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Forum - Veröffentlichungen auf den Schattenzeilen - Blogbeiträge

»Über das Verstecken von Neigungen« von Robert S

Bezieht sich auf den Blogbeitrag »Über das Verstecken von Neigungen«.

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Schattenzeilen

Autorin. Teammitglied.

»Über das Verstecken von Neigungen«

von Robert S

 

Sexualität ist schambehaftet. Und BDSM, also besondere Sexualität, ist besonders schambehaftet. Ist man sexuell nicht im Mainstream, dann wird man als anders wahrgenommen. Über gesellschaftliche Folgen vom Outing einer BDSM-Neigung.

 

Den Blogbeitrag lesen: »Über das Verstecken von Neigungen« von Robert S

Wodin

Autor. Förderer.

23.02.2022 um 00:22 Uhr

Hallo Robert S,

 

genau über das, was Du hier schreibst, habe ich mir in der Vergangenheit auch schon den Kopf zerbrochen.

Dabei gehe ich zwar nicht soweit, um hinter jeder dritten Person einen BDSM-Hintergrund zu vermuten, ich hätte mal jede 10. Person als zumindest BDSM-affin angenommen. Aber das sind nur Zahlen, die mehr oder weniger richtig sind.

Du beschreibst drei Beispiele. Die liebevolle Erzieherin im Beruf und die sadistischen Domina im Privatleben, der Bauunternehmer, der sich in der Freizeit am Andreaskreuz fixieren läßt - noch dazu von einem Herrn in Leder und der Kinderbuchautor hat nur harten SM im Kopf.

Klingt doch dramatisch, oder? Oder soll ich sagen, daß es eher „reißerisch“ ist im Sinne der sensationslüsternen Berichterstattung a-la der Zeitung mit den 4 Buchstaben?

Ja, da haben es die Gleichgeschlechtlichen doch wirklich weiter gebracht. Zu meiner Jugendzeit (ich gehöre zu den Babyboomern, also ein Kind der frühen 1960-er Jahren) war „schwul sein“ noch ein Schimpfwort und der Paragraph 175 (StGB) stand noch in den Gesetzesbüchern (zumindest im westlichen Teil).

Aber ob wir BDSM-ler da jemals herauskommen? Ich habe Zweifel.

Ja, auch ich finde, daß die Menschen hier extrem zurückhaltend sind was jedwede Äußerungen hinsichtlich ihrer Sexualität anbelangt. Und ja, auch ich glaube, daß Sexualität schambehaftet ist.

Ja, es wurde schon viel erreicht hinsichtlich der Gleichgeschlechtlichkeit. Zumindest in den aufgeklärteren Nationen kann sich ein Paar in der Öffentlichkeit zeigen, ohne sofort angefeindet zu werden (zumindest hoffe ich, daß die überwiegende Mehrheit das inzwischen verinnerlicht hat).

Doch kommt es mir vor, als daß - wenn es dann um sexuelle Praktiken geht - die Scham wieder zurück ist. Ob Hetero oder Gay, kaum einer wird offen darüber reden was er/sie/es im Rausch der Sinne alles so treibt.

Zusammenfassend, alles was nicht vom Großteil der Gesellschaft als „normal“ deklariert ist bleibt nun mal „abartig“.

Schade, ist aber so.

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Tek Wolf

Autor.

23.02.2022 um 08:17 Uhr

Ich denke, BDSM ist mit so vielen negativen Klischees behaftet, dass es wahrscheinlich nie richtig salonfähig werden wird. Gay heißt fröhlich und in vielen Bereichen werden Schwule akzeptiert (in manchen Kreisen ist das sogar schick). Aber wenn man sagt, man ist Sadist oder Masochist kommen ganz andere Bilder hervor. Und leider, leider sind viele Menschen nicht bereit oder fähig weiter als zu einem reflexhaften Vorurteil zu denken. Das merkt man schon daran, dass BDSM oft mit einer Domina in Verbindung gebracht wird. Dass es ein himmelweiter Unterschied ist mit einer Gleichgesinnten zu spielen oder zu einer Prostituierten zu gehen, erkennt kaum ein Außenstehender und möchte es vielleicht auch nicht. Für mich jedenfalls ist und bleibt BDSM etwas Geheimes und sehr Privates.

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Robert S

Autor.

23.02.2022 um 08:39 Uhr

Der Vorteil der Schattenzeilen besteht im Austausch der Meinungen auf einem Niveau, dass in der weiten Welt des Internets die Ausnahme darstellt.

Ich danke für Eure Kommentare, Tek Wolf und Wodin.

Klar, meine Beispiele sind reißerisch, ich sehe sie als Mittel der Darstellung, das mach ich ja auch in meinen Geschichten so.

Du kannst meine Beispiele auf jeden Berufszweig, auf jeden Menschen herunterbrechen, Wodin. Eine Offenbarung außergewöhnlicher Handlungen eines Menschen führt immer zu außergewöhnlichen Reaktionen anderer Menschen, nicht nur im Sexualverhalten.

BDSM ist kein Mainstream, es ist für die meisten Menschen etwas Verruchtes, Verdorbenes, Geheimnisvolles und letztlich – manchmal Teil eigener Sehnsucht. Und unerfüllte Sehnsüchte tragen immer Konfliktpotential in sich.

Geschichten helfen da, nicht unbedingt als aufklärerisches Element, sondern zum Wegträumen.

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23.02.2022 um 17:51 Uhr

Ich vermute mal das Homosexualität deshalb einen besseren Stand in der Gesellschaft hat als Bdsm weil es sich besser abgrenzen lässt. Für viele ist es kein Thema, fühlt sich in der Begegnung vielleicht fremd an, betrifft viele aber nicht.

Wohingegen ein bisschen Bdsm in jedem steckt, in Fantasien, in täglichen Umgang mit Mitmenschen. Macht wird ausgeübt, wir beugen uns der Macht. Der Umgang mit Stärke und Schwäche. Das sich hingeben wollen. All das steckt ja im Menschen. Der Mensch wäre also aufgefordert sich selbst zu hinterfragen wie er mit seinen "dunklen" (und dort setzt dann die Schere schon an) Leidenschaften umgeht. Das wäre also ein Gesellschaftlicher Prozess. Und somit noch länger dauernd und polarisierender als der schwere Weg den die Homosexualität gehen musste.

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Devana

Autorin. Korrektorin. Teammitglied.

23.02.2022 um 20:06 Uhr

Ein Unterschied macht sicher auch noch aus, dass man Homosexualität nicht so leicht verstecken kann. BDSM kann man Zuhause im stillen Kämmerlein mit dem Partner ausüben. Niemand muss darüber Bescheid wissen, jeder kann selbst entscheiden, ob er oder sie damit an die Öffentlichkeit geht (oder auch an eine eingeschränkte Öffentlichkeit unter Gleichgesinnten).

 

Will man den eigenen Partner nicht verstecken, sondern mit ihm gemeinsam leben, geht das bei Homosexualität nicht so einfach.

 

Deshalb hat sich die öffentliche Wahrnehmung im Laufe der Zeit auch gewandelt. Es war sicher ein harter Kampf der Schwulen- und Lesbenszene, nicht mehr im Geheimen agieren zu müssen. In der westlichen Welt ist da aber viel geschehen (auch wenn es sicher noch die eine oder andere Baustelle gibt).

 

Beim Ausüben von BDSM ist das einfach nicht notwendig. Niemand muss sich öffentlich outen. Man kann vorab sich den Hintern gestriemt haben und anschließend zu den Schwiegereltern zum Kaffeetrinken gehen.

 

Dadurch entstehen in den Köpfen der Menschen aber freilich falsche Bilder, wenn dann doch jemand geoutet wird. Hinzu kommt, dass im BDSM gesellschaftliche Normen gebrochen werden. Ein Mann hat immer stark zu sein und darf sich nicht einer Frau unterwerfen. Schlagen darf er sie jedoch auch nicht. Und Frauen müssen heutzutage ebenfalls emanzipiert sein und dürfen sich nicht unterwerfen. Da ist der Drang, sich zu outen noch geringer.

 

Ich muss aber auch sagen, dass sich im Laufe der Jahre auch in Richtung BDSM Dinge gewandelt haben. Bücher wie "Shades of Grey" haben da sicher ihren Anteil (auch wenn wir BDSMler diese Bücher fast alle schrecklich finden). In der Wahrnehmung der Leute hat es aber durchaus etwas geändert. Sie wissen nun, dass es auch abseits der bezahlten Domina noch etwas anderes gibt.

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Nachtasou

Autor. Korrektor.

23.02.2022 um 20:10 Uhr

Bester Robert S.,

Deine Beobachtungen mögen stimmen. Über Zahlen wollen wir uns aber nicht austauschen, ob nun jeder 3. oder jeder 10. Sagen wir einfach: viele. Eines bin ich mir gewiss: Die Quoten werden wieder sinken.

Deinem Vergleich mit Homosexuellen mag ich nicht folgen. Homosexualität ist keine Neigung. Homosexualität ist keine sexuelle Praktik.

Wenn vor einigen Jahrzehnten beispielsweise zwei Männer gemeinsam eine Wohnung bezogen, oder  einfach nur untergehakt spazieren gingen, kam das einem Zwangsouting gleich. Noch vor 50 Jahren liefen sie in der BRD sogar Gefahr, mit dem Gesetz in Konflikt zu geraten. Das heißt, ein ansonsten selbstverständliches Bekenntnis zu einem anderen Menschen war ihnen gesellschaftlich verwehrt. Erbgang, gegenseitige soziale Sicherung, Familiengründung: außen vor.

Als BDSM-er ist Dir all dies nicht verschlossen. Homosexuelle durften ihre Beziehung öffentlich nicht leben, das ist etwas anderes, als Sexualität rauszuhalten. Wenn Du keinen Deiner Forenkollegen und –kolleginnen jemals privat kennengelernt hast, dann nicht wegen Diskriminierung oder Strafbarkeit.

Außer Exhibitionisten benötigt niemand Öffentlichkeit für sexuelle Betätigung. Was BDSM-er tatsächlich brauchten, war eine „Sub-Kultur“, mehr nicht.

Zu den Zahlen: Pervers ist chic. Im Buhlen um öffentliche Akzeptanz und Normalität ist auch BDSM zur Pornware verwertet worden. Das ist ein Rohrkrepierer der Öffentlichkeitsarbeit der BDSM-er selbst.

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Devana

Autorin. Korrektorin. Teammitglied.

23.02.2022 um 20:16 Uhr

Werter Nachtasou, jetzt haben wir mehr oder weniger zeitgleich das Gleiche geschrieben.

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Nachtasou

Autor. Korrektor.

23.02.2022 um 20:18 Uhr

Jetzt bist Du mir beim Drücken der Enter-Taste um vier Minuten zuvor gekommen, Devana. Mit einer inhaltlichen Überschneidung hinsichtlich Homosexualität.

 

Ich muss gestehen, dass es sich bei Dir leichter und geschmeidiger liest. Auch für mich *g

 

Also, alle masochistischen Leser bitte zu meinem Posting!

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Nachtasou

Autor. Korrektor.

23.02.2022 um 20:19 Uhr

geändert am 23.02.2022 um 20:21 Uhr

Und nochmal. (2 Minuten)

 

Kommst Du immer so schnell?

 

... das Alter. Ich geb jetzt auf.

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Devana

Autorin. Korrektorin. Teammitglied.

23.02.2022 um 20:23 Uhr

Die Beurteilung über mein schnelles Kommen überlasse ich lieber Jona.

(Ich selbst finde: nein)

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