Liebe Katalina,
nein, ich habe noch nie beide Seiten ausgelebt. In mir steckte schon immer eine treue Seele. Aber ich kann Dich durchaus verstehen. Das wilde Leben bietet sicherlich eine Menge Möglichkeiten, sich auszuleben und sich zu erforschen. Ein klein wenig beneide ich Dich durchaus um diese Erfahrungen.
Was ich mich beim Lesen Deines Threads aber gefragt habe: hast Du früher geliebt? Für mich gehen Liebe und Treue nämlich Hand in Hand. Das beziehe ich nun auch gar nicht auf eine SM-Beziehung sondern auch auf ganz normale Beziehungen. Wenn Du früher nicht geliebt hast, ist es kein Wunder, dass Du keinen sonderlichen Hang zur Treue verspürt hast.
Im SM-Kontext dagegen kann ich mir tiefgehende Unterwerfung ebenfalls nur in einer längerfristigen, treuen Beziehung vorstellen. Alles andere würde ich tatsächlich als "Spielen" bezeichnen, was ja auch im Wort Spielbeziehung enthalten ist. Das kann sicherlich Spaß machen, so wie es Kindern auch Spaß macht, Cowboy und Indianer zu spielen. Doch danach sind es wieder Kinder und so sehe ich es auch bei Spielbeziehungen - es hat nichts mit einer wirklichen Devotion zu tun, auch wenn man während eines Spiels sicherlich solche Gefühle erleben kann.
Ich gratuliere Dir jedenfalls, dass Du den Schritt zur Treue geschafft hast. Aus meiner persönlichen Sicht ist das eine Weiterentwicklung. Es muss auch nicht im Gegensatz zu Deinen alten Ansichten stehen. Bei Weiterentwicklungen ist das so. Auch ich selbst habe mich in den letzten Jahren weiterentwickelt, stelle ich immer wieder fest.
Liebe Grüße
devana
28.03.2010 um 20:37 Uhr
Lange Zeit hat sich mein Leben sehr "getrieben" angefühlt, ständig auf der Suche, nie Ruhe findend. Dementsprechend war ich in Beziehungen nie lange treu bzw. habe nach Möglichkeit gleich versucht offene Beziehungen zu vereinbaren. Oder ich war sowieso ungebunden, um Gelegenheiten selten verlegen und habe diese auch nach Lust und Laune genützt. Ich hatte Spaß, viel erlebt, ... für diese Zeit meines Lebens habe ich das einfach gebraucht auch wenn ich jetzt sehe, wie getrieben, wie gehetzt ich durch meine Libido, meine Neigungen, ... war.
Ich schreibe in der Vergangenheit, weil sich das geändert hat. Genauso wie das orgiastische Teil meines Wesens sein kann, hat sich nun auch gezeigt, dass ich doch auch in einer erfüllten Liebe diesen anderen Pol in mir entdecken konnte. Ich lebe und liebe diese Treue, meine Neigung gewinnt nun wiederum Lust aus der Vorstellung meinem Partner Exklusivität über meine Sexualität zu schenken und ich selbst habe jedes ernsthaftes Interesse an anderen Männern verloren.
So schön das auch ist, jetzt stehe ich hier und sehe meine ganzen alten Meinungen und Vorstellungen zur Treue über den Haufen geworfen. Früher war Treue für mich nur hirnloses Besitzdenken, reine Verlustangst, erfunden, um sich in Beziehungen in falscher Sicherheit wiegen zu könen und nun pflege und liebe ich dieses altmodische Konstrukt selbst und weiß nicht wie ich das mit meiner Ratio, mit meiner ursprünglich Einstellung vereinbaren kann.
Wie seht ihr das denn? Habt ihr auch beide Ansichten gelebt?
LG katalina
- "Wir sehen die Dinge nicht wie sie sind - wir sehen sie wie wir sind." - (Anais Nin)
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