Hallo Nachasou,
schöner Beitrag!
Ein kurzer Gedanke dazu: Du schreibst, BDSM sei keine sexualisierte Gewalt. Ich gebe Dir Recht, solange man Gewalt als rohe, unvereinbarte Kraft betrachtet. Aber ich denke, dass Doms sowohl im physischen als auch psychischen Sinne sehr wohl Gewalt über sub ausüben. Soweit man Gewalt als eine Handlung bezeichnet, mit der auf einen Anderen beeinflussend eingewirkt wird.
Vielleicht ist das auch ein Grund, aus dem der Einsatz von Verstand und üblicher Vorsicht eben nicht immer genügen kann. Weil sich sub in ein Abhängigkeitsverhältnis begibt, welches im sexuellen Vanillaverhältnis nicht per se üblich ist. Sich wehrlos fesseln oder knebeln zu lassen, bedeutet ein höheres Maß an Hilflosigkeit, als es bei einer vanillasexuellen Begegnung (jedenfalls von vornherein) zu erwarten wäre. Es entsteht einfach mehr Abhängigkeit. Mehr Risiko.
Wenn Du fragst, was beim Covern über die "übliche Vorsicht" hinausgeht, dann ist das meiner Meinung nach die Sicht eines Dritten auf ein eingegangenes Risiko, der aktiv werden kann, wenn der oder die Überwachte physisch oder psychisch nicht mehr in der Lage sind, sich selbst zu helfen. Dinge, die bei SM-Begegnungen vorkommen können (nicht müssen!).
Ich stimme Dir zu, bei jeder anderen sexuellen Begegnung und auch innerhalb ganz normaler Beziehungen können Situationen entstehen, in denen kein Codewort und kein Covern helfen. Wenn dort Nichteinvernehmliches passiert, ist das mindestens genauso schlimm.
Der Rückschluss aber, dass in einer Gruppe SMler vergleichbar mehr Bösewichte unterwegs sind als in einer Gruppe Nicht-SMler, wäre Unsinn. SMler tun eben Dinge miteinander, die mitunter nicht ganz trivial sind, und daher ist nichts dagegen einzuwenden, wenn sie sich zusätzlich abzusichern versuchen (was besonders für Einsteiger oder ONS gilt, wenn man sein Gegenüber nicht gut genug einzuschätzen vermag). Wie geschickt, effektiv und sicher man eine solche Absicherung gestaltet, das ist streitbar und muss wohl jeder für sich entscheiden. Jedenfalls finde ich Covern keine grundsätzlich schlechte Idee.
Mir fällt gerade der Fallschirmspringer ein, der beim Sprung aus dem Flugzeug auf einen Rettungsschirm verzichtet, weil er meint, dass alle anderen Menschen unten auf der Erde auch keinen Rettungsschirm auf dem Rücken tragen, wenn sie Spaß haben wollen. Vielleicht nicht das beste Beispiel.
Wie gesagt, nur ein paar Gedanken.
Viele Grüße
Jona
12.12.2015 um 13:38 Uhr
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