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Forum - BDSM - Ledersofa

Woher kommt die Lust, jemand zu fesseln und zu dominieren?

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Gelöscht.

03.09.2010 um 20:00 Uhr

geändert am 03.09.2010 um 20:02 Uhr

 

Auch wenn es jetzt vielleicht einige schockiert:

Sucht man in der Vergangenheit eines dominanten oder devoten Menschen nach Schlüsselerlebnissen, die seine „Paraphilie“ erklären, wird man sicher etwas finden. Irgendeinen düsteren Schatten der menschlichen Seele, irgendein prägendes Ereignis wird sich sicher finden lassen. Das ist ein obsessiver Spleen der Psychologie und es lässt sich über Wertigkeit und Sinn stundenlang hervorragend streiten. Meiner persönlichen Meinung nach, gibt es eine klassisch genetische Veranlagung, ebenso wie eine erworbene. Ich gehöre zu den Klassikern, weil ich es so sehe, obwohl meine Geschichte beide Thesen sowohl unterstützen, als auch widerlegen könnten.

Ich wuchs behütet aber bescheiden in einer konservativ anmutenden Familie auf. Mein Vater brachte als Gärtnermeister das Geld nach Hause (meine Mutter arbeitete nur ab und zu auf geringfügiger Basis), aber es gab grundsätzlich immer „unser“ und nicht „meins“. Mein Vater ist ein religiöser Fanatiker, noch dazu leicht psychisch gestört. Dieser Umstand, ihre harte Kindheit und die schwere Rheumaerkrankung meiner Mutter sorgten dafür, dass meine Mutter dem Alkohol sehr zugetan war. Ich hatte schlimme Zeiten in meiner Kindheit, bekam aber immer reichlich Liebe und Zuspruch. Mein Vater war erzieherisch quasi nicht präsent (ja, liebe Psychologen, da erklärt sich mein Hang zu älteren Männern ), aber ich wurde trotzdem sehr geliebt und beschützt.

Als ich sieben Jahre alt war, nahm meine Mutter einen Job als Putzfrau in einer Schule an. Sie freundete sich mit einer Kollegin an, die sie auch häufiger besuchte. Irgendwann nahm sie mich mit. Ich erinnere mich noch mit Grauen an den Mann der Freundin, der ständig besoffen und verwahrlost in einer kleinen Kammer hauste. Dann lernte ich den Sohn der Freundin kennen, weil selbige ihren Spross als extrem kinderlieb anpries. Diese Kinderliebe bekam ich bald zu spüren. Als er von meiner Leidenschaft zu „Nena“ erfuhr, versprach er mir ein Autogramm gegen einen kleinen Gefallen. Da ich meiner Mutter die Wahrheit verschwieg, weil der junge Mann mir gedroht hatte, vermutete sie als Grund den besoffenen Mann der Freundin. Ich weiß nicht, wie oft der Missbrauch geschah, aber irgendwann brach der Kontakt ab.

Als ich in die Schule kam, kam das Thema im Unterricht auf einen Exhibitionisten, der in unserem Stadtteil gerade sein Unwesen trieb und die Lehrerin fragte, ob auch Schüler betroffen seien. Darauf deutete ich mein Erlebnis an und die Lehrerin informierte meine Mutter. Ich erzählte nach einigen Nachfragen bereitwillig was geschehen war. Meine Mutter erstattete Anzeige. Das einzige was mir später wirklich Probleme bereitete, war die Aussage bei der Polizei. Das Erlebnis auszusprechen war mir peinlich und die Beamtin war ein grober Klotz und machte sich noch über mich lustig. Seitdem habe ich ein Problem mit dem banalen Wort „Glied“…es will mir einfach nicht über die Lippen kommen und kommt mir unanständiger vor als „Schwanz“. Ob es mir jemand glaubt oder nicht, ich hatte danach keine Folgeschäden, außer einem kurzzeitigen Handwaschzwang. Ich konnte jedem davon erzählen, hatte keine Ängste oder Albträume. Mein Leben ging so weiter, wie es vorher gewesen war.

Ich war ein sexueller Frühzünder ( ich weiß, dass ehrgeizige Psychologen mir das als typische Alternativfolge eines Missbrauchs deuten würden), bekam schon mit 10 Busen und mit 11 meine Tage. Sex faszinierte mich von Anfang an. Ich legte auch schon früh Hand an mich, benutzte dafür Gegenstände und meine rege Fantasie. Die Fantasien blieben und sie hörten erst auf, als ich zu wissen bekam, was BDSM ist (). Ab da war es eine Variante, aber kein erotischer Zwang mehr, weil sich eine Welt der sexuellen Hingabe, des Schmerzes und der Kontrollabgabe auftat.

Warum also sollte es keine Menschen geben, denen dieses Bedürfnis angeboren ist, benutzt und gedemütigt zu werden? Oder die anderen Naturen, die das Bedürfnis verspüren zu kontrollieren und zu führen? Es würde zumindest erklären, dass ich nie Probleme mit dem Missbrauch hatte. Ich brauche Zärtlichkeit und Liebe genauso sehr, nur muss ich meine dunkle Seite ausleben, um die helle genießen und intensiv spüren zu können.

Vielleicht bin ich ein Opfer meiner „Traumata“, die gar keine waren. Vielleicht hat sich meine Psyche an die Misshandlung gewöhnt und an die Opferrolle, aber wozu etwas reparieren, was tadellos funktioniert und mich glücklich macht? Der Unterschied zwischen dem unschuldigen Kind von damals und der devoten Frau von heute ist folgender: Heute kann ich mir den „Täter“ aussuchen und mich ihm freiwillig hingeben. Auch wenn es pervers ist, ist es der Frieden meiner Seele und mein Glück. Psychologische Diagnostik ist eine Sache der „Möglichkeiten“ und nicht der Tatsachen. Meine Seele kenne ich am besten und ich nehme sie an, wie sie erschaffen ist. Ich will keine andere haben.

 

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Bittersüßer Nachtschatten

Profil unsichtbar.

03.09.2010 um 22:13 Uhr

Scherbenprinzessin: Danke, dass Du von Dir erzählt hast. Ich sehe Deinen "Fall" als Beispiel dafür wie kreativ unsere Seele auch mit schwierigen Bedingungen umgeht, und irgendwie das Beste draus macht, so nach dem Motto: bin halt "pervers" geworden, aber auch glücklich.

Wer entwickelt sich schon ideal? Es haut nie perfekt hin, weil die Eltern auch nur Menschen sind. Und wenn es perfekt wäre, und alle das Gleiche empfinden, wollen, tun - das wäre ziemlich öde. Dann gäbe es wahrscheinlich keine Kunst, keine Sehnsucht, keine Poesie, keine Wissenschaft usw.

Was die Psychologen betrifft - denen scheint hier keiner zu trauen: vielleicht, weil sie therapieren wollen, was mittlerweile doch gar kein Problem mehr ist, weil man/frau trotz problematischer Kindheit einen Weg gefunden hat? Ist zwar kein Standard-Weg, aber die Seele ist nun mal sehr kreativ. Und anders und reicher, als es sich die Fakultät für Psychologie vorstellt.

Ich, als Neuling auf SZ stelle überrascht fest, wie sicher sich die meisten ihrer Sache sind, wie sie es geschafft habe, ihre Neigungen zu akzeptieren und zu leben.

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sinna

Profil unsichtbar.

04.09.2010 um 10:26 Uhr

Liebr Nachtschatten,

warum sollten wir es nicht sein?

Für keinen von uns scheint es ein Problem zu sein, dass wir sind was wir sind und wie wir sind.

Vielmehr ist es eine Art Sexualität zu erweitern und seine Sinne zu schulen und zu erweitern.

Bewusst zärtlich, achtsam oder auch konsequent zu sein halte ich persönlich für unerlässlich.

Es schenkt ein Gefühl von Geborgenheit und auch von Zweisamkeit.

Ferner kann ich Dir versichern, dass ich diverse Menschen kenne, die eine "normale" Sexualität leben und derart krank im Kopf sind, dass mich der Gedanke beruhigen würde, wenn sie jemand wegschliessen würde.

Nur sehr selten lerne ich Menschen mit einer solchen Neigung kennen, die sich in Medienräumen wie diesen treffen und pathologisch abartig wären.

Um es mit den Worten meines Mentors auszudrücken: BDSM ist eine Einbahnstrasse.

Einmal begonnen, das auszuleben gibt es keinen Weg mehr zurück.

Ich für meinen Teil weiss warum ich so bin wie ich bin.

Es ist die logische Konsequenz aus Ereignissen meines Lebens.

Was ist BDSM anderes als pure Lebenslust und Freude am Sein?

Und vor allem landen wir hier bei einem anderen Thema: Wo beginnt Lust zu fesseln oder zu dominieren?

Fragt man bei Orion oder Beate Uhse nach wird man zu Ohren bekommen, dass es selbst für den Durchschnittshaushalt dazu gehört ein paar nette Fesseln oder Handschellen zu besitzen und sie folglich auch zu benutzen. Eine Kravatte als Beispiel für die Dunkelziffer liesse sich auch noch anführen oder eben auch das Tuch vor den Augen.

Manch einem ist dies einfach nicht bewusst. Es ist nur eines was uns von denen unterscheidet:

Wir tun das bewusst und geben ihm einen Namen

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Gelöscht.

04.09.2010 um 11:15 Uhr

@ Nachtschatten

 

Ich, als Neuling auf SZ stelle überrascht fest, wie sicher sich die meisten ihrer Sache sind, wie sie es geschafft habe, ihre Neigungen zu akzeptieren und zu leben.

 

Glaub mir es war ein langer Weg das zu akzeptieren. Und ich bin noch lange nicht am Ziel. Aber ich bin überzeugt das richtige zu tun. Ich bin ja auch ein Neuling und was mich hier immer fasziniert hat, ist der völlig unaufgeregte Umgang mit dem Thema.

 

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