Im Vorfeld haben wir den Schwerpunkt des sehr weit gefassten Themas auf BDSM und Kinder „reduziert“; rückblickend eine gute Entscheidung, sonst wäre aus dem Themenabend ein Themenwochenende geworden.
Neben den denkbaren innerfamiliären Pannen (Kind findet Spielzeug, entdeckt Striemen auf Mamas/Papas Po oder erwischt die Eltern in Aktion), wurde thematisiert, dass das Kind die Kenntnis von den Neigungen der Eltern möglicherweise im Vertrauen an Dritte weitergibt, und welche Folgen es für das Kind haben kann, wenn diese nicht dauerhaft vertraulich bleiben ( Spott und Häme im Sinne von: „Deine Eltern sind ja krank!“). Inwieweit dies den Kindern zumutbar sei, wurde unterschiedlich bewertet.
Übereinstimmung herrschte dahingehend, dass ein Kind seiner jeweiligen Entwicklungsphase (grob: vor, in und nach der Pubertät) entsprechend darüber aufgeklärt werden sollte, dass es neben den klassischen Liebesverhältnissen abweichende gibt; dass unter Umständen Dinge im Liebesspiel erlaubt und gewollt sind, die anderen Menschen komisch vorkommen und dass dies keine Krankheit ist.
Ein Ansatz, um die Bedeutung des Consensual zu erklären, könnte der Umkehrschluss aus dem „Mein Körper gehört mir und niemand darf damit etwas machen, was mir unangenehm ist“ sein. Dieser Gesichtspunkt rückt zunehmend in den in den Mittelpunkt der Aufklärung zum Schutz vor Missbrauch, und genauso kann es heißen: „Was mir angenehm ist, das darf mein Werauchimmer mit mir machen, selbst wenn es mal weh tut, meine Freiheit einschränkt usw.“
Weitgehende Übereinstimmung gab es bezüglich der Bedeutung einer umfassenden Aufklärung im Hinblick auf die möglichen eigenen Neigungen des Kindes. Viele BDSMler haben Dramen in sich ausgetragen, weil sie ihre Neigungen für sich nicht wahrhaben und annehmen konnten; gerade wir sollten unseren Kindern mit auf den Lebensweg geben, dass BDSM nicht abartig, krank oder dergleichen ist. Sind die lieben Kleinen physisch und psychisch geschlechtsreif, sollen sie unbekümmert ihre Blümchenneigungen ausleben dürfen. Ob sie uns das erzählen (wollen) steht auf einem anderen Blatt; hierüber herrschte beim Themenabend Konsens: Im Detail wollen Kinder nicht wissen, was hinter den Schlafzimmertüren der Eltern los ist.
Ausnahmen hiervon sind die Tage vor Weihnachten
Ob in den nächsten Jahren eine solche Aufklärung von Seiten der Kultusministerien und Schulen unterstützt wird? Geglaubt hat von uns das niemand. Zwar liegt z.B. den Leitlinien Sexualkunde des Hessischen Kultusministeriums die Anerkennung eines gesellschaftlichen Wertewandels im Hinblick auf Sexualität zugrunde. Wer meint, darin eine Öffnung in Richtung BDSM zu erkennen, täuscht sich, denn es geht um die besonderen Verhältnisse in anderen Kulturkreisen.
Im Zusammenhang mit den Fragen zur Aufklärung ergab ein Rückblick auf unsere eigenen Erfahrungen in Kindes- und Jugendalter (einige) interessante Unterschiede zwischen den „neuen und gebrauchten“ Bundesländern; hierzu wird Lucia in den nächsten Tagen noch Anmerkungen ergänzen.
Losgelöst von der rein sexuellen Ebene wurde die Frage erörtert, wie von Kindern eine möglicherweise in BDSM-Beziehungen vorhandene intensive Bindung wahrgenommen wird. Dass ein Kind Schaden nimmt, wenn es einen liebevollen Umgang der Eltern untereinander und mit sich erfährt, glaubte keiner. Schlimmer sei, wenn das Kind überhaupt keinen zärtlichen und gefühlvollen Umgang der Eltern mitbekommt. Dies gelte ebenso für StiNo-Eltern.
Daran schloss sich die Frage an, wie das besondere Verhältnis der Eltern das Menschenbild des Kindes prägt, wenn die DS-Rollenverteilung außerhalb des Schlafzimmers erkennbar gelebt wird, eventuell 24/7. Ob der/die Sub sich dann noch behaupten kann. Mangels wirklicher Erfahrungen wurde dies jedoch lediglich angeschnitten und nicht weiter vertieft.
Zum Ende des Themenabends wurde noch kurz die Möglichkeit diskutiert, inwieweit für BDSM-Eltern die Gefahr besteht, dass das Jugendamt wegen einer möglichen Kindeswohlgefährdung interveniert; nahezu einhellig wurde die Meinung vertreten, dass das Risiko verschwindend klein sein dürfte, solange sich die Eltern gegenseitig und nicht ihre Kinder verhauen.
Zum Ende noch ein paar persönliche Worte: Mir hat die Moderation viel Spaß gemacht; ein paar Lücken mag meine Zusammenfassung haben. Das ist der Tatsache geschuldet, dass die einzelnen Gesichtspunkte teilweise intensiv besprochen wurden und ich den Überblick zu behalten versucht habe; nebenbei noch Notizen zu machen, war nicht mehr drin. Wenn ich etwas Wichtiges vergessen habe, einfach hier ergänzen.
Schön, dass so viele so lange dabei gewesen sind; über ein paar Väter mehr hätten wir uns -denke ich- alle gefreut
Allen eine gute Zeit
wünscht die Schattenwölfin
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