Hallo zusammen, hallo Olaris,
Du spannst für Dich einen Bogen von - nach Deinen Maßstäben - erotischen Geschichten von romantisch bis pornographisch. Dem kann ich so nicht zustimmen. Romanzen sind aus meiner Sicht in den allermeisten Fällen nicht erotisch.
Für mich haben „romantische“ Erzählungen, so wie sie im allgemeinen verstanden werden, d. h., Schmachtfetzen wie Arztromane und die nachmittäglichen Hausfrauenromanzenserien im Fernsehen, pilcherige Liebesgeschichten und auch alte Märchen bis hin zu Fantasiestories mit verliebten Vampiren, sowenig Erotik wie ja, wie was eigentlich? Ein toter Fisch im Aquarium? Mir fällt gerade nichts passenderes ein. Wer’s mag, Bitteschön, aber unter Erotik verstehe ich etwas anderes.
Daher bleibt für meinen Teil wieder nur das ewig wiederkehrende Thema Pornographie vs. Erotik übrig.
Ich recycle mich jetzt mal selber, ein Auszug aus einem älteren Beitrag zu einem fast gleichlautenden Thema:
Ich persönlich glaube nicht, dass man zu diesen beiden Punkten eine allgemeingültige Abgrenzung definieren kann. Erotik oder erotisch, was ist das denn genau? Für jeden etwas anderes. Das können auch Massagen, gutes Essen, oder bestimmte Kleidung sein. Wobei was den einen richtig anmacht einen anderen zum Beispiel kalt lässt oder gar abtörnt. Abhängig von persönlichen Vorlieben. Und genauso natürlich von Tageslaune, Möglichkeiten und vielen anderen Faktoren. Und was genau ist Pornografie? Die endet bei einigen vielleicht schon, wo sie bei anderen erst anfängt, egal ob geschrieben oder als filmische Darstellung. Soll es „nur“ eine geistige Anregung sein oder auch körperliche Erregung bewirken? Manchmal will man - und Frau auch - eben keine „hochgeistige“ erotische Literatur, bei der man sich dann manchmal auch noch fragt, was einem der Dichter nun damit wohl sagen wollte und man statt angenehm erregt eher ratlos zurückbleibt. Da ist mir dann der gutgemachte - zugegebenermaßen eher seltene - Porno lieber als seitenlange vermeintlich hochgeistige Erotikliteratur, die - nur um nicht als pornografisch bezeichnet und damit automatisch abgewertet zu werden - jede deutliche Sprache vermeidet und sich ausschließlich in Andeutungen ergeht. Aber das ist Geschmacksache und bedarf doch eigentlich keiner Definition. Wozu denn auch?
Außerdem kommt es auch darauf an, wo und wen man fragt. Je nachdem, in welchem Zusammenhang und mit welchen Attributen man nach Definitionen für diese Begriffe sucht, wird man andere Ergebnisse erhalten. Ein erzkonservativer katholischer Priester wird andere Antworten geben als die Darsteller am Set.
Wozu also diese Abgrenzung, warum wird immer wieder danach gefragt? Ich bin eher bei Söldner: „Beim Schreiben sollten Definitionen keine Rolle spielen.“
Und ich gehe noch weiter: es soll sich doch bitte niemand von vornherein damit einengen, sich eine Selbstbeschränkung auferlegen, nur um nicht vielleicht irgendwie mit vermeintlich „pornösem Geschreibsel“ anzuecken. Das wäre ja schon fast so etwas wie Selbstzensur.
Was mir aber immer wieder bei solchen Diskussionen auffällt, ist der Anschein, dass vor allem die eigenen Geschichten gerne als „erotische Literatur“ verstanden werden wollen, um sie zu erhöhen und (nach unten?) gegen vermeintlichen „Schmuddel“-Porno abzugrenzen, weil Pornos eben ständig und ganz automatisch als minderwertig eingestuft werden. Mit manchmal schon krampfhaft anmutenden Versuchen, sich zu distanzieren, sich abzuheben von selbstverständlich als primitiv deklarierter Pornographie.
Dabei ist das Thema Pornographie durchaus ein sehr vielschichtiges. Sehr viel von dem Angebotenen ist tatsächlich billiger Schund - jetzt nach meinen persönlichen Maßstäben -, wer auf wertigere Filme steht muss suchen. Erika Lust zum Beispiel ist eine der Regisseurinnen, deren Pornos ein durchaus höheres Niveau haben (und für meinen Geschmack manchmal einfach zu viel gequatscht wird). Deswegen ist für mich eine Klassifizierung als „pornographisch“ grundsätzlich eben keine Abqualifizierung.
Dennoch: wer’s anschauen will, soll’s tun, wem es nicht gefällt, eben nicht, es wird ja keiner dazu gezwungen. Es soll nämlich tatsächlich Menschen geben, die das kickt, heißt es (Achtung: Satire!)
Trivia: die Deutschen sind übrigens Weltmeister im Porno gucken.
Und ich nehme jetzt einfach mal an, dass die wenigsten hier sind, um Literaturstudien zu betreiben, sondern weil das Lesen dieser Geschichten bei ihnen ein wohliges Gefühl in der Lendengegend erzeugt, weil es genau das bewirkt, was es soll, nämlich erregen, auch wenn das anscheinend die wenigsten zugeben wollen.