Liebe Mai,
die Bewertung der Geschichten ist nicht das Ultima Ratio - "hochziehen" tut sich daran niemand. Im Gegenteil - um die bestbewertetsten Geschichten zu finden, muss man sie erst im Menü aufrufen, dagegen wird an allen anderen Orten immer die chronologische oder eine zufällige Reihenfolge verwendet. Wenn sich also jemand an Bewertungen "hochzieht", dann kann das nur der Betreffende selbst sein. Es gibt selbst im Forum keinen Beitrag, in dem es in irgendeiner Weise mit Wettkampfcharakter um die Bestbewertung ginge.
Rachebewertungen habe ich nie erlebt und es hat auch nie jemand bei mir beklagt, dass es ihm so ergangen wäre (ich nehme hier Einzelfälle aus, welche aufgrund unserer Lektoratsarbeit passiert sind und nur das Team betrafen). Freilich bekommt man dann und wann eine miese Bewertung, vorzugsweise ohne jeden Kommentar, und wenn man nachfragt, gibt es nichtmal eine Antwort. Na und? Ich kann damit leben, denn aus den Bewertungen wird nichts generiert, was mir weh tun könnte. (Es sei denn, man überbewertet das alles furchtbar und hat den Anspruch, seinen Text unbedingt an irgendeiner Position sehen zu wollen. Dann ist man aber selbst schuld am Stress.) Mir ist es viel wichtiger - und da haben wir beide die gleiche Meinung - ein verbales Feedback zu erhalten, etwas mehr substantiell als "Wunderbar", "Toll", "Wo bleibt die Fortsetzung" oder auch "Gefällt mir halt nicht".
Was das nachträgliche Editieren von Geschichten angeht: Klares Nein. Wir befinden uns hier nicht in einem Forum, in das Texte eingestellt anstatt veröffentlicht werden. Davon möchten wir uns auch abgrenzen. Wir wählen vorher aus, wir kümmern uns um den Text, wir bereiten ihn vor. Aber wir sind kein Forum in dem Sinne, dass nach der Veröffentlichung am Textinhalt gewerkelt, Handlung verändert und umgeschrieben wird. Wenn Du eine gemeinsame Arbeit an einem Text suchst, kann ich Dir das hiesige Autorenforum vorschlagen - wenn das auch nicht passt, sind die Schattenzeilen allerdings die falsche Plattform für solche Ansinnen.
"Enteignung, die nicht geht"- dem kann ich mich überhaupt nicht anschließen. Einerseits kennt jeder vor der Veröffentlichung seines Textes die Bedingungen (es sei denn, er hat sie nicht gelesen). Andererseits investieren auch wir Zeit in die Texte, durch die Vorbereitung, Korrektur, aber auch durch den fortwährenden Betrieb der Seiten. Ich könnte es auch als Enteignung unserer Arbeit bezeichnen, wenn das Ergebnis am nächsten Tag einfach so wieder gelöscht oder umgeschrieben wäre.
Vielleicht, liebe Mai, liegt das Problem einfach am Verständnis, was die Schattenzeilen genau sind. Du erwartest (ahne ich) eine Autorenplattform, in dem Texte diskutiert werden, deren Entwicklungsprozess nicht abgeschlossen ist, in denen Autoren gemeinsam mit anderen Autoren beispielsweise noch an Formulierungen feilen, Logikfehler ausbügeln, Protagonisten formen oder die Handlung ändern. (Nochmals der Hinweis: Es gibt bei uns ein Autorenforum, in dem Du genau das versuchen könntest.) Tatsächlich sind die Schattenzeilen aber hauptsächlich eine Plattform für (fertige) Geschichten, und zwar handverlesene, besondere, auf die jeder Autor stolz sein kann - ganz unabhängig von Bewertungen.
In diesem Sinne würde ich mich freuen, wenn Du vielleicht das Autorenforum probierst, bevor Du Dich ganz abwendest. Oder die Schreibwerkstatt, bei der wir traditionell auch gemeinsam an Texten werkeln.
Liebe Grüße
Jona