man die Gedanken am liebsten mit der Hand greifen und abwägen. Wie so häufig (nicht nur hier) scheiden sich die Geister meiner Meinung nach, weil Begriffe anders wahrgenommen und definiert werden.

 

Je nachdem, wie man Sehnsucht definiert und selbst mit ihr umgeht, kann sie Mangelzustand sein, muss es aber nicht.

 

Alle anderen Gedanken muss ich noch ein wenig besser (be)greifen und abwägen.

 

Wölfin

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