Danke, @homo ludens,
für diese wunderbaren Gedankengänge, die meinen Zwiespalt aufgreifen, was den manchmal gefühlten (nur scheinbaren) Widerspruch im Sub-Sein angeht. Ich konnte das nur nie so recht auf den Punkt bringen und lese auch viele Diskussionen, wo dann dieses Kreisen beginnt, wenn man sich in diesem gefühlten Widerspruch verstrickt, weil die Logik und die Vernunft eigentlich etwas anderes sagen als das, was man als Sub will...
Bitte um Entschuldigung, dass ich erst jetzt auf die Beiträge hier reagiere. Ich war im Urlaub und da ohne Netz.
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Aber ich habe auch einen Meister, der mich nicht "verbiegen" will, sondern mit dem, was er verlangt, in einem Bereich bleibt, der mir angepasst ist, der passend ist, für ihn und für mich.
In meiner Ehe habe ich angefangen mich zu verbiegen, mich anzupassen.
Und ich bin froh, dass in meiner Funktion als Sklavin nicht tun zu müssen.
Mit deutlich mehr Regeln habe ich den Eindruck mehr gesehen und beachtet zu werden und ich fühle mich dadurch freier. Und das geniesse ich.
Danke auch dir, @Dienerin,
für diese Darstellung, die endlich einmal schafft, einen scheinbaren Widerspruch so zu formulieren, dass er schlüssig und nachvollziehbar auf den Punkt bringt, was eben den Unterschied zwischen Sub-Sein und - ich nenn es mal "Verbiegen" im Alltag ausmacht. Interessant, dass - auch mir geht es nämlich so und ich beobachte genau das auch bei vielen anderen Beziehungen - das "Anpassen" in einer Ehe oder eben Beziehung ohne BDSM-Prägung als Verbiegen empfunden wird und das Regeln-Befolgen als Sklavin ganz anders verortet und empfunden wird. Rein äußerlich sieht es doch sehr ähnlich aus, oder?
Auch diese "Freiheit" und das "Gesehen-Werden" beim Einhalten der Regeln kenne ich als Empfindung oder gar Motiv fürs Sub-Sein so.
Aber wo liegt der Unterschied? Kann man (frau bzw. Sub) in Konnotation mit Sexualität ein Sich-Fügen in ein Regelkorsett (egal jetzt mal, wie sehr vom Top an die sub-eigenen Bedürfnisse angepasst oder nicht) positiver für sich werten oder empfinden. Liegt es daran? Dass es in einem selbst die ureigenste Form von Erotik berührt? Und da, wo die Sexualität in Zusammenhang mit Sich-Fügen oder Anpassen oder Regeln-Einhalten keinen Platz hat, da empfindet man es dann als einen Zwang, eine Art Beschneidung der Persönlichkeit?
Schon erstaunlich, oder?
Warum hat man dennoch irgendwann angefangen sich in der Ehe zu verbiegen, - nur, um einige Zeit später draufzukommen, dass man es als genau das empfunden hat? M.E. hat da genau ein Mechanismus gegriffen, der eigentlich zur Sub-Seite gehört, aber fälschlicherweise (und unbewusst) versucht wurde, im Alltag zu verorten. Man hat versucht, Sub-Gefühle auszuleben, die aber dort nicht hinpassen. Man hat es nur nicht bemerkt.
Für mich jedenfalls fühlt sich das so an. Ich habe entdeckt, dass ich manche Seiten von mir nur als Sub positiv leben kann - in einem BDSM-Gefüge. Dass aber dieselben Seiten mir im Alltag eher schaden.
Das "Beachtet werden" ist auch für mich der Schlüssel. Sub möchte gesehen werden in seinem Bemühen. Und im Wort "bemühen" steckt die Mühe nicht umsonst drin. Wärs eine leichte Übung, die da routiniert und ohne ein bisschen Leiden absolviert würde - es würde sich nicht subbig anfühlen. So jedenfalls empfinde ich es. Sub "leidet" also und hat dadurch einen Gewinn, der etwas eigentlich oberflächlich "schädlich" aussehendes in etwas Gutes verwandelt. Viele der Eigenschaften, die Subs in BDSM-Gefügen ausleben können, hätten im Alltag in einer Beziehung das Prädikat "selbstschädigend".
Wer sich ein wenig mit der Materie beschäftigt, weiß, dass jeder Mensch ein paar mehr oder weniger selbstschädigende Verhaltensmuster mit sich herumträgt. Und dass diese Auszuleben ihm ein Gefühl von Halt und Sicherheit, weil Vertrautheit, bringt. Im Alltag ist der Preis dafür aber leider oft ein Nachteil, der Auswirkungen hat, die nichts Gutes bringen. Im BDSM aber beobachte ich, dass in einer vertrauensvollen, guten Beziehung diese Verhaltensmuster, an denen man nun mal hängt, weil sie einen als Person ausmachen, einen guten Platz finden. Dort in etwas Positives verwandelt werden können.
Der Trick dabei ist, die Trennung nicht aus den Augen zu verlieren. Wo hat meine Verhaltensstrategie in meinem Leben so Platz, dass sie mir etwas Gutes ohne böse Konsequenzen beschert und wo nicht? Nicht immer gelingt es, im Alltag die eigene Erotik ganz auszublenden und dann.... ist es schon mal passiert, dass man auf einen Reiz angesprungen ist, der eigentlich besser überhört/übersehen hätte werden sollen, weil eben nicht Top das Signal oder den Impuls dazu gegeben hat.
Ich hoffe, die lange Ausführung hat erklärt, worum es mir hier geht. homo ludens hat genau erspürt, was mich da so umtreibt. Dafür meinen allerherzlichsten Dank.
Lieber Gruß,
blinDSided