Hallo littlewonder,
eigentlich hatte ich angenommen, dass hier sofort eine Diskussion losbricht, aber scheinbar sind derzeit alle auf Eiersuche.
Also will ich mal den Anfang machen...
Ich finde, auch in vertrauten, festen Beziehungen ist ein Safeword wichtig, wobei es natürlich in vielen gemeinsamen Spielen gar nicht erforderlich ist, da man nicht jedes Mal bis an Grenzen geht oder sich in Situationen begibt, die ins Unvorhersehbare abrutschen können. Wenn BDSM für Dich schon bei kleinen Machtspielchen und Neckereien am Mittagstisch beginnt, wird niemand ein Safeword brauchen. Aber schon ganz harmlose Fesselspiele können aus meiner Sicht problematisch werden, und sei es nur deswegen, weil sub auf Toilette muss und es diesmal nicht als Ausrede gebraucht.
Meiner Meinung nach tut es niemandem weh, ein Safeword zu vereinbaren. Das kann in langjährigen Beziehungen auch über Jahre das gleiche Safeword sein, es ist halt vereinbart und nutzbar im Fall der Fälle.
Ein Safeword mit einer "Hürde" zu verbinden, finde ich nicht gut. Geht man vernünftig mit der Möglichkeit um, braucht es keine "Hürde". Ich empfinde es als Missbrauch des Safewords, wenn mit dem Aussprechen Bedingungen oder unterschwellige Drohungen verknüpft werden. Ein Safeword ist ein Safeword, und wenn man es dringend braucht, sollte nicht erst ein Abwägen erforderlich sein, ob die Folgen ertragbar sind. Für mich gibt es nur zwei Folgen: Verlangsamung oder Aufhören, fertig. Besser finde ich, wenn man anschließend darüber redet, aus welchem Grund es dazu gekommen ist und was man nun tun möchte.
Wenn es darum geht, einen "Willen zu brechen", dann kann das nicht heißen, dass trotz gebrauchten Safewords weiter gemacht wird. Das finde ich unverantwortlich - und es führt den Sinn eines Safewords ad absurdum.
Bedeutet es, dass Sub ein Schwächling ist oder manchmal auch, dass Dom gegenüber Sub zuwenig aufmerksam war und die Lage falsch eingeschätzt hat?
Erstes: Nein. Sub will (das setze ich mal voraus) an der Session genau so viel "Erlebnis" haben wie Dom. Erträgt sub die Spielvariante nicht, stellt sich mir grundsätzlich die Frage, ob das Spiel nicht nur der Erbauung von Top dient.
Zweites: Das kann es durchaus bedeuten.
Möglicherweise schreien jetzt viele auf, weil (drastisch ausgedrückt:) Dom immer alles richtig macht und sub sein Objekt ist, zu ertragen und nicht zu jammern hat. Ich gebe zu, dass ich von diesen Spielvarianten nicht viel halte. Für mich müssen beide Seiten partizipieren, und für mich ist ein Spiel auch nur dann richtig gewesen, wenn beide Seiten anschließend sagen: Das war geil.
Ich bin auf andere Meinungen gespannt.
Liebe Grüße
Jona
P.S.: Ich habe aus Deinem Beitrag eben eine neue Kurzumfrage formuliert.
11.04.2009 um 18:20 Uhr
Hallo @all,
In den letzten Tagen haben mich einige Fragen zum Thema ‚Safeword’ und Freiwilligkeit beschäftigt. Anstoß dazu waren unter anderem Geschichten, die ich hier gelesen habe. Natürlich haben wir auch zu Hause ausführlich darüber gesprochen, trotzdem würde mich interessieren, wie andere darüber denken.
Habt ihr auch in festen, vertrauten Beziehungen solche Vereinbarungen? Habt ihr es schon jemals benutzt?
Das Verwenden des Safewords ist ja sehr negativ besetzt, ein(e) gute(r) Sub benutzt es nicht…
Es soll dazu da sein, dass Sub sich selbst schützen kann, wenn Dom Tabus überschreitet oder die Situation für Sub unerträglich wird. Die Hürden sind aber teilweise so hoch, dass ich mich frage, ob dies in der Praxis funktioniert. Wenn es evt. den Abbruch der Beziehung bedeutet oder der psychische Druck entsprechend groß ist, könnte ich mir vorstellen, dass Sub weiter macht, obwohl die Situation eine völlige Überforderung darstellt, zu der er/ sie eigentlich nicht bereit ist. Und Dom kann sich sagen, wenn es zuviel wird, kann er/ sie ja das Safeword aussprechen. Hier habe ich manchmal den Eindruck, dass die Freiwilligkeit direkt hinter der Akzeptanz eines/r Dom aufhört. In den Geschichten nimmt natürlich alles ein Happyend, ist Subs Wille schließlich gebrochen, sind alle stolz und glücklich im 7. SM-Himmel. Aber in der Realität
Aus den Erklärungen meines Partners weiß ich, dass dieses harte ‚Willen brechen’ teilweise ausdrücklich von Sub gewünscht wird. Wenn es aber nur Doms Wille ist, etwas durchzusetzen, was Sub (zu diesem Zeitpunkt) absolut nicht möchte, sollte Dom dies dann akzeptieren oder nicht?
Ist es möglich, dass das Verwenden des Safewords manchmal mehr Mut erfordern würde als vermeintlich stark alles durchzustehen? Bedeutet es, dass Sub ein Schwächling ist oder manchmal auch, dass Dom gegenüber Sub zuwenig aufmerksam war und die Lage falsch eingeschätzt hat?
Möglicherweise sehe ich ja manches mit ein paar Jahren Erfahrung anders als zum jetzigen Zeitpunkt…
Bin jedenfalls gespannt auf Antworten.
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