Manchmal denke ich, mein gesamtes Leben verbringe ich damit, den Erwartungshaltungen anderer Menschen gerecht zu werden. Kleines Beispiel Schattenzeilen. Wie darf ich im Forum schreiben? Welche Erwartungshaltungen muss ich erfüllen? Wenn ich dies und jenes tue, mich anders aufführe, wird man mich für braves Folgen mit wohliger Antwort lohnen. Den Teufel werde ich tun. Ich schreibe, wie mir ist. Und es ist okay, wenn andere das auch tun. Einige Antworten finde ich gut, einige nicht. Mein Ding. Alles gut.
Zum Thema von Moonbeast: Ich nehme seit meiner Jugend fehlende Toleranz wahr, besonders im BDSM-Bereich. Es ist erschreckend, dass Gruppen von Leuten die so sehr auf Toleranz pochen, kaum Toleranz untereinander aufbringen. Eine größer Intoleranz von „harten Doms“ gegenüber „Vanilladoms“, von „wahren Subs“ gegenüber „Spielsubs“, von „echten SM-lern“ gegenüber „Mode-SM-lern“, dazu eine Krazbürsterei, ein Belehrungsdrang, Erklärungswahn und das Hochhalten eigener Interpretationen bis zum unheilbaren Zerwürfnis habe ich in kaum einem anderen Kontext so ausgeprägt erlebt wie unter BDSM-Leuten. Manchmal denke ich, unter Sektierern zu sein, die vor lauter Auseinanderdividieren nichts zusammenbringen kann. Da wird definiert und zerredet, bis auch wirklich der letzte Schwanz ein Würmlein, die Musch eine Wüste und der Kopf ein irres Karussell wird.
Die reinigende Antwort liegt nicht im Kampf gegen die Windmühlen, auch nicht im Interpretieren und Abwägen, sondern in der individuellen Auslebung.
DS ist nicht da. DS wächst, ist ein Entwicklungsprozess, der ziemlich erfüllend wird, wenn er mit Blicken, Gesten, bestimmten Worten gesteuert werden kann.
SM kann Ergänzung zu gutem Sex sein, aber auch in Verbindung mit DS ein richtig gutes Lebenskonzept, eine ganz individuelle und erfüllende Welt für beide Partner, eine Insel in der großen Welt. Voraussetzung ist eine achtsame, liebevolle Beziehung. Fertig.
26.07.2019 um 10:08 Uhr
So, der Teaser war erfolgreich, der Thread wurde angeklickt
Nein, es soll hier nicht um negative Vorurteile gehen. Ich bin ja schon seit einer Weile dabei (also zu Zeiten wo SM noch gegen die guten SItten verstieß und Paragraph 175 noch durchgesetzt wurde), aber ich habe in den letzten Wochen und Monaten Aussagen über D/s bzw Motivationen dafür zu hören bekommen, die mich doch daran zweifeln lassen, ob ich noch das gleiche unter D/s bzw. SM verstehe wie meine Mitmenschen.
Dazu ein paar Beispiele:
"Ich suche einen Dom, weil ich einen starken, selbstbewussten Mann mit Rückgrat will. Die meisten Männer sind ja Weicheier!"
(... und sich im Anschluß beschwerte, was für 'abartige' Sachen die sog. Doms erwarten)
"Ich möchte eine D/s Beziehung, weil ich mich nach Sicherheit und Stabilität sehne."
"... , weil ich eine intensive Beziehung führen will."
"... , weil ich mich meinem Partner gegenüber emotional öffnen und zeigen möchte, wie ich im Innersten bin."
( ... sollte das nicht in jeder Beziehung gehen? )
"Ich bin submissiv, weil ich gerne meinen Freund umsorge, ihn verwöhne und ihm gefallen möchte."
( ... ist das Mainstream-Frauenbild inzwischen soweit, daß das nur noch im Ausnahmefall "Submissivität" geht!?)
Und mal von einem jungen Mann, der mich an einem BDSM-Stand davon überzeugen wollte, das BDSM ja nichts schlimmes sei:
Er: " Mann darf einer Frau ja nicht einfach auf den Po hauen, es sei denn, man macht BDSM und hat das vorher so abgesprochen und sie hat in der Situation auch eingewilligt."
Ich: *verwirrt* "Ähm, wieso?"
Er: "Das ist ja weil man dann BDSM macht, da wird das vorher diskutiert und abgesprochen und dann darf Mann machen, was abgesprochen wurde."
Ich: "Ahm, Nein..."
Er: "Doch! - Dann darf Mann das!"
Ich: "STOP! - Ich bin schon am Anfang ausgestiegen: Warum darf ich einer Frau nicht einen Klaps auf den Po geben, wenn ich doch so vertraut mit ihr bin um offen über intime Dinge wie BDSM zu diskutieren!? Dabei geht es doch um 'geheime' und 'verbotene' Wünsche und Phantasien, oder etwa nicht?"
Er: "'Ahm" *rot anlauf*
Ich: "Oder ist BDSM nur eine Ausrede sich der enger werdenden Sexualmoral zu entziehen, die gleichzeitig propagiert wird?"
Was mich jetzt interessiert ist, wie seht ihr BDSM (insbesondere die D/s-Beziehungs-Geschichte) und was ist Euer Antrieb sich damit zu beschäftigen?
Hochsommerlich-heiße Grüße,
Moon-Beast
P.S: Ups, die Formatierung ist nicht so schön, wie erhofft. Ich hoffe es ist trotzdem lesbar...
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