Mein liebes Nächtebuch,
ich habe heute ein neues Wort gelernt. Das vom „Hormo-Sapiens“. In einem Vortrag auf Youtube von Birkenbiehl über den Humor. Der dauerte fast zwei Stunden. Interessiert das überhaupt ein Schwein?
Was ich mich schon immer frage, warum ich so eine Abneigung habe in den Spiegel zu lächeln, um meine Laune zu heben. Ich traue mich einfach nicht, diese an sich doch einfache Technik anzuwenden. Ich probiere ja sonst auch allerlei aus, manchmal gerade, weil´s mir blöd vorkommt, um mich davon zu überzeugen, dass es wirklich blöd ist, oder dann vielleicht doch nicht.
Aber bei dieser Lachnummer mit den Gesichtsmuskeln, die gute Laune machen sollen, hört bei mir der Spaß auf. Schluss mit lustig. Und mir fällt einfach nicht ein, warum ich da so bocke.
Morgens ginge schon mal gar nicht. Meistens bin ich morgens in Eile, und, der Zeitpunkt ist schlecht gewählt. Weil, wenn man aus dem Bett aufsteht, ist die Flüssigkeit im Körper ungünstig verteilt. Meistens so unter den Augen sammelt sich ganz viel davon.
Die Birkenbiehl soll ja eine Fachfrau sein, behauptet sie, und … vielleicht geht´s ja doch. Bei Ärger hat sie auch Rezepte: Man soll sich nicht ärgern lassen. Wer gemobbt wird, dem fehlt der Humor. Nur wer sich ärgert, wird gemobbt. Weil das Spaß macht, also den anderen machts dann Spaß.
Ein anderer Grund für die Verweigerung sich im Spiegel zuzulächeln könnte sein, dass mir das zu simpel ist. Ich will nicht so simpel sein. Meine Gefühle sollen tiefe Gründe haben, und vielfältig sein, und unverständlich, und andere sollen Schuld daran sein. Wenn nur ein einziger Nerv am Lachmuskel reicht meine Stimmung zu machen, was soll dann das ganze sonstige Gewese? Dann brauch ich auch mit der Frau nicht mehr streiten. Vielleicht drücke ich ihr einfach mal heimlich am Gesichtsnerv. Wenn sie schläft. Wenn ich sonst an ihr herumdrücke, mag sie das ja auch nicht sonderlich. Mal gucken.
Vielleicht ist das ja doch alles nur Kopfsache, das mit den Gefühlen. Jahrzehntelang reden alle auf mich ein, ich solle mehr aus dem Bauch heraus … und weniger kopflastig, und jetzt doch wieder mit dem Kopf, das Gesicht ist schließlich am Kopf. Ja was denn nun!
Vielleicht mache ich doch mal ein Experiment. Ich schaue mir meine Plauze im Spiegel an, und lasse meine Bauchmuskeln ein wenig „lächeln“. Naja. Das mit der Flüssigkeitsverteilung im Gesicht gibt sich wieder nach 20 Minuten im Auto zur Arbeit, die Fettverteilung da unten ist da hartnäckiger.
Manche Menschen haben aber einen lustigen Nabel. Ich glaub, früher haben die Hebammen die Knoten noch so gemacht, dass ein Nabel später lächelt. So schön schlitzförmig, quer. Finnische Frauen habe ihre Möse schließlich auch querliegend, also den Schlitz. Das habe ich mal in einem Krimi gelesen. Auch so ein Vorurteil, das man mal überprüfen müsste.
Apropos Spiegel: Eine Bekannte erzählte mir mal, dass sie in einer Frauengruppe alle ihre Mösen selbst im Spiegel betrachtet haben. Und ihre sei vom Typ „Wolf“. Das wollte ich nicht glauben, aber es stimmte. Irgendwie struppig und … nee, großmäulig bedeutet was anderes. Aber etwas eingeschüchtert war ich dann schon.
Männer sehen ihre Schwänze ja im allgemeinen auch ohne Spiegel, solange sie jünger sind. Später werden dann auch Spiegel nötig, um sich zu überzeugen, dass da unten noch was ist. Und nur beim Yoga kann man die wertvolle Erfahrung machen, dass der Schwanz bis zum Bauchnabel reichen kann. Wenigstens für Sekunden, denn das tut scheiße weh im Rücken.
Ja, was einem so einfällt bei Hormo-Sapiens. Irgendwie bin ich auch abergläubisch: Ich find´s unheimlich, sich nackend vor dem Spiegel zu sehen. Irgendwie … gedoppelt. Und seitenverkehrt. Denkt das Spiegelbild dann mit der anderen Hirnhälfte? Was, wenn das Spiegelbild tatsächlich denkt wie ich? Und wie denkt es dann über mich?
Ich hab so griesgrämige Falten im Gesicht. Ich weiß nicht, ob es reicht, ein paar Muskeln zu bewegen, dass sich daran was ändert. Was, wenn nicht. Dieser Pleite dann auch noch zuzusehen, will ich mir lieber ersparen.
26.07.2019 um 01:09 Uhr
Kein Windhauch geht, die Luft, sie steht
Sommer in der Stadt
Ein Käuzchen schreit, es klagt sein Leid,
Sommer auf dem Land
Nichts regt sich, nichts bewegt sich,
Sommer in Stadt und Land - Stillstand
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