Ein Verlag, der per KI erzeugte Inhalte verwendet, liebäugelt nicht mit Literatur, sondern mit größtmöglicher Gewinnerzielung - und hat langfristig auch keine Probleme damit, alle seine Autorinnen und Autoren zu morden.
Blick in die Zukunft:
Schreibende braucht es nicht mehr. Bücher auch nicht. Denn jeder kann sich von der KI zu jeder Zeit jede beliebige Geschichte und jeden Roman erzeugen lassen, ganz nach seinem Geschmack und seiner Stimmung. Wenn die Handlung nicht passt, reicht ein kurzer Einwurf, und der Verlauf ändert sich. Es genügen Anweisungen wie »Bitte einen Thriller, in dem die Protagonisten von gestern vorkommen, aber diesmal mit mehr Erotik und in der Karibik«. Oder: »Bitte einen unterhaltsamen historischen Roman über Luther während seiner Zeit auf der Wartburg, der korrekt recherchiert ist«. Das alles braucht weder gedruckt noch gespeichert werden, denn auf Zuruf lassen sich fortwährend neue oder gleiche Inhalte generieren. Direkt auf den Monitor oder als von der KI erzeugtes Hörspiel mit frei wählbaren Stimmen der Protagonisten.
Verlage investieren in keine Autorinnen und Autoren, deren Werke so altbacken wirken wie lineares Fernsehen in Zeiten von Streaming. Das wäre Verlustgeschäft. Erfolgreiche Verlage verkaufen speziell zugeschnittene KI-Schnittstellen, mit der sich die Kunden Texte generieren lassen können. Allenfalls bieten sie noch Vorlagen oder Prompts für KIs spezieller Genres an.
Echte Bücher mit Geschichten von Autorinnen und Autoren werden Sammlerwert haben oder Liebhaberstücke sein. So wie heute ein handgeschnitzter Gegenstand, den man für den Gebrauch dann doch lieber beim chinesischen Händler aus Plastik kauft, weil er so viel günstiger ist und genauso seinen Zweck erfüllt.
Klingt gruselig? Die Leistungsfähigkeit von KIs vergrößert sich exponentiell. Es ist nur noch eine Frage der Zeit, bis sie Texte generieren, die kaum noch von Menschgeschriebenem zu unterscheiden sind. Versucht es doch selbst mit Open AI. Oder schaut Euch bei Amazon um und sucht nach Büchern, in denen ChatGPT tatsächlich als Co-Autor angegeben wird – Ihr werdet erschrocken sein. Vielleicht auch darüber, dass es bereits Bücher gibt, die erfolgreiches Romanschreiben mit ChatGPT thematisieren.

Persönlich ist mir diese Entwicklung ein Graus. Ich werde im Alter derjenige sein, der resigniert Handgeschnitztes verkaufen und sich weigern wird, diese neuen Schreib- und Leserealitäten anzuerkennen. Vielleicht werde ich dann belächelt als ewig Gestriger. Als der Alte, der monatelang an einem Text bastelt, den die KI minutenschnell in beliebig vielen Versionen raushaut. Aber so eine KI lasse ich nicht in die Welt meiner Protagonisten.
Viele Grüße
Jona