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Forum - Andere Veröffentlichungen - Lesbares

"Sadisten" von Lydia Benecke

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Drachenlady

Autorin. Förderer.

13.12.2019 um 00:05 Uhr

Kein Roman, ein reines Sachbuch. Wir waren auf einem fast vierstündigen Vortrag der Autorin ("Sadisten: tödliche Liebe"), bei dem sie den Inhalt des Buches und dessen Zielrichtung vorstellte. Auch anhand von konkreten Fallbeispielen. Aufgrund ihrer beruflichen Tätigkeit (u.a. Straftäterpsychologin und Therapeutin) ist sie natürlich fokussiert auf die Darstellung aus psychologischer Sichtweise. Wichtigster Punkt dabei ist, einvernehmliche BDSM-Praktiken klar von kriminellen Handlungen abzugrenzen. Eines ihrer Ziele ist auch, BDSM zu entkriminalisieren und aus der medizinischen Diagnostik zu entfernen. Außerdem der Sensationsgier/-presse sachliche Informationen und Artikel entgegenzusetzen und BDSM als eine ganz normale, selbstverständliche Spielart der Sexualität zu zeigen. Das Buch selbst mit über 500 Seiten haben wir nicht nicht bzw. noch nicht in Gänze gelesen, halten es aber trotzdem für lesenswert. Vor allem die Abgrenzung von einvernehmlichen Sadismus/sadistischen Praktiken innerhalb von BDSM (wie bspw. auch von Matthias Grimme beschrieben und auf Seite 222ff zitiert) zu pathologischen gefährlichem Sadismus könnte möglicherweise für den/die eine(n) oder andere(n) zur Beurteilung der eigenen Situation oder evtl. bei neuen Bekanntschaften hilfreich sein. Auch dass es nichts "Schlimmes" ist, ein Sadist zu sein, sich selber als solcher zu sehen oder zu bezeichnen.

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hanne lotte

Autorin. Korrektorin. Förderer.

13.12.2019 um 11:27 Uhr

geändert am 13.12.2019 um 20:36 Uhr

Danke für die Leseempfehlung. Wenn ihr vier Stunden Vortrag ausgehalten habt, dann muss es tatsächlich interessant gewesen sein.

 

Und doch regt sich in mir Widerspruch.

 

Das ist ja alles sehr schön und vielleicht auch tröstlich.

 

Aber egal, wohin ich mich bei der Betrachtung dieser Frage auch wende, ich sehe nirgends Erfreuliches. Klar wäre es schick, wenn ich mir beim Spielen nicht überlegen müsste, was ich morgen anziehe, damit etwaige Male nicht zu sehen sind. Oder wenn die Nachbarn sich unter dem Eindruck meiner Lust- und Schmerzschreie entspannt zurücklehnen würden und wüssten - kein Problem, die spielen nur. Wenn ich bei medizinischen Folgen der Spielerei ohne rote Ohren meinen Hausarzt kontaktieren könnte. Und der sich freuen würde, weil es mir damit so gut geht.

 

Aber das ist ein reines was-wäre-wenn und „wäre“ ist nicht umsonst gewählt - Konjunktiv II - Ausdruck irrealistischer Sachverhalte. Ein Blick in die Zeitung, einmal an der Tankstelle einen Blick auf die Titelseite einschlägiger Verblödungsjournale geworfen, einmal bei der Sendereinstellung im Radio vertippt und bei irgendeinem Dödelsender (viel reden und nichts sagen) gelandet und du weißt es wieder: Wir leben nicht in einer toleranten Gesellschaft und solange es zum Beispiel die Bildzeitung gibt, wird sich auch daran nichts ändern.

 

Und wenn dir jemand an Knie ... will, vielleicht weil du dich an der falschen Stelle aus dem Fenster gelehnt hast, und ein bisschen recherchiert, und dich dann hier findet, dann brauchst du vielleicht eine neue Arbeit und mit noch mehr Pech einen neuen Wohnort.

 

Andererseits - genau genommen ist das auch verständlich. In der Praxis ist es ganz schwer zu unterscheiden, ob im jeweiligen Fall Einvernehmen herrscht oder einer der Partner übergriffig ist.

Wie soll das auch funktionieren? Auch der übergriffige Vergewaltiger wird sagen, dass seine Frau das so will - ja, meinetwegen auch die Vergewaltigerin und ihr Mann. Der gedemütigte Partner wird in vielen Fällen nichts sagen, weil die Abhängigkeit schon zu groß ist. Sind die dann selbst Schuld, wenn sie nicht rechtzeitig NEIN gesagt haben?

 

Ich weiß, dass ich solche Konstellationen nicht verhindern kann, aber ich will wenigstens ausschließen, dass es in meinem Namen geschieht. Mehr geht ohnehin nur selten und nur im ganz Kleinen.

 

Ja, ich stimme zu, dass es für Menschen, die mit ihrer Neigung hadern, hilfreich ist zu wissen, dass es diese tolerante Sicht auf die Dinge gibt und das auch fundiert begründet wird.

 

Trotzdem gehört für mich alles, was mit BDSM zu tun hat, nicht in die Öffentlichkeit. Wir leben nicht in einer toleranten Gesellschaft. Noch lange nicht. Und die Chancen stehen insgesamt eher schlecht.

 

Gruß

hanne

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Nachtasou

Autor. Korrektor.

13.12.2019 um 22:51 Uhr

geändert am 13.12.2019 um 22:54 Uhr

Rosa Elefant

 

Ich ändere jährlich meine Haltung zur BDSM-Öffentlichkeits-Arbeit.

Die gute Absicht der beruflich und medienwirksam daherkommenden BDSM-Funktionäre will ich gar nicht in Abrede stellen. Und doch: Wenn ich eins und eins zusammenzähle, komme ich zu dem Schluss, dass immer wieder die gleiche Sau aus dem Koben gezogen wird und durch´s Dorf getrieben.

Den Vortrag der Bennecke kenne ich nicht. Dass sie aufgrund ihrer selbst morbid-attraktiven Aufmachung Form und Inhalt illustrierten-freundlich verknüpft, kommt der Bewerbung ihrer Bücher sicher entgegen.

Was bewegt Menschen überhaupt dazu, Einblick in die Forensik zu nehmen? Das ist irgendwas zwischen Sensation und Lüsternheit. Aus dem Grund hab ich M. Hirschfeld vor Jahrzehnten gelesen. Was weder geil noch abgrenzend war. Damals eher beängstigend.

Ich frage mich auch, ob es der Darstellung von Abgründen bedarf, um BDSM davon abzugrenzen.

Das Gedächtnis von Menschen funktioniert nämlich eher assoziativ. Und Verneinungen gehen darin oft genug verloren. Eine Ausschluss-Definition von BDSM (also was er nicht ist) find ich inzwischen nicht mehr so hilfreich. Das dann auch noch vorgetragen von einer Expertin für Grenzüberschreitendes … was bleibt denn da hängen?

Das tausendfache Negieren von Vorurteilen unterfüttert sie. Im politischen Umfeld gehört es zur Rhetorik, sie gerade damit zu verbreiten. Wenn 1000 mal und ohne konkreten Anlass in allen Zeitungen gesagt würde „Polen sind keine Diebe“, verknüpfe und transportiere ich genau diesen Gedankengang, ob mit oder ohne Verneinung.

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Gelöscht.

14.12.2019 um 19:42 Uhr

Nachtasou

Den Vortrag der Bennecke kenne ich nicht. Dass sie aufgrund ihrer selbst morbid-attraktiven Aufmachung Form und Inhalt illustrierten-freundlich verknüpft, kommt der Bewerbung ihrer Bücher sicher entgegen.

 

Das ist alles Marketing, die verdient damit Geld, und da ist ihr die Verknüpfung zu BDSM gelegen.

 

Ich selbst verstehe den Hype um diese Person überhaupt nicht. Aber in Zeiten, in denen ein Mario Barth ganze Stadien füllen kann, wundere ich mich über sowas auch nicht mehr.

 

Betty

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Drachenlady

Autorin. Förderer.

15.12.2019 um 02:26 Uhr

geändert am 15.12.2019 um 02:39 Uhr

Betty: Hast Du irgend etwas von ihr wirklich gelesen oder live gehört? Worauf beruht Deine Einschätzung? Hast Du Dich mit den von ihr vertretenen Inhalten tatsächlich auseinandergesetzt? Kannst Du mir vielleicht an ein paar konkreten Beispielen ihrer Aussagen oder Tätigkeiten Deine negative Einschätzung verständlich machen? Ich sehe keinen "Hype" um "diese Person", nicht mehr und nicht weniger als bei anderen Schriftstellern; sie ist anerkannte Polizeipsychologin und berät die Polizei bei entsprechenden Fällen. Der Vortrag fand in dem Saal einer Kleinkunstbühne statt, also nix mit Publikumsmassen. Der Vergleich mit Mario Barth ist einfach nur unpassend.

Ich weiß, dass ihre Aussagen nicht unumstritten sind, vor allem ihre Unterstützung der GWUP (kann man bei Interesse googeln) geht Esoterikern und Leuten mit ähnlich gelagerter Geisteshaltung gewaltig gegen den Strich, weshalb nichts unversucht gelassen wird, sie wo und wie immer möglich zu diskreditieren.

Noch eine Frage, lieber Nachtasou: wäre sie Deiner Meinung nach glaubwürdiger, wenn sie im Faltenrock und mit Strickjäckchen, ungeschminkt und mit ungefärbten Haaren auftreten würde? Ihr ihre Attraktivität vorzuwerfen, ist einfach mal wieder nur "typisch Mann". Und wenn man einen bestimmten Stil lebt und diesen auch zeigt, auch als eine in der Öffentlichkeit stehende Person, wird einem das dann negativ ausgelegt, wenn's gerade passt? Resümee: bitte wieder in Sack und Asche gehen, wenn man als Frau ernstgenommen werden will.

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hanne lotte

Autorin. Korrektorin. Förderer.

15.12.2019 um 11:39 Uhr

Liebe Drachenlady

 

ich verstehe deinen Standpunkt.

 

Mir ist aber gerade eingefallen, woher mir der Name der Autorin bekannt war.

Wie hatten vor knapp 2 Jahren hier eine Diskussion zum Filmstart eines SOG Filmes und da wurde Frau  Bennecke zitiert, welche in den Geschichten um Ch. Grey wahre Abgründe aufzudecken glaubte.

 

Ich hatte das Buch gerade gelesen ( ja, ich gebe es zu und es war jetzt auch nicht so schlimm kitschig ...) und hatte dann bei der Lektüre der  Benneckenschen Ausführungen das Gefühl, das wir von zwei verschiedenen Bücher reden. In dem Artikel waren - aus meiner Sicht - so gravierende Fehlinterpretationen, die sich nur durch unlautere Absicht oder durch Oberflächlichkeit oder durch Dummheit erklären ließen. Letzteres würde ich ausschließen, aber keine der drei Möglichkeiten ist eine Referenz. Seitdem ist Frau Bennecke für mich nicht mehr glaubwürdig.

 

Du hast andere Erfahrungen mit ihr gemacht und das ist auch in Ordnung. Zu meiner Hausärztin gibt es auch ganz verschiedene Meinungen, selbst innerhalb der Familie. Sowas kommt vor.

 

Gruß

hanne

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Gelöscht.

15.12.2019 um 12:23 Uhr

Drachenlady

Betty: Hast Du irgend etwas von ihr wirklich gelesen oder live gehört? Worauf beruht Deine Einschätzung? Hast Du Dich mit den von ihr vertretenen Inhalten tatsächlich auseinandergesetzt? Kannst Du mir vielleicht an ein paar konkreten Beispielen ihrer Aussagen oder Tätigkeiten Deine negative Einschätzung verständlich machen? Ich sehe keinen "Hype" um "diese Person", nicht mehr und nicht weniger als bei anderen Schriftstellern; sie ist anerkannte Polizeipsychologin und berät die Polizei bei entsprechenden Fällen. Der Vortrag fand in dem Saal einer Kleinkunstbühne statt, also nix mit Publikumsmassen. Der Vergleich mit Mario Barth ist einfach nur unpassend.

 

Hallo Drachenlady,

 

kein Grund, gleich so stichelig zu reagieren, nur weil ich Benecke nicht so großartig finde wie du.

 

Ich kenne ihre Einschätzung zu SoG, das Buch bezeichnet sie als "psychische, häusliche und sexuelle Gewalt, sexuelle Nötigung und Körperverletzung". Das finde ich weit überzogen und Blödsinn. Dann muss man bitte die Märchen der Gebrüder Grimm oder Cinderella genauso auf Körperverletzung und ähnliches anklagen. Meiner Meinung nach ging es ihr da nur um Aufmerksamkeit, da ist sie auf den SoG-Zug aufgesprungen. Ja ich habe ihre Erklärung komplett gelesen und auch ein Ausschnitt aus ihrem "Bühnenprogramm" gesehen. Dass sie Polizeipsychologin ist und in ihrem Job gute Arbeit leistet, habe ich nicht angezweifelt. Und ich habe auch nicht sie persönlich mit Barth verglichen, sondern mich nur über den Hype gewundert, der heutzutage um Einzelpersonen gemacht wird, bitte nicht die Worte im Mund verdrehen.

 

Ich habe nichts dagegen, wenn du Benecke toll findest.

 

Viele Grüße

Betty

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Mai

Profil unsichtbar.

15.12.2019 um 14:09 Uhr

Betty, dass die Benecke selber BDSMerin ist, ist Dir schon bewusst? Und in Grunde genommen stellt das unsägliche Buch über Grautöne häusliche Gewalt dar. Denn das dumme Ding hat ja keinen Bock auf BDSM, die will ja nur fickificki am laufenden Band. Und er setzt sie unter Druck. Bis ihn das saudumme Ding ins Licht führt. Mit viel Liebe und, nicht zu vergessen, permanenten fickificki.

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hanne lotte

Autorin. Korrektorin. Förderer.

15.12.2019 um 16:43 Uhr

geändert am 15.12.2019 um 16:45 Uhr

Mai

Betty, dass die Benecke selber BDSMerin ist, ist Dir schon bewusst? Und in Grunde genommen stellt das unsägliche Buch über Grautöne häusliche Gewalt dar. Denn das dumme Ding hat ja keinen Bock auf BDSM, die will ja nur fickificki am laufenden Band. Und er setzt sie unter Druck. Bis ihn das saudumme Ding ins Licht führt. Mit viel Liebe und, nicht zu vergessen, permanenten fickificki.

Es muss tatsächlich zwei verschiedene Varianten geben. In meinem Exemplar kam definitiv keine häusliche Gewalt vor, bzw. keine nicht einvernehmliche häusliche Gewalt. Aber ich lasse mich gerne aufklären. Vielleicht haben wir da unterschiedliche Auffassungen in diesem Punkt.

 

Das einzige, was man dem Buch resp. der Autorin vorwerfen kann, ist, dass es die gängigen Klischees in besonderer Weise bedient. Musste eben ein Multimilliardär sein, eine Nummer kleiner ging nicht. 

 

Frau Bennecke hätte auch die Geschichte der O nehmen können, aber das kennt keiner, damit lässt sich kein Blumentopf verdienen.

 

Gruß

hanne

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Mai

Profil unsichtbar.

15.12.2019 um 17:49 Uhr

geändert am 15.12.2019 um 18:01 Uhr

Mal davon abgesehen, dass ich beide Bücher hasse wie die Pest, lassen sie sich in dem Punkt einfach nicht vergleichen. Bei der O Dinges wollte die Frau den Schmuddelkram. Und hat niemanden versucht zu therapieren und „ins Licht zu führen“. Was bei dem anderen unsäglichen Buch der Fall war. Dummes Ding verliebt sich in den ach so traumatisierten bemitleidenswerten Millionär und gewöhnt ihm die Flausen ab.  Zwischenzeitlich nimmt sie die Schande und das Mühsal auf sich, BDSM zu ertragen, bis sie ihn gerettet hat.

 

Und das auf sich nehmen ist nun mal kein Konsens. Und ohne Konsens ist es Gewalt. Da hat das Rampenlicht süchtige Lydia schon recht. Auch wenn ich sie ein bissl arg anstrengend  finde. Samt ihrem mediensüchtigen Mann. Aber der ist wenigstens noch unterhaltsam.

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