Eindeutige Geräusche
„Ich soll wirklich nicht mitkommen“, fragte Karla, als sie Uwe die Thermoskanne mit Kaffee und die gefüllte Brotbüchse in den Rucksack steckte. „Nein“, antwortete Uwe, küsste Karla auf die Stirn. „Wenn ich Isegrim heute wieder sehe und sicher bin, dass es keine streunender Hund ist, gehen wir morgen Abend gemeinsam. Außerdem tut mir allein sein gerade gut.“ Uwe schulterte den Rucksack, rief Klara, der Rauhaarteckelhündin, die schwanzwedelnd an der Tür stand ein „Bleib!“ zu und ging.
Die Nacht war lau, der Mond bot bestes Büchsenlicht. `Der Wind steht gut´, dachte Uwe als er es sich auf der Kanzel bequem machte. Uwe legte das Fernglas vor sich, packte seine Kamera aus, die er für diese Nacht mit einem Teleobjektiv ausgestattet hatte.
Uwe hatte Glück. Ein am Rand der Lichtung äsender Rothirsch brachte erste gute Fotos. Später gelang es ihm, Meister Reinecke zu fotografieren, der durch das hohe Gras schnürte. Die Zeit verging, die typischen Geräusche des Waldes wurden weniger. Plötzlich wurde Uwe auf eine Bewegung aufmerksam. Lange und konzentriert schaute Uwe auf den Beginn des Wechsels am Rand des hohen Fichtenbestandes. Dann der Moment, Uwe war sich sicher. Schon gestern hatte ihn sein Blick nicht getäuscht, ein Wolf. `Hoffentlich hat er dieses Mal die Wildkamera ausgelöst´ dachte Uwe, hob langsam die Kamera an.
Dann plötzlich dieses lauten Geräusche. Stöhnen, Keuchen, Fauchen, kurz stellte Isegrim die Ohren auf, verschwand in der Dunkelheit des Waldes.
Uwe ärgerte sich, schaute angestrengt an den Rand der Lichtung, dorthin, wo er die Geräuschquelle ausgemacht hatte. `Ausgerechnet heute müssen die hier im Wald...´ dachte er, während sein Blick den Rand der Dickung absuchte. Kein Mensch, kein Liebespaar zu sehen. Dann huschte ein Lächeln auf Uwes Gesicht, Uwe hob die Kamera an, zoomte. Ganz rechts, neben dem Hagebuttenstrauch ein lautstarkes Igelpaar beim Liebesspiel mitten im Wald.