Das Jahr neigt sich dem Ende entgegen. Wir werden das Schattenzeilen-Büro für ein paar Tage abschließen. Vorher aber, weil das so üblich und im Grunde auch eine schöne Tradition ist, blicken wir gemeinsam mit euch zurück auf die letzten zwölf Monate. Denn obwohl ihr die Schattenzeilen meistens als eine ruhige und besonnene Gemeinschaft wahrnehmt, ist es für uns hinter den Kulissen niemals und ganz und gar nicht still.
Woran erinnern wir uns also? Was war neu auf den Schattenzeilen, was anders, und was ist geschehen?
Da wir die Schattenzeilen erst im November 2022 in ein neues Kleidchen genäht hatten, gab es in diesem Jahr keinen Anlass und kein Zeitkontingent für optisch tiefgreifende Aufhübschungen. Doch irgendwo zwickt es ja immer, und so waren wir trotzdem nicht untätig.
Gleich im Januar spendierten wir den Schattenzeilen einen neuen Audioplayer, über den Hörtexte abgespielt werden können. Das Herunterladen und Entpacken von Audiodateien, auf Smartphones ohnehin nur schwer möglich, gehörte damit endlich der Vergangenheit an.
Neu hinzu kam in diesem Jahr auch die Möglichkeit, einzelne Themen im Forum zu abonnieren. Das klingt so selbstverständlich, dass man sich fragt, ob das nicht schon immer ging (Antwort: nein, ging es nicht).
Für Autorinnen und Autoren änderte sich im Lektorat der Austausch von Texten, den wir im März auf das Hoch- und Herunterladen von Dateien umstellten. So lässt es sich komfortabler und nachvollziehbarer am Text arbeiten als zuvor.
Im April nahmen wir eure Kritik zum Anlass und stellten dem automatischen Ausloggen eine nicht übersehbare Warnung voran. Es sollte seitdem niemandem mehr passieren, beispielsweise während des Schreibens einer ga(aaa)nz la(aaa)ngen Nachricht plötzlich ausgeloggt zu sein.
Genauso nahmen wir uns eure Hinweise zu Herzen, dass Privatnachrichten aus dem Chat nerven können, wenn man selbst gar nicht im Chat ist. Darum haben wir im Mai die Profileinstellungen um eine entsprechende Option ergänzt. Sozusagen um den virtuellen Ohrstöpsel gegen das Anflüstern.
Das Thema Jugendschutz trieb uns im Sommer um. Seit Juli beäugt ein neu bestellter Jugendschutzbeauftragter die Inhalte auf den Schattenzeilen. Und seit August unterscheiden wir zwischen »Volljährigkeit geprüft« und »Geschlecht und Volljährigkeit überprüft«. Letzteres bietet euch noch mehr Schutz vor Fake-Profilen (die es leider auch in diesem Jahr zuhauf gab).
In der zweiten Jahreshälfte unternahmen wir viele Dinge mit euch gemeinsam. Im Mittelpunkt eines Schreibwettbewerbs standen ein Päckchen, viele Schreibende und eine neugierige Jury. Bei allen Beteiligten möchten wir uns herzlich bedanken. Für ihre Kreativität, ihren Enthusiasmus und ihren Fleiß. Die Geschichten, die erzählt wurden, waren allesamt frisch, neu und spannend.
Im Oktober gelang (endlich wieder) eine Schreibwerkstatt, auf der wir einige von euch persönlich kennen- und schreibenlernen durften. Gemeinsam hangelten wir uns entlang der Entwicklung einer Geschichte - von der Ideenfindung über das Plotten, über Setting und Charaktere bis hin zum Klappentext. Auch hier bedanken wir uns bei allen helfenden Händen für die vorbereitende Unterstützung, für die Leidenschaft während der Veranstaltung und für die produktiven Tage, an denen wir uns trafen.
Im Dezember füllten die Autorinnen und Autoren (einmal mehr) einen großartigen Adventskalender, der eigentlich viel zu schade ist, um ihn im neuen Jahr von der Wand zu reißen. Herzlichen Dank allen Schreibenden, die sich schon Monate im voraus um das Thema und den Inhalt der Türchen gekümmert haben. Das war nicht einfach, aber entstanden ist schließlich eine schöne Gemeinschaftsarbeit.
Es gab noch viel mehr, was auf den Schattenzeilen im Jahr 2023 geschehen, entstanden oder vorangekommen ist. Einiges habt ihr vielleicht bemerkt. Anderes findet ihr bei Interesse in der Evolutionsliste.
Ein eher größeres Projekt des Jahres war der aus dem Boden gestampfte BDSM-Podcast. In dieses Abenteuer haben wir uns gestürzt, um auch jüngeres Publikum anzusprechen. Um es dort abzuholen, wo es zuhört, um es für die Idee der Schattenzeilen – nämlich die einer niveauvollen BDSM-Gemeinschaft – zu gewinnen. Wie gut das gelingt, muss sich noch zeigen. Wir lernen noch. Aber wer den Podcast kennt, wird bemerkt haben, dass wir in zwölf monatlichen Folgen trotzdem Spaß daran hatten.
Dass all diese Dinge unfassbar viel Zeit kosten und nicht selten auch Nerven und ein dickes Fell abverlangen, ist nicht zu leugnen. Für Programmierung, Kommunikation, Organisation und anderes Tagesgeschäft haben wir im zurückliegenden Jahr über siebenhundert Arbeitsstunden investiert. Darum freuen wir uns riesig über die Förderer, die selbstlos und mit Spenden Teile unserer regelmäßigen Fixkosten finanziell abfedern. Ihre Unterstützung schätzen wir ganz besonders! Denn die Förderer gehören zu den zwei Prozent ausmachenden Nutzerinnen und Nutzern, die das Projekt Schattenzeilen aktiv erhalten wollen. Sie unterstützen damit nicht nur uns, sondern auch alle, die unsere Community lediglich in Anspruch nehmen. Das kann man ihnen gar nicht hoch genug anrechnen.
Bedanken möchten wir uns auch bei den Autorinnen und Autoren, die den Mut hatten, ihre Geschichten vorzustellen. Wie kreativ, spannend und abwechslungsreich das Textjahr 2023 auf den Schattenzeilen war, brauchen wir nicht erwähnen. Ihr konntet es in jeder neuen Geschichte lesen. Das ist auch dem unermüdlichen Einsatz weniger Lektoren und Lektorinnen zu verdanken, die sich durch Textberge gelesen und, wenn notwendig, für Verbesserungen gekämpft haben. Ohne die Schreibenden und Lektorierenden wären die Schattenzeilen jedenfalls nicht das, was sie sind: Eine Plattform für niveauvolle BDSM-Literatur. Euch einen herzlichen Dank dafür!
Über diejenigen, die durch lesenswerte Kommentare im Forum all die Schreibarbeit honorierten, haben wir uns ebenfalls sehr gefreut. Vernünftiges Feedback ist wertvoll, vor allem jenes, das über »Gern gelesen« und »Wo bleibt der nächste Teil?« hinausgeht. Die Mühe für einen guten Kommentar schätzen die Autorinnen und die Autoren genauso wie wir, und es gab im zurückliegenden Jahr einige solcher schönen und niveauvollen Reaktionen im Forum. Toll!
Nicht zuletzt danken wir allen hier bislang nicht erwähnten Freundinnen und Freunden, die uns auf die eine oder andere Art unterstützten, begleiteten oder Mut zusprachen. Wir freuen uns darüber, viele zuverlässige und auch erfahrene BDSMler um uns zu wissen (und auch persönlich kennen zu dürfen), die dem Projekt Schattenzeilen wohlgesonnen sind.
Was uns im Jahr 2024 erwartet, lässt sich schwer vorhersagen. Wir befürchten, dass der Versionssprung einer Software viel Aufwand verursachen wird. Wir werden weiter gegen die Abwanderung in Richtung niveauarmer Social-Media-Plattformen ankämpfen, die wie Pilze aus dem Boden sprießen. Und wir stellen uns wie alle Jahre zuvor bockig gegen den Trend inhaltlicher Masse und Geschwindigkeit. Gerne möchten wir die Schattenzeilen auch im kommenden Jahr als eine ruhige, unaufgeregte und ehrliche BDSM-Plattform empfinden.
Unsere Anstrengungen werden wir nach verfügbarer Zeit, nach akuten Problemen und manchmal auch nach spontanen Ideen ausrichten. Aber sollten wir für das kommende Jahr eine Wunschliste schreiben, sähe sie in etwa so aus:
Zahlreiche neue Geschichten. Viele Kommentare und viel Feedback zu den Geschichten. Angeregte Gespräche im Forum, vor allem über BDSM-Themen. Frische, neue und intelligente Gesichter in der Community. Ein neuer Schreibwettbewerb. Vielleicht eine Schreibwerkstatt. Ein Schattenzeilen-Treffen. Zwölf neue Folgen BDSM-Podcast. Keine Störenfriede und Falschspieler im Forum, im Chat und in unserem Postfach. Keine zeitfressenden, technischen Katastrophen. Weiterhin so tolle Unterstützung durch euch. Und, ganz zum Schluss, einen Adventskalender. Und Weltfrieden.
Viele Grüße, bleibt gesund und startet gut in das neue Jahr!
Danke für eure Treue,
Devana und Jona
... und wenn ihr möchtet, erzählt uns im Thread zu diesem Beitrag eure schönste Erinnerung oder Begebenheit auf den Schattenzeilen im Jahr 2023.