Heiligabend
Schweigend stapften Uwe und Karla durch den tiefen Neuschnee. Minus siebzehn Grad hatte das Thermometer, das an der Nordseite der alten Eiche hing, angezeigt. Ein Meter Schnee war in der vergangenen Woche gefallen. Die Kiepe, die Karla auf dem Rücken trug war schwer. Uwe hatte ab und an Probleme, den Schlitten, vor den er sich mit einem Schultergurt gespannt hatte, zu ziehen. Oskar, der vor den Beiden lief versankt regelrecht im Pulverschnee.
Karlas Gedanken kreisten um den Weihnachtsabend. Schwer würde es fallen, das erste Mal ohne Kinder und Enkel, allein mit Uwe, das wusste sie. Daran änderte auch Uwes Versprechen nichts, dass es eine besondere Bescherung in der großen Forsthütte unten im Tal geben würde.
Fünfzig Meter vor der Fütterung rief Uwe Oskar zu sich, machte ihn mit einer Leine an einer Fichte fest. Gemeinsam schoben sie dann den Schlitten an die Futterkrippe, verteilten den Zentner Bergwiesenheu, Äpfel, Möhren, gesalzene Kastanien, hängten zwei neue Salzlecken auf.
Uwe nahm Karla in den Arm, schob ihre Fellmütze ein Stück nach oben küsste seine Frau auf die Stirn. „Frohe Weihnachten“, sagte er „Jetzt lass uns Weihnachten feiern!“. `Wie denn, allein´, dachte Karla, zwang sich zu einem Lächeln, nickte. Dann machten sich beide auf den Weg, fuhren den letzten Kilometer mit dem Schlitten talwärts.
Schon als die Forsthütte von Weitem zu sehen war, wunderte sich Karla. Rauch stieg über dem Kamin auf, die Fenster waren erleuchtet. Fragend schaute Karla Uwe an. Der blieb stehen, nahm Karla wieder in den Arm, flüsterte „Ich habe Dir eine schöne Bescherung versprochen“ in ihr Ohr.
Als Karla wenige Minuten später die schwere Holztür der Forsthütte öffnete, schlug ihr Wärme entgegen. „Oma, Oma“, rief die kleine Emilia, rannte auf Karla zu, die vor Rührung auf die Knie sank, Emilia auffing, während Uwe lächelnd dem Rest der Familie zuwinkte.
22.12.2018 um 23:37 Uhr
geändert am 22.12.2018 um 23:55 Uhr
Ihr Lieben,
für alle, die schon sehnsüchtig auf das nächste Blitzlicht-Thema warten – hier ist es, rechtzeitig vor Weihnachten:
Schöne Bescherung
Das kann man so oder anders sagen. Mit oder ohne Ausrufezeichen. Manchmal ist es ein Wunsch, ein andermal ein Ausruf oder purer Fatalismus
Was bedeutet es für euch? Was könnte vorher geschehen? Und was nachher?
Zur Erinnerung oder für neues Blitzgelichter noch einmal in Kürze die Regeln:
Mehr gibt es nicht zu beachten. Ganz einfach, oder. Eure Texte schreibt ihr hier in diesem Thread.
Ich freue mich auf eure Ideen.
Neugierige Grüße
Hanne
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