Bester Nachtasou,
ich glaube jetzt sind wir in einem Bereich in dem (wenigstens) ich dazu lernen kann.
Nochmal kurz zur Wiederholung: In meinem Weltbild wird der gesamte Körper direkt oder indirekt
von Gehirn und somit Psyche gesteuert.
Insofern kann man bei vielen ungewöhnlichen körperlichen Erscheinungen eine psychische Ursache vermuten.
Aber nun der Reihe nach weiter.
Ich möchte den von Dir beschriebenen sozialen Masochismus nach einer kurzen Betrachtung beiseite legen.
Am spannendsten (weil wohl am schwierigsten zu erreichen, wenn man 'es' nicht schon hat)
ist wohl der physische Masochismus, also der Masochismus mit dem körperlichen Schmerz.
Zum Psychischen Masochismus habe ich auch noch einige Überlegungen.
Zum 'sozialen Masochismus':
Besonders im unbewussten Teil unserer Psyche funktioniert Logik nicht immer so
wie unser Bewusstsein es gewohnt ist.
So kann es beispielsweise sein, dass das Unterbewusstsein eine Krankheit
(oder immer wieder falsche Partner aus zu wählen) aufrecht erhält, weil es auf die Zuwendung die
der Mensch wegen seiner Krankheit / Probleme etc. erhält nicht verzichten möchte.
Dass das objektiv (oder wenigstens aus Sicht des Bewusstseins) ein schlechtes Geschäft ist,
kann das Unbewusste ignorieren.
Alternativ (oder ergänzend) würde ich es nicht ausschließen, dass die jeweilige Person nicht versteht
(oder nie darüber nachgedacht hat) was eigentlich ihr Problem bei der Partnerwahl ist.
Nun weiter zum physischen und psychischen Masochismus.
Selbstverständlich kann der Mechanismus für masochistisches Erleben nur in der Psyche liegen,
selbst wenn dabei auch physischer Schmerz eine Rolle spielt.
Ja, (ganz nüchtern formuliert) die Bewertung der Sinnes- Wahrnehmungen ist ein psychischer Prozess.
Dabei ist es erst mal egal ob es um kalte Füße, Liebe oder Schmerz geht.
Objektiv messbar ist das alles nicht, auch wenn es für die Medizinische Forschung eine (teils subjektive?)
Skala für Schmerzintensität gibt.
Ich zögere etwas den Begriff 'Seele' zu benutzen, da ich nicht weiß wie ich diese in meinem Modell
aus unbewussten und bewussten (Denk-) Prozessen im Gehirn abbilden soll.
Akuter und chronischer Schmerz.
Bei der Unterscheidung akuter und chronischer Schmerz war ich eher auf der technischen Seite.
Ja, wenn es dumm geht, kann akuter Schmerz in chronischen Schmerz übergehen.
Der entscheidende Unterschied ist, dass wenn der akute Schmerz ein halbes Jahr an gedauert hat
dann nützt er niemandem mehr und ist nur noch selbst ein Problem.
Jedenfalls hier in Europa gehe ich davon aus dass ein Mensch mit Tumorschmerzen bis dahin
die wichtigsten Eckpunkte seiner einschlägigen Krankengeschichte auswendig aufzählen kann.
Damit braucht kein Schmerz mehr auf das Problem hinweisen
und somit ist der chronische Schmerz selbst ein Problem.
Ich wollte das mit den akuten Schmerzen auch deshalb beschreiben,
weil es manchen Menschen nicht klar zu sein scheint wie wichtig die Fähigkeit zu akutem Schmerz ist.
Das geht so weit dass ich mal eine ziemlich unsägliche Fernsehwerbung für ein Schmerzmittel
gesehen habe, wo ein Depp (kann ich leider nicht anders beschreiben) fröhlich von einer Kollision
zur nächsten gelaufen ist. In der Werbung waren es wohl Straßenlaternen.
Der grundlegende Fehler an dieser Überlegung (aus der Werbung) ist,
dass nicht der akute Schmerz das Problem ist, sondern die Verletzung.
Somit ist diese Werbung (und Ansicht) einfach nur unsäglich (und gefährlich) dumm.
Wie und wodurch wird man nun Masochist?
Ich bin mutmaßlich kein Masochist (jedenfalls ist mir davon bisher nichts bekannt).
Meine Herangehensweise ist, wie schon beschrieben eher wie es funktioniert.
Daraus würde ich versuchen ab zu leiten wie ich selbst schmerzen masochistisch erleben kann.
Wenn man weiß was passieren muss, damit ein Mensch Masochist wird,
hat man auch bessere Chancen heraus zu finden bei welcher Gelegenheit das vielleicht passiert ist.
Wenn ein Mensch Masochist ist, bringt es ihn nur sehr eingeschränkt weiter nachvollziehen zu können
was ihn so gemacht hat.
Bei dieser Suche kann auch einfach heraus kommen: "Ist einfach so, war schon das ganze Leben so."
Wenn jemand Masochist ist, wäre die Information wie es passiert und wann es passiert ist
auch nur dafür nützlich, entweder Anekdoten darüber zu erzählen oder zu Versuchen etwas daran zu ändern.
Ich habe gewisse Zweifel, dass es sich lohnen würde jemandem das masochistische Schmerzerleben 'aus zu schalten'.
Will ein Masochist das nicht mehr erleben,
dann kann er einfach (wie die anderen Menschen auch) Schmerzen vermeiden.
Wie funktioniert masochistisches Schmerzerleben?
Dass das Gegenüber einen entscheidenden Einfluss auf das masochistische Erleben von Schmerzen hat,
ist ein wichtiger Schritt nach vorn.
Nach Deiner Beschreibung geht es auch ganz wichtig um Schmerz ohne erhebliche Gefahr (damit es gut ausgeht).
Auch die Beschreibung 'Happy-End im Fegefeuer' finde ich sehr anschaulich.
Dass der Schmerz nicht echt sei, kann ich (nach dem was ich darüber gelesen habe) aber nicht nachvollziehen.
Offensichtlich kommen doch reale Schläge an, entsprechend gibt es erst mal Grund für akute Schmerzen.
Dass der Schmerz im Zusammenhang mit dem Gegenüber anders bewertet wird, ist ein wichtiger Hinweis.
Ich kann mir vorstellen, dass die physischen und psychischen Schmerzen dadurch
relativiert werden, dass man sie 'für das Gegenüber' aushält.
Wie nah wir hier bei masochistischem Erleben sind, kann ich nicht beurteilen.
Nun noch einige Gedanken zu psychischem Masochismus.
Ich habe mal in einer Doku gehört, dass z.B. soziales Fehlverhalten (und das daraus folgende schlechte Gefühl)
im Gehirn ebenso verarbeitet wird wie physischer Schmerz.
Mitgliedschaft in einer sozialen Gruppe war für Menschen schon seit ewigen Zeiten überlebens- wichtig.
Entsprechend war alles was die Mitgliedschaft in dieser Gruppe gefährdet eine Bedrohung.
Insofern ist es für mich plausibel, dass die gleichen Mechanismen wie für physischen Schmerz genutzt werden.
Solche psychischen Belastungen sind aber noch wesentlich mehr als physische Schmerzen 'interpretierbar'.
Hier ein hypothetisches Beispiel:
Wenn ich ohne Hose zu einer Verabredung gehe (und das merke) ist das ziemlich peinlich, weil 'man' das nicht tut.
Habe ich aber keine Hose an, weil meine hypothetische Herrin das so befohlen hat, kann ich mich
(jedenfalls bei einer passenden Verabredung) geistig darauf zurück ziehen, "Ich habe an was die Herrin befohlen hat, also ist es ihre Verantwortung. Ich bin hier eh als ihr Sub, was meine Kleidung noch mehr zu ihrer Verantwortung macht."
Auf diese Weise kann ich mutmaßlich (für mich) die Verantwortung für die Peinlichkeit
und damit die Peinlichkeit selbst ablegen.
Sexualität und Evolution:
Du hast auch einige Betrachtungen zur Sexualität aufgeschrieben, auf die gehe ich hier ein.
Die biologische Funktion der Sexualität, insbesondere im Bezug auf die Evolution kann ich
(wenigstens ungefähr) beschreiben.
'Traditionell' funktioniert Evolution durch einen Kreislauf aus:
-Veränderung der Nachkommen (per Mutation)
-Unterschiedliches Maß an Erfolg in der Umwelt
-Unterschiedliches Maß an Fortpflanzung (traditionell weil ungeeignete Arten vorher sterben)
Mit sexueller Fortpflanzung können sich die Arten quasi selbst optimieren,
statt auf eine geeignete Mutation auf Basis blinden Zufalls zu hoffen (und zu warten).
Das heißt z.B. dass Frauen (in dieser Umwelt) erfolgreiche Männer bei der Partnerwahl bevorzugen.
Damit werden besonders erfolgreiche Gene schon bei der Vermehrung bevorzugt,
was die Chancen auf Erfolg in der jeweiligen Umwelt erhöht, aber auch eine schnellere (weil gezielte) Anpassung
an eine veränderte Umwelt erlaubt.
Was Erfolg jeweils bedeutet hängt erheblich von der Umwelt und beim Menschen auch von der Gesellschaft ab.
Hier spielt natürlich auch mit hinein, dass bei Sex (der zur Fortpflanzung führen soll)
ein Mann und eine Frau beteiligt sein müssen. Fehlt einer von beiden, wird es halt nichts mit Kindern,
so schade das für das jeweilige Individuum vielleicht ist.
Dieses Genom nimmt an der nächsten Runde Evolution einfach nicht teil.
Sexuelle Fortpflanzung kann aber auch in eine weniger günstige Richtung führen.
Beispiel Pfau: Die langen schönen Schwanzfedern der männlichen Pfauen sind für die weiblichen Pfauen attraktiv.
Am Anfang stand dahinter vielleicht die Überlegung: Wenn er sich so hinderliche, auffällige Schwanzfedern leisten kann
(und trotzdem nicht gefressen wird) muss dieser Hahn einiges auf dem Kasten haben.
Ob die daraus folgende Entwicklung zu immer prächtigeren Schwanzfedern die Art
entscheidend weiter gebracht hat, halte ich zumindest für zweifelhaft. Trotzdem gibt es noch Pfauen.
Wenn A mit B lieber Sex hat, als mit C, weil es mit B lustvoller ist, dann hat B einen Vorteil bei der Fortpflanzung.
A kann auch Vielfalt mögen, was in unserem Beispiel einer größeren Auswahl
Sexualpraktiken entspricht die A und B gerne gemeinsam ausüben.
Ich kann mir gut vorstellen, dass eine vielfältige Auswahl an Sexualpraktiken
(insbesondere über einen längeren Zeitraum) Beiden Teilnehmern viel Spaß macht.
Vordergründig sieht das nur nach Vorlieben der Teilnehmer aus, es kann aber durchaus
z.B. mit Phantasie und geistiger Flexibilität zusammen hängen, die auch für 'den Rest des Lebens'
sehr hilfreich sein können.
Wären Eigenschaften die zu schönerem Sex führen im Rest des Lebens zu hinderlich,
würde wieder der klassische Ansatz der Evolution greifen,
nämlich dass solche Exemplare oft sterben bevor sie Nachwuchs zeugen.
(Brutal) evolutionär gesprochen sind Praktiken nur dann 'Fehlfunktionen'
wenn sie den Fortpflanzungserfolg beeinträchtigen.
Hinweis: Um ein Kind zu zeugen ist technisch nur ein Geschlechtsverkehr nötig,
der für das Zeugen gut geeignet ist.
Bei allen anderen Gelegenheiten geht es evolutionär folglich eher darum nichts kaputt zu machen.
Später gibt es natürlich noch den Aspekt wie gut die Aufzucht der Kinder gelingt,
aber das hat in der Regel mit irgendwelchen Sexualpraktiken nichts zu tun.
Schmerz erleben
Die von Dir beschriebenen Erlebnisse bei Schmerz kann ich so nicht nachvollziehen,
was aber für die Allgemeinheit nicht viel bedeutet.
Bei den wenigen Gelegenheiten bei denen ich heftige Schmerzen hatte,
habe ich nur darüber nachgedacht was ich tun kann um die Schmerzen zu lindern.
Dazwischen habe ich wohl gar nichts gedacht.
Ein 'Grunderleben' oder auch Einsamkeit ist mir dabei nicht aufgefallen,
obwohl mir klar war dass mir Andere nur sehr eingeschränkt helfen konnten.
Das mag damit zu tun haben, dass ich mir die Schmerzen weder selbst zugefügt habe,
noch hatten diese mit Sexualität zu tun.
Die Beschreibung dass es einen Zusammenhang bei der Verarbeitung von Schmerz und Lust (/Orgasmus) geben soll,
ist mir schon öfter unter gekommen. Das kann natürlich sein.
Ungewöhnliche sexuelle Vorlieben (oder so ähnlich):
Deine Betrachtung mit dem Flusensieb gefällt mir nicht so gut.
Ich denke es geht um eine Auswahl an Eigenschaften (und vielleicht Vorlieben) die die beiden Menschen haben.
Diese Eigenschaften sind weder unmittelbar wichtig fürs Überleben, noch sind sie fürs Überleben schädlich.
Ich glaube nicht dass die Anzahl dieser Eigenschaften eine wesentliche Rolle spielt.
Aber einige dieser Eigenschaften können sich zum gegenseitigen Vorteil ergänzen,
z.B. wenn A dominant ist und B submissiv.
'Unmöglich' ist ein großes Wort.
Du beschreibst etwas von gegenseitiger Entgrenzung und Resonanz, was ich nicht recht nachvollziehen kann:
Aus meiner Sicht ist es dagegen wichtig mit seinem Partner eine stabile Vertrauensbasis auf zu bauen.
Diese Eigenschaften zu kennen, erlaubt es einem diesen Menschen zu verletzen.
Entsprechend wichtig ist das Vertrauen, dass der Partner diese Kenntnis nur zum gemeinsamen Vorteil nutzt.
Lieben Gruß
Curiousity