Ein zerlesenes Büchlein auf dem Nachtkästchen, einige Seiten fehlen, andere sind eingerissen, ich habe wirklich schönere Bücher zuhause, dennoch bringe ich es nicht übers Herz, dieses spezielle Buch wegzuwerfen.
Erinnerungen an die Jugend, heimlich an Vaters „Giftschrank“ mit der „Erwachsenenliteratur“ und plötzlich dieses Buch, das damals schon nicht gut aussah, aber noch alle Seiten hatte.
Mein erster Kontakt mit der Welt der bizarren Erotik und damit der gesicherte Platz am Nachtkästchen. Der Name des Buches? „Der Dorn im Fleisch“, nirgends mehr zu bekommen, wird nicht mehr hergestellt.
Jahre später sehe ich die Buchvorstellung von „Das Bild – Geschichten einer Obsession“ auf den Schattenzeilen, der Autor ist vertraut, die Geschichte kommt so bekannt vor, und JA! es ist das kleine Büchlein vom Nachtkästchen.
Flugs bestellt und mit heißen Wangen erneut gelesen, auf eine Inhaltsangabe verzichte ich bewusst.
Gleich vorneweg, wer detailgetreue Beschreibungen der Praktiken sucht, ist hier falsch. Das Bild ist im Stil der Geschichte der O geschrieben, genauer gesagt wurden auch beide Bücher im selben Zeitfenster und auch im selben Land veröffentlicht.
Ein, für mich, gelungener Cocktail aus stimmungsvoller literarischer Erotik, verfeinert mit einigen kräftigen Schüssen Masochismus und durch einige Spritzer D/S abgerundet.
Leider hat das Buch auch seine Schattenseiten, es wird aus der Sicht der männlichen Hauptrolle beschrieben, der Ich-Erzähler schreibt kaum über seine Gefühle, die Gefühle von Anne, der Sklavin, werden komplett außen vor gelassen und auch den inneren Kampf Claires, die den Reigen komplettiert, wird nur manchmal ansatzweise dargestellt.
Dennoch habe ich , für mich, nur wenige Bücher mit ähnlicher Qualität (in Bezug auf Handlung/Stil/Erotik) gefunden, sodass ich über dieses Manko leicht hinweg sehen kann.