Lieber Tek Wolf,
wenn Subs provozieren - und dieses Thema wurde bislang eher vernachlässigt - ist es oft auch ein Zeichen von Sprachlosigkeit. Es fällt nun mal vielen Menschen schwer, eigene Wünsche klar zu formulieren. Und gerade im BDSM-Bereich ist auch oft der Wunsch da, dass das doch bitte von Dom ganz alleine kommen soll. Ich beneide da keinen Dom.
Insofern muss Dom wohl das Reden auch einfach einfordern. Bei Jona und mir war der Zeitpunkt dafür zu Beginn unserer Beziehung oft nach einer Session. Zusammengekuschelt haben wir reflektiert, wie es für uns beide gewesen ist, was gut und was schlecht war und auch, ob man an dem einen oder anderen Punkt gerne noch weiter gegangen wäre oder ob es so gar nicht das Richtige war. Manchmal ging es auch nicht redend - dann haben wir geschrieben, da wir nun mal beide Schriftmenschen sind und der eine oder andere Gedanke sich schreibend klarer formulieren ließ.
Mittlerweile reden (und schreiben) wir nicht mehr ganz so viel miteinander (jedenfalls, was das Reflektieren angeht), da wir einfach aufeinander eingespielt sind. Aber auch bei uns gibt es Situationen, in denen dann doch wieder Redebedarf da ist.
Während einer Session zu reden ist übrigens so gar nicht mein Ding. Da versinke ich oft in mir selbst und jedes Wort ist störend. Da muss dann oft ein Nicken reichen, ob es mir gut geht. Oder ein Händedruck.
Eine Schuld, die durch Schmerz gesühnt wird und den weg frei macht lieben zu dürfen? Unterdrückung, weil man sich tief drinnen nicht wehrt genug fühlt, geliebt zu werden?
Diese Sätze kann ich auch nicht unkommentiert stehen lassen.
Weißt du, es mag sicher Menschen geben, die aus dieser Motivation heraus handeln. Aber das ist eigentlich falsch. Für mich ist BDSM eher eine angeborene Neigung, die das Leben, wenn man sie ohne Schuldgefühle ausleben kann, wahnsinnig bereichern kann. Ich vergleiche das immer mit Homosexualität. Das kann man auch nicht einfach so wegdrücken.
Wer masochistisch ist, sühnt damit keine Schuld. Sondern ist einfach in der Lage, Schmerz in Lust umzuwandeln.
Und wer devot ist, sühnt damit im Normalfall ebenfalls keine Schuld, sondern hat das Bedürfnis durch das Erleiden von Schmerz den Dom zu gefallen, ihn zu befriedigen oder auch das Machtgefälle damit noch weiter zu verstärken. Bei vielen spielt auch das Konzept Strafe eine Rolle (bei mir eher weniger, deshalb vergesse ich das manchmal). Da geht es aber gleichfalls um das Machtgefälle.
Meiner Meinung nach ist es aber schwierig, einer rein devoten Person wirklichen Schmerz abzuverlangen - vor allem dauerhaft. Im Idealfall ist da eben eine Portion Masochismus dabei und dann muss sich auch Dom gar keinen Kopf machen, was er da mit der geliebten Person anstellt, denn es gefällt einfach beiden.
Ich kann eigentlich nur jedem empfehlen, der mit seiner sadistischen oder masochistischen Neigung hadert, sich selbst die eigene Motivation klar zu machen und mit dem Partner - so denn man einen hat - abzugleichen, ob das zueinander passt.
Bei dir, TekWolf, habe ich den Eindruck, dass du sehr auf dein Gegenüber bedacht bist. Das ist absolut lobenswert und richtig. Und aus dieser Motivation heraus kannst du aber auch sehen, dass Schmerz, den du gibst, und Unterwerfung, die du annimmst, genau das ist, was Sub (in deinem Fall Lanika) möchte und glücklich macht. Und ebenso kannst du daraus deine Befriedigung ziehen, dass es sie glücklich macht, dich glücklich zu machen. Und hier kannst du ebenfalls eine Portion Egoismus für dich reinpacken. Du bist sehr auf die Sub konzentriert, aber du wirst merken, dass es sie glücklich macht, wenn du auch mal an dich denkst und machst, worauf du Lust hast. Und wenn es Zwangskuscheln ist.
Das ist nebenbei gesagt auch etwas, was ich als Sub lernen musste. Auch Jona stellt mein Wohlergehen über sein eigenes. Das fühlt sich für mich im ersten Moment falsch an. Aber er ist da kompromisslos und das spricht dann wieder mich an, wenn ich mich dem fügen muss.
Aber um den Faden der Provokationen wieder aufzunehmen:
Ich habe zwar zu Beginn dieses Threads geschrieben, dass mir Provokationen, um eine Strafe zu erhalten, eher fremd sind. Das stimmt auch. Aber auch mir entfleucht der eine oder andere provokante Kommentar. Eher so ein Necken.
Dom "muss" darauf nicht eingehen. Ich merke, dass er es zur Kenntnis nimmt und nur reagiert, wenn er Lust darauf hat. Und so fühlt es sich für mich wieder richtig an.
So viel für jetzt, ich hoffe, es war verständlich, was ich versucht habe, auszudrücken.
Devana