Lieber Söldner,
das ist ein böses Thema, finde ich, ganz böse
Yuria hat es sehr schön ausgedrückt:
„Meines Erachtens ist unser Schubladendenken eine sehr natürliche Strategie unseres Gehirns, um uns nicht zu überfordern. Regeln und Rituale helfen uns bei der Orientierung.“
Bereits das Wort ist eine solche Schublade, denn es ist nur ein „Container“, mit dem das, was wir tatsächlich meinen, kommuniziert werden kann. Wortbedeutung ändert sich aber – wir hatten das in einem anderen Thread – was dann bedeutet, das die Benutzung von Containern voraussetzt, dass andere diesen Container genau so definieren. Das ist so gut wie nie der Fall, denn bereits kleinste Abweichungen produzieren große Missverständnisse. Um beim Thema zu bleiben: Ich mag Frauen in Lack, Leder und Stiefeln. Damit ist die Schublade klar, oder? Falsch, denn ich mag sie ohne Peitsche, ohne Fesseln, ohne dominantes oder wie auch immer Auftreten. Ich mag einfach nur dieses Outfit.
Thema Bücher und Geschichten: Da gibt es die Genres und sie gibt es nicht ohne Grund. Jemand, der Fantasie mag, wird keinen historischen Roman kaufen. Jedenfalls meistens nicht. Ich habe hier für eine Geschichte harsche Kritik geerntet mit der Frage, wo denn darin BDSM sei? Der Leser hatte Recht, nach seiner Fasson. Wir hatten unterschiedliche Vorstellungen vom Container "BDSM".
Das ist dann die Kehrseite dieser Schublade: Mit etwas, was nicht in unsere Kopfschubladen passt, kommen wir nicht so gut zurecht. Wir wissen nichts damit anzufangen. Es ist das Unbekannte, Ungewöhnliche, Überraschende. Es könnte gefährlich sein, verunsichert und man könnte ja einen Fehler machen. Das kann so weit gehen, dass man die Realität, wenn sie sich nicht in die im Kopf vorhandenen Schubladen passt, einfach ausblendet. Ich denke, wir erleben gerade (Nicht hier im Forum) ein Lehrbeispiel des Lebens um uns herum zu diesem Thema.
So ist themengebundenes Schreiben wie hier eigentlich der Versuch eine Quadratur des Kreises: Geschichten erfordern Fantasie, die Fähigkeit und den Willen, über die Schubladen hinauszuschauen. Es ist der Versuch, sich selbst Flügel anzuschnallen und abzuheben – doch nur in dem vom Lotsen vorgegebenen Flugkorridor. Schwierig.
Ich mag keine Schubladen, ich mag es darüber hinauszuschauen, zu gucken, was das Leben und die Menschen jenseits der Mauer noch zu bieten haben, neugierig, versucht unvoreingenommen und vielleicht, machmal, eine neue Schublade zu bauen. Aber das weiß, wer meine Geschichten liest *schmunzel*