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Triggerwarnungen

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Jona Mondlicht

Autor. Korrektor. Teammitglied.

04.02.2023 um 14:12 Uhr

Ihr Lieben,

 

seit einiger Zeit wird es immer beliebter, Büchern und anderen Medien Triggerwarnungen voranzustellen. Anfangs waren es nur Warnungen vor Gewalt, dann vor expliziten sexuellen Handlungen. Mittlerweile wird aber auch vorweg gewarnt vor Inhalten, in denen Naturkatastrophen vorkommen, in denen Protagonisten in Armut leben oder in denen ein Protagonist eine Essstörung haben könnte. 

 

Ich frage mich, ob nicht auch Grimms Märchen mit zahlreichen Inhaltswarnungen versehen werden müssten. Oder ob neben meinem Bett ein Schild stehen sollte, dass mich morgens beim Aufstehen warnt: "Der bevorstehende Tag könnte Dinge enthalten, die du nicht gut verträgst, die dich aufregen oder an Erlebnisse in der Vergangenheit erinnern." Ich weiß, das ist überspitzt.

 

Ich selbst halte Triggerwarnungen für eine Modeerscheinung. Ich bin der Meinung, dass man ein Buch nach wie vor weglegen kann, wenn man sich persönlich unwohl fühlt mit dem Thema. Trigger sind eine sehr individuelle Sache, und warum soll ich als Autor meine Leserinnen und Leser bevormunden mit der Anmaßung, über ihre Triggerpunkte zu entscheiden?

 

Ich habe schon viele Statements und Diskussionen erlebt und war überrascht, wie viele Lesende, aber auch Schreibende sich für ausführliche Triggerwarnungen in Büchern aussprechen. Manchmal fühle ich mich deswegen "oldschool". Vielleicht, weil ich als Kind Winnetou und Pippi Langstrumpf ohne Triggerwarnung überlebt habe. Heute habe ich einen Artikel in der taz gefunden, der mir aus der Seele spricht. Ich weiß aber, dass es im Netz unzählige Artikel gibt, die sich für eine ausführliche Verwendung von Triggerwarnungen aussprechen.

 

Wie denkt Ihr über das Thema?

 

Viele Grüße

Jona

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04.02.2023 um 15:41 Uhr

geändert am 04.02.2023 um 15:52 Uhr

Hey Hallo jona,

Ich bin da in der Tat sehr zwiegespalten.Zum einen gibt es Menschen die tatsächlich triggerwarnungen brauchen, weil sie den Umfang einer Geschichte nicht richtig einschätzen können . In der Masse allerdings sehe ich es wie du . Ich glaube das ist reicht wenn man erkennt dass ein Roman, eine Geschichte, oder eine Erzählung ein bestimmtes Genre bedient. Weiterhin glaube ich dass es ebenfalls ausreicht deutlich zu machen ob Texte für Erwachsene Jugendliche oder Kinder gemacht sind.

 

Hinzu kommt dass ganz speziell die Welt des BDSM eine sehr facettenreiche und deshalb auch sehr weiche, oder sehr harte oder sehr schräge oder sehr außergewöhnliche sein kann. Schlussendlich entscheidet jeder in welchem Genre er sich bewegen möchte. Wenn ich z, B. bei einem Filmeanbieter in die Rubrik Horrorfilme gucke, dann weiß ich was mich erwartet: nämlich etwas was mich gruseln kann. So zumindest die Erwartung. Ob diese dann umfänglich erfüllt wird steht auf einem anderen Blatt.

 

Grüße an alle

Tom

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04.02.2023 um 20:11 Uhr

Ich halte Triggerwarnungen dort für angebracht, wo Menschen mit psychischen Störungen und Traumata, Texte lesen in denen Trigger normalerweise bewußt vermieden werden. Zum Beispiel in einem Forum für an Depressionen erkrankten Menschen oder für Opfer von Missbrauch. 

Ein Ausdehnung auf allgemeinere Bereiche schwächt diesen Schutz.

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Florentine

Autorin. Förderer.

04.02.2023 um 20:54 Uhr

Hallo Jona,

 

ich bin da ganz bei dir und ich halte die Zunahme von Triggerwarnungen für absolut nicht sinnvoll. Schon gar nicht bei Büchern oder Geschichten. 

 

Wie auch Tom schrieb, weiß der Leser doch in welchem Genre er sich bedient und sollte daher nicht allzu überrascht von den gegebenen Inhalten sein. Wem es dann zu hart, zu explizit oder was auch immer ist, der kann es doch immer noch selbstbestimmt getrost beiseite legen. 

 

Triggerwarnungen gehören in Selbsthilfeforen und dergleichen, wo der Teilnehmer möglicherweise nicht mit „belastenden“ Fakten/Statements usw. unvorbereitet konfrontiert werden möchte.

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dienerin

Autorin. Förderer.

04.02.2023 um 21:57 Uhr

Danke Jona für das Thema

Ich kenne Triggerwarnungen in Bücher und Medien nicht,

aber dass ich explizit vor gewissen Dingen gewarnt werde, finde ich störend.

Den Hinweis, das im Fernsehen oder Kino Filme für Kinder und Jugendliche unter 16 Jahren nicht geeignet ist, ist eine Warnung, aber kein Verbot.

Die Menschen, die ähnliche Erfahrungen gemacht haben, brauchen meiner Meinung nach tatsächlich die Selbstbestimmung, da finde ich den Artikel der Taz sehr stimmig und bin sehr dankbar für die Worte.

Ich habe beruflich sachliche Bücher zu dem Thema Missbrauch und Prävention gegen sexualisierte Gewalt lesen "müssen". Und auch da ist es gut darum zu wissen, was das für ein Buch ist und ich bestimme, ob ich es als "Gute Nacht Lektüre" lese oder dann, wenn ich mir hinterher etwas Gutes gönnen kann.

Aber eine gezielte Warnung möchte ich nicht haben, das Thema und was ggf. im Buch vorkommen kann, reicht mir vollkommen.

 

Dienerin

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Sizilia Luber

Autorin.

05.02.2023 um 08:11 Uhr

Hallo Jona, 

ein interessantes Thema, das mir bisher noch nicht aufgefallen ist. Triggerwarnungen tauchen neuerdings bei Serien der Streamingdienste vermehrt auf, bei Büchern habe ich sie noch nicht gefunden.

Ich frage mich, warum sie überhaupt notwendig sind. Ich sehe es ein Stück weit als weiteres Beispiel dafür, dass die allgemeine Gesellschaft verdummt wird / den Leuten eine Selbstinformation nicht mehr zugetraut wird. Dafür gibt es Genres und bei Krimiserien sollte jedem bewusst sein, dass es dort Tod und Gewalt geben kann.

Diejenigen, die ständig mit Triggerwarnungen konfrontiert sind, können abstumpfen, dann sind diese Warnungen wieder völlig wirkungslos. 

Gleichzeitig denke ich, dass man nicht jeden Menschen vor jedem Trigger schützen kann. Man nimmt zum Beispiel an, dass Raketen an Silvester Menschen mit Fluchthintergrund triggern. Das muss aber nicht sein, es könnten auch die Schreie in der nächtlichen Asylsammelunterkunft sein, wenn mal wieder jemand Albträume hat.

Kritische Themen können auch helfen, Dinge zu verarbeiten. Es ist eine Entscheidung, ob ich das Buch weiterlese oder den Film ansehe, der mit diesem Thema konfrontiert.

Es sollte mehr Eigenverantwortung gelassen werden, denn jeder entscheidet immer noch selbst, was ein Trigger ist. 

Viele Grüße 

Sizilia

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Tek Wolf

Autor.

05.02.2023 um 13:20 Uhr

Triggerwarnungen, das habe ich auch noch nicht gehört, man lernt nie aus. Obwohl ich das Gefühl habe, in letzter Zeit kommen besonders viele neue Dinge in Umlauf. Vielleicht ein Zeichen, dass sich die Gesellschaft wandelt, neue Wege des Zusammenlebens sucht - oder Symptom einer zunehmend neurotischeren Zivilisation. Natürlich kenne auch ich Trigger, ich versuche seit Jahren mich vom Zucker zu lösen. Aber davor zu warnen und den Kontakt zu vermeiden ist, finde ich, der falsche Weg. Man muss lernen mit den Verlockungen umzugehen, nur so kommt man weiter. Das ist jedenfalls meine Erfahrung. Ist aber dennoch ein spannendes Thema, ich freue mich auf mehr Beiträge.

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Gregor

Autor.

08.02.2023 um 18:48 Uhr

Das ist interessant, vielleicht einer Absicherungsmentalität geschuldet. Der Produzent eines Films möchte nicht verklagt werden, weil in seinem Film eine dünne Frau gezeigt wird, denn es könnte sein, dass der Fensehzuschauer Hans Klein eine posttraumatische Störung davonträgt, wenn er eine dünne Frau sieht.

Ich halte das für Unfug. Wenn vor der Tagesschau eine Triggerwarnung zu den Ereignissen auf der Welt gesendet werden würde, hätte sie längere Dauer als die Nachrichtensendung.

 

Noch etwas. Jona, du schreibst über Triggerwarnungen und müsstest als verantwortungsvoller Seitenbetreiber eigentlich wissen, dass es Menschen gibt, die gegen das Wort Trigger allergisch sind. Ich gehöre dazu. Weil du mich nicht gewarnt hast, erkenne ich in deinem Versäumnis eine grobe Fahrlässigkeit, die mit Sicherheit Rechtsfolgen nach sich ziehen wird. Mein Anwalt wird sich bei dir melden.

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Jona Mondlicht

Autor. Korrektor. Teammitglied.

08.02.2023 um 19:30 Uhr

geändert am 08.02.2023 um 19:31 Uhr

Lieber Gregor,

 

das Wort "Anwalt" hat mich jetzt wegen vergangener schlechter Erfahrungen kalt erwischt. Du hättest da mal besser gewarnt. 

 

Läuft wohl auf einen Vergleich hinaus.

 

Viele Grüße 

Jona

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dienerin

Autorin. Förderer.

08.02.2023 um 19:32 Uhr

Da schlage ich doch eine außergerichtliche friedliche Einigung vor 😉

Dienerin

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