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Forum - BDSM - Ledersofa

Spielarten & Toleranz

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Schattenwölfin

Autorin. Korrektorin. Förderer.

13.10.2012 um 10:41 Uhr

Jona und Devana haben in ihren Beiträgen zur Geschichte „Die Treuetesterin“ angemahnt, sich einmal Gedanken zur Toleranz gegenüber anderen Spielarten zu machen. Da ich diejenige war, die die Begriffe Inzest und Pädophilie aufgeworfen hat, möchte ich meine Gedanken hierzu verdeutlichen, auch wenn ich meinen Beitrag unmissverständlich fand und finde. Ich eröffne das Thema noch einmal losgelöst von der Geschichte.

 

Natürlich können Erwachsene miteinander spielen, was sie wollen. Im Rahmen des ssc sind Neigungen und Vorlieben nicht zu diskutieren. Es gibt aber ein paar Dinge, die mir persönlich nicht gefallen. Ich für mich sehe zwischen einer Körperverletzung einerseits und Pädophilie, aber auch Sodomie z.B. andererseits einen nicht unwesentlichen Unterschied, was die „Opferseite“ betrifft, und dieser Unterschied ist es, der mir persönlich die Spielvariante unter Erwachsenen „verleidet“. Ein Erwachsener ist im Falle einer Körperverletzung und/oder einer Vergewaltigung ganz anders in der Lage, sich zu wehren, sein „Nein!“ zum Ausdruck zu bringen als ein Kind. Genau das ist der Punkt, an dem eine solche Handlung gegenüber Kindern in meinen Augen eine ganz andere Qualität bekommt. Dasselbe gilt für den Missbrauch an Tieren.

 

Und auch wenn es ein BDSM-Spiel unter Erwachsenen ist, ein Erwachsener in die Rolle des Kindes oder Tieres schlüpft und so ein Einvernehmen hergestellt wird, schwingen diese Gedanken in meiner Gefühlswelt mit. Das ist reine Geschmackssache und genauso wenig diskutabel wie die Neigung selbst. Um es mal auf einen ganz einfachen Nenner zu bringen: Wenn jemand beim Anblick oder Tragen eines Schalke-Fanschals in einen überirdischen Erregungszustand verfällt, ist das sein Ding. Das toleriere ich vorbehaltslos, aber ich muss es nicht mögen.

 

Wölfin

 

Wer mich kennt, weiß, dass das mit dem Schalke-Fanschal schon an meinen Grenzen nagt

.

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kijana

Profil unsichtbar.

13.10.2012 um 11:48 Uhr

*mitunterschreib*

 

[OT] ausser das mit Schalke...

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Jona Mondlicht

Autor. Korrektor. Teammitglied.

13.10.2012 um 11:49 Uhr

Liebe Schattenwölfin,

 

wie schön, dass sich über solche Dinge nachdenken, diskutieren und hinterfragen lässt. Das war eine gute Idee, ein eigenes Thema zu eröffnen.

 

Zu meinem Hinweis auf Toleranz fühlte ich mich eher provoziert durch die Aussage, der Text sei "ein Griff in die 'Inzest und Pädophilie' Kiste". (Das war nicht Deine Aussage, ich weiß.) Diese Behauptung konnte und kann ich nicht so stehen lassen.

 

Auch ich habe manche Vorlieben, aber ebenso auch andere Dinge, die ich nicht mag. Für mich sind die gemochten Spielarten Teil meiner Leidenschaft und haben überhaupt nichts damit zu tun, dass jemandem (im Sinne von strafrechtlich relevant) Leid zugefügt wird. Ich weiß aber sehr genau, dass andere Menschen meine Leidenschaft nicht teilen und unter Umständen, wenn sie Kenntnis erlangen würden, ganz erschrocken drein schauen würden. Weil sie es nicht verstehen und nicht nachvollziehen können.

 

Jetzt (und darauf weise ich besonders hin!) rein fikitv: Wenn ich mit einem Teppichklopfer einem anderen - wehrlos gemachten - Menschen die Haut zum glühen bringe, so dass er eine Woche nicht mehr darauf sitzen kann, so kenne ich viele, die Schmunzeln werden. Ich weiß aber auch viele Menschen, die mir unterstellen würden, dass dies ein Ausbruch von Gewalt wäre, tiefenpsychologische Gründe hätte, behandelt werden sollte und man sich - neben der Strafanzeige - um das Opfer kümmern müsse. Natürlich muss man das alles nicht, denn es geschah einvernehmlich unter mündigen Erwachsenen. Das zu verstehen ist aber eben schwierig für Dritten, die mit dieser Art der Beziehung zwischen zwei Menschen nichts anfangen können.

 

Genauso sehe ich es, wenn sich zwei erwachsene Menschen finden, denen das Tragen bestimmter Kleidungsstücke (auch Windeln) eine besondere Bedeutung ist und die - zu zweit, für sich - ein Rollenspiel als Mutter und Kind entdeckt haben. Sie mögen es. Ich nicht. Da sie aber weder mich zwingen, es zu mögen, noch in irgendeiner Art Dritte einbeziehen, toleriere ich es als ihre Spielart, als ihren Fetisch, als ihr ganz privates Schlafzimmer. Daran finde ich nichts Verwerfliches. Reaktionen darauf, es wäre Inzest und Pädophilie, klingen für mich dagegen abwertend und im Sinne von "Pfui". Und deswegen mahnte ich an, dass es eine Spielart der Protagonisten ist, die nicht jedem gefällt, aber genauso toleriert werden sollte.

 

Ich habe eine Weile überlegt, ob der Begriff Pädophilie grundsätzlich Teil dieser Diskussion werden könnte, möchte aber darauf verzichten. Zum einen gibt es bereits einen sehr ausführlichen Wikipedia-Artikel zu diesem Thema. Zum anderen wird (und das ist in dem Artikel auch gut dargestellt) noch immer kontrovers gesehen, wie und als was diese Orientierung eingeordnet werden soll.

 

Letztendlich zählt für mich aber, dass der Text (Link), der diese Diskussion auslöste, zwei erwachsene und mündige Menschen beschrieb, die etwas miteinander spielen.

 

Schön, dass Du die Diskussion angestoßen hast. Sie ist Anlass zum Nachdenken.

 

Liebe Grüße

Jona

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Gelöscht.

13.10.2012 um 17:37 Uhr

Moin

 

Ein ernstes und großes Thema.

 

Ist es nicht so, das , wenn sich zwei oder mehrere Menschen treffen um ihren Vorlieben nachzugehen - dies alles auf Freiwilliger Basis abläuft - ohne körperliche und psychische Spätfolgen bleibt - dann hat hier niemand ein Recht , rein zureden?

 

Zu den Dingen, die von Schattenwölfin angesprochen werden - selbst habe ich im Bdsm Bereich nur wenige Tabus - nur die sind dann unverrückbar - aber diese Dinge, die hier zum Thema stehen - da gibt es wohl sehr eindeutige Grenzen?

 

Gruß Bernd

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hexlein

Autorin.

13.10.2012 um 19:15 Uhr

ich glaube ich verstehe die Gefühle der Schattenwölfin...

 

denn die Frage, die sich mir im Zusammenhang mit der Diskussion und der Geschichte gestellt hat, hat auch etwas mit meiner eigenen Moralvorstellung zu tun.

 

Ist denn in so einem "Spiel" eventuell denn auch eine "versteckte" Leidenschaft, die eben nicht im Kontext des BDSM zu sehen ist,sondern eher "krankhafte" Züge trägt.

 

Ich bin jetzt einfach mal provokant und werfe den Satz in den Raum:

 

"Der/die macht ja nur einen auf Ageplay, weil er/sie genau weiss, dass Pädophilie strafbar ist"

 

Das soll um Himmels willen nicht heissen, dass ich allen Menschen, die solche "Spiele" spielen, dies unterstelle.

Aber ich kann mir sehr gut vorstellen, dass der/die ein oder andere Protagonist/in in so einem Spiel sich versteckt.

 

Das muss nicht unbedingt ein "Mutti"-Spiel sein..auch ein "Lehrer/Schülerin" Szenario kann durchaus dafür missbraucht werden.

 

Aber, ich muss ehrlich sein, erst dieses wiederholte "Mutti" und die Diskussion haben mich lange darüber nachdenken lassen.

 

eine sehr nachdenkliche

 

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Gelöscht.

13.10.2012 um 19:55 Uhr

Moin

 

Ist denn in so einem "Spiel" eventuell denn auch eine "versteckte" Leidenschaft, die eben nicht im Kontext des BDSM zu sehen ist,sondern eher "krankhafte" Züge trägt.

 

Kommt wohl immer auf die Sicht des Betrachters bzw. Ausführenden an (?).

 

"Der/die macht ja nur einen auf Ageplay, weil er/sie genau weiss, dass Pädophilie strafbar ist"

 

Mir viel schon vor geraumer Zeit auf, das viele - auch Bdsm'ler - mit dem Bereich Ageplay so ihre Probleme haben ... wahrscheinlich aus den von dir genannten Gründen(?).

 

Das muss nicht unbedingt ein "Mutti"-Spiel sein..auch ein "Lehrer/Schülerin" Szenario kann durchaus dafür missbraucht werden.

 

Mutti Spiel - oft mit Windeln und Kind Verhalten - wird diese Vorliebe nicht im Bdsm Bereich mit skeptischen Augen betrachtet?

 

Lehrer /Schülerin - sogar mit entsprechender Kleidung - ein Gemisch aus Fetisch und Bdsm - kann schnell aus der Spur geraten - aber wohl wie alles Dinge, die so praktiziert werden?

 

Es wird wohl immer schwierig sein, hier genaue Grenzen zu finden - es kommt ja immer auf die- /denjenigen an, die/der sich hier Gedanken macht?

 

Wobei man sich lieber dreimal zu oft Gedanken machen sollte wie einmal zu wenig?

 

Diese "nebulösen Vorgänge", die sich unter Umständen in diesem Thema präsentieren oder Verstecken, ziehen letztendlich alle ins mit das Boot?

 

Gruß Bernd

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Gryphon

Autor.

13.10.2012 um 20:05 Uhr

Also, ich glaube nicht, dass ein wirklicher Pädophiler mit einem "Ageplay" oder wie immer man das nennen will, einverstanden oder zufrieden zu stellen wäre. Ich vermute - weil ich es natürlich nicht mit letzter Sicherheit sagen kann, dass er solch ein Spiel außerordentlich lächerlich finden würde, da sein Gegenüber das Gewünschte nur vortäuscht. Ich würde das mit der Sicht eines Masochisten vergleichen, der mit einer Peitsche aus Baumwollfäden traktiert wird. Auch der fände die Situation wahrscheinlich zum Kotzen und ins Lächerliche gezogen.

 

Aber ganz sicher kann man da wahrscheinlich nicht sein, es sei denn, eine zahlenmäßig relevante Gruppe von Pädophilen ließe sich befragen, was wahrscheinlich nicht passieren würde.

 

Ob man solche Spiele für sich noch im Rahmen des Akzeptablen hält, muss jeder selbst entscheiden. Ich erinnere mich noch an eine Diskussion vor Jahren bei SMart. Es ging darum, ob man auf einem Event akzeptieren müsse, dass dort jemand in Nazi - Uniform auftreten dürfe (was wohl kurz zuvor bei einer SMart- Party geschehen war). Ich fand das jenseits allen guten Geschmacks, auch wenn klar wäre, dass derjenige im Real-Life nichts mit Rechtsextremismus am Hut hätte. Wenn zwei Menschen so etwas aber für sich zu Hause im stillen Kämmerlein spielen würden ... was solls? Jemand, den ich kenne, hatte seinerzeit einen ziemlich großen Posten DDR - Uniformen aller Art aufgetrieben, die ja auch nicht gerade für Menschenrechte stehen. Offensichtlich gab es viele Leute, die nur auf so etwas gewartet hatten, denn die Dinger waren im Nu verkauft, und das nicht nur an ausgewiesene SMmer ...

 

Grüße von Gryphon

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Schattenwölfin

Autorin. Korrektorin. Förderer.

13.10.2012 um 20:11 Uhr

Die Frage nach den Grenzen ist interessant, genaugenommen die Frage, ob es nicht doch eine objektive Grenze gibt (eventuell geben muss), die zu überschreiten sich verbietet und zwar unabhängig davon, ob die (Spiel)handlungen ssc erfolgen. Ich toppe jetzt mal das Hexlein (natürlich nur, was das Provozieren betrifft) und frage: Wenn Körperverletzungen, Vergewaltigungen, Sodomie und Pädophilie einvernehmlich gespielt werden, und die Neigungen in diesem Rahmen rechtlich und moralisch zu tolerieren sind, wie wäre dann das Spiel eines Mordlustigen mit einem Todessehnsüchtigen einzuordnen?

 

Wölfin

.

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Gelöscht.

13.10.2012 um 21:23 Uhr

Moin

 

Wenn Körperverletzungen, Vergewaltigungen, Sodomie und Pädophilie einvernehmlich gespielt werden, und die Neigungen in diesem Rahmen rechtlich und moralisch zu tolerieren sind, wie wäre dann das Spiel eines Mordlustigen mit einem Todessehnsüchtigen einzuordnen?

 

Könnte es nicht sein, das selbst dies Dinge real sind? Weil es immer Menschen gibt, die eine Steigerung suchen?

 

Wir reden von Grenzen verschieben - eventuell Tabus verändern - sicher nur in einem sehr kleinen Rahmen ... aber es könnte doch sein, das es Menschen gibt, die mehr wollen - deren Kick ungleich höher liegt?

 

Wird ein solcher Fall bekannt, wird sofort alles in diesem Bereich verdammt - so reagieren die Menschen nun einmal.

 

Ich denke, man kann sich nur persönlich von diesen Dingen distanzieren und sie verurteilen - verhindern ... leider kaum(?).

 

Gruß Bernd

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Gryphon

Autor.

13.10.2012 um 22:45 Uhr

wie wäre dann das Spiel eines Mordlustigen mit einem Todessehnsüchtigen einzuordnen?

 

Sehr interessante Fragestellung, die allerdings mit BDSM nicht mehr ganz so viel zu tun hat. Allerdings gibt es wohl irgendwo am Rande des Internets (oder vielleicht auch mittendrin) eine Szene, die sich mit solchen Phantasien und wohl manchmal auch deren Auübung beschäftigt. So tötete 2001 ein Herr Armin Meiwes den Dipl. Ing. Bernd Brandes und aß - wohl mit ihm zusammen - Teile von dessen Körper. Den Rest fror er nach der Tötung für später ein. Er wurde dann bekannt als der "Kannibale von Rotenburg"

 

Meiwes Anwalt sah in der Tat eine "Tötung auf Verlangen". 2004 ordnete dann ein Gericht in Kassel dann den Fall ein, indem es Meiwes wegen Totschlages zu 8 1/2 Jahren Haft verurteilte. Das Bundesverfassungsgericht hob 2005 dieses Urteil auf, woraufhin Meiwes wegen Mordes zu lebenslanger Haft verurteilt wurde. Also wohl selbst für die Justiz kein so einfacher Fall, und selbst wenn wir die ganze Sache wohl als krank ansehen würden, so wurde Meiwe letztendlich doch für schuldfähig erklärt, obwohl er keinerlei Einsicht in diese hatte.

 

Grüße von Gryphon

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