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Devotion ist (k)ein Geschenk!

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Mai

Profil unsichtbar.

22.11.2018 um 11:44 Uhr

Hallo ihr Lieben, ich möchte den Klischeespruch gerne zur öffentlichen Diskussion stellen, weil ganz ehrlich, mal davon abgesehen, dass mich Klischees generell ein bisschen nerven, verstehe ich ihn auch nicht. Warum sollte gerade die Neigung Devotion ein Geschenk sein? Prüfen wir im Umkehrschluss: „Sadismus ist ein Geschenk!“ Hört sich bescheuert an, oder?  Ist aber im Grunde das selbe in grün. Eine sexuelle Neigung. Die nach Erfüllung und Befriedigung  strebt, wie alle Neigungen.

Warum zu Teufel sollte Devotion eine Extrawurst bekommen? Ja, ich weiß, man gibt sich hin, könnte man als einen Akt des Schenkens bezeichnen.  Es ist aber in erster Linie ein Geschenk an sich selber, da es ja den Schenkenden beschenkt. Altruismus kann ich da nicht entdecken, sondern man sorgt egoistisch für seine eigene Befriedigung, wie jeder andere Mensch auch.

 

Darüber hinaus hab ich es schon immer als Ungerechtigkeit empfunden, sich passiv wie ein Käfer auf den Rücken zu legen, sich von A-Z bespaßen zu lassen, für ein paar billig zu habende „ich tue alles für dich, Herr“, entertainen zu lassen und dann ausgerechnet die Devotion als sagenhafter Akt des Schenkens zu deklarieren.

Ich freue mich auf eine (hoffentlich)  muntere Diskussion.

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Schattenwölfin

Autorin. Lektorin. Förderer.

22.11.2018 um 12:30 Uhr

Wie jetzt? Geschenk? Im Sinne einer Gabe?

Wie es eine besondere Gabe / ein Geschenk ist, Klavier spielen zu können wie Hélène Grimaud?

Also der/die/dem Sub gegeben von Gottes Gnaden oder den Genen oder was weiß ich woher?

 

Oder einfacher, aber durchaus ernsthaft nachgefragt: Ist die Devotion im Sinne dieser mir bislang unbekannten Behauptung ein Geschenk, das Sub zuteil wurde wie Hélène die Fähigkeit, auf hohem Niveau auf die Tasten zu hauen oder ist sie Geschenkvon Sub an Dom?

 

 

Wenn das klar ist, lasse ich mir das gerne weiter durch den Kopf gehen.

 

Wölfin

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Mai

Profil unsichtbar.

22.11.2018 um 13:58 Uhr

Da fragst Du mich was. Was weiß denn ich wie das zu verstehen ist? Ich denke aber schon eher, dass es als großes Geschenk an Dom gemeint ist, ihm seine Devotion zu schenken. So nach dem BDSM-Poesiealbum-Spruch, „Devotion ist ein Geschenk, geboren aus der Stärke, genährt durch Vetrauen..“ et cetera pp .

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Meister Y

Autor. Förderer.

22.11.2018 um 14:19 Uhr

Liebe Mai,

 

für mich ist es in allererster Linie ein Klischeespruch, nicht mehr. Man könnte darüber nachdenken, ob submissive Hingabe ein Geschenk an den Dom ist. Devotion ist, wie Du schon richtig gesagt hast, eine sexuelle Neigung. Genau so wie Dominanz, Sadismus, Masochismus und was uns sonst noch einfällt.

Es gibt natürlich Menschen, die diese Neigung als "Geschenk" betrachten und damit tatsächlich meinen, selbst mit dieser Neigung "beschenkt" worden zu sein. Es gibt auch Menschen, die sagen, dass das Gegenpart, dass Dominanz, ein Geschenk sei dass sie annehmen und mit dem sie glücklich sind.

Interpretationsmöglichkeiten gibt es sicherlich viele, oft werden sie vom eigenen Empfinden abhängen. Am Ende ist und bleibt es aber ein Klischeespruch.

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Schattenwölfin

Autorin. Lektorin. Förderer.

23.11.2018 um 06:27 Uhr

So gesehen liegt es wohl tatsächlich irgendwo zwischen Poesiealbum, Metapher und Klischee.

Aber möglicherweise fühlt es sich dort auch gut aufgehoben.

Hingabe spielt im DS-Kontext sicher eine besondere Rolle - und Geschenk meint hier vielleicht dasselbe?

Ich selbst habe es in einer Geschichte einmal verwendet, wobei diese tatsächlich als Ergänzung zu einem realen Geschenk entstanden ist. Man sollte die Formulierung "Geschenk an Dich" also immer im Kontext sehen/lesen.

Als Geschenk empfinde ich es, unverklemmt und fröhlich meine Neigung leben zu können, als großes Geschenk, dass ich das mit meinem Mann tun kann. Ich nehme aber an, das sieht er ebenso. Und zusammengeürfelt ist er dann gleichermaßen ein Geschenk für mich.

 

Ein Thema für die SZ ?

 

Morgengrüße

wölfin

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23.11.2018 um 07:41 Uhr

Jetzt nochmal genau das Gleiche zu schreiben wie Schattenwölfin ist auch irgendwie blöd.

Ich stimme voll und ganz zu.

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23.11.2018 um 20:59 Uhr

Mai

[...] für ein paar billig zu habende „ich tue alles für dich, Herr“, entertainen zu lassen [...]

Wenn dieser Satz wirklich ernst gemeint ist und aus dem inneren Wunsch, bedingungslos zu dienen heraus gesagt wird, finde ich ihn gar nicht billig. Wie viel Ernsthaftigkeit dahinter steckt, zeigt sich ja bei der nächsten Aufgabe, die für Sub(by) unangenehm oder sehr anstrengend zu erledigen ist.

Ganz grundsätzlich empfinde ich es immer als Geschenk, wenn mir ein Mensch so sehr vertraut, dass er mir sein Innerstes offenbart, mich in Phantasien und Wünsche, aber auch Ängste und Sorgen einweiht. Dadurch machen wir uns schließlich verletzlich und angreifbar, legen unser persönliches Glück ein kleines Stück weit in die Hände eines Anderen.

Somit schenkt aus meiner Sicht der dominante Part dem submissiven Part eigentlich eben so viel, wie anders herum.

Ich finde es darüber hinaus gar nicht so wichtig, den Satz vom "Geschenk der Devotion" in verschiedene Klischee-Schubladen einzuordnen. Soll ihn doch benutzen, wem er tiefe Gefühle beschert, ein wenig Toleranz muss doch ein jeder von uns bei nahezu jeder erotischen Geschichte aufbringen, oder nicht?

Vor einiger Zeit wollte eine Frau sich mir übrigens mal "zum Geschenk machen" und formulierte dies auch etwa so. Ich habe dieses Geschenk damals nicht annehmen wollen, aber das lag weder an diese Geste, noch an der Wortwahl in dieser Situation, den beides hat mir im Prinzip gut gefallen.

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Gregor

Autor.

23.11.2018 um 21:26 Uhr

Ich denke, Devotion ist kein Geschenk. Devotion ist Neigung. Washalb ein Mensch seine Neigung einem anderen Menschen gegenüber als Geschenk darstellt, kann ich nicht sagen. Vielleicht will er einfach geliebt werden.

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Nachtasou

Autor. Lektor.

24.11.2018 um 01:48 Uhr

Was wäre das Leben ohne Rotlicht? Alles würde wie auf einer Wursttheke beleuchtet sein.

Wenn ich zum Metzger gehe, sage ich zwei Pfund Schweinenacken, am Stück, gut durchwachsen (oder so ähnlich). Bettgeflüster und Romantik wirkt an diesem Ort natürlich albern, klischeeig und unplatziert.

Das gilt aber auch umgekehrt. Im Intimleben ins Biologisch und Soziologisch zu verfallen, ist wie eine kalte Dusche.

So rede ich mal so und mal so, je nach Situation. So sehr mich Kulleraugen-Romantik zeitweise abschreckt, so verfalle ich ihr zu anderen Zeiten.

Keine Angst vor Klischees! Außer in Literatur und Film.

Klischees waren ja ursprünglich auch mal originell, sie werden nur durch übermäßigen Gebrauch dazu. Abgegriffen sozusagen.

Das erste Paar, das sagte: Ich schenke Dir meine Devotion, war hinreißend in diesem Versuch, das schwer oder gar nicht zu Beschreibende, zu bebildern und auszudrücken.

Wenn in jedem  Film „ich liebe Dich“ und „ich hasse Dich“ gesagt wird, sinken diese Ausdrücke auch ins Nichtssagende.

Aber was interessiert ein Einzelpaar, was viele sagen oder nicht sagen? Im Einzelfall ringen zwei Menschen um Worte, die ihre Gefühle und Zuwendung zum Ausdruck zu bringen. Das ist schwer genug.

 

Ich persönlich habe zu Liebesgeschenken ein zwiespältiges Verhältnis. Ich mag keine Liebesdienste, um mir einen Gefallen zu tun. Weil ich nicht bedürftig sein möchte. Das ist wie Ruhigstellungs- oder Schlaftabletten-Sex. Wenn meine Gegenüber jedoch selbst überquillt, etwas hergeben zu wollen, aus sich selbst heraus, aus einem eigenen Bedürfnis, darf es gern ein Geschenk sein. Und da ist Devotion als „Geschenk“ kein Klischee, im Einzelfall. Und dann mag ich auch fordern. Ansonsten ist Fordern nur verkappte Bittstellerei. Da wo nichts ist, kann ich auch nichts holen.

 

„Ich schenk Dir meinen Sadismus“, da hat Mai schon recht, klingt erst mal schräg. Aus dem Mund einer Dommse aber vielleicht wieder vorstellbar. Das muss dann also etwas mit der Geschlechtsrolle zu tun haben, dass es in der einen Kombination schräg klingt, in der anderen nicht. Was sagt Gregor dazu?

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24.11.2018 um 09:15 Uhr

Gut gesprochen, Nachtasou!

 

Um das Beispiel mit verschiedenen Ausdrücken für verschiedene Situationen noch zu unterstreichen: Würden wir in einer Bettszene von "Penis und Vagina" sprechen, so klänge dies doch ähnlich deplaziert wie wenn ein Arzt bei der Untersuchung von "Schwanz und Möse" spräche. Andersherum funktioniert es indes für die meisten ganz problemlos.

 

In gewisser Weise habe ich mit meinem Beitrag oben auch schon sagen wollen, dass es (auch) immer auf die konkrete Situation ankommt und ich deswegen nur wenig pauschal ablehne.

Du hast das Ganze aber präziser auf den Punkt gebracht, danke dafür!

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