Das rote Seil
Eine BDSM-Geschichte von Margaux Navara.
Das rote Baumwollseil beginnt direkt hinter der Eingangstür. Es schlängelt sich den Flur entlang. Die Treppe hinauf. Ich ahne, wo es endet. In unserem Spielzimmer.
Mein Mund ist ganz trocken. Als hätte ich den ganzen Tag nichts getrunken. Doch da unten bildet sich schon die Feuchtigkeit, als müsse sie an einer Stelle abgezogen werden, um sich an einer anderen Stelle zu sammeln. Ist das so? Muss alles immer im Gleichgewicht sein, Geben und Nehmen, Hin und Her? Diesen Gedanken lege ich beiseite, denn ich will mich lieber ganz auf dieses rote Seil konzentrieren.
Meine Kleidung lege ich noch im Flur ab. Mit jedem Stück fällt ein Teil des Arbeitstages von mir ab. Die Bluse - eine Diskussion mit meinem Vorgesetzten. Die Hose - eine nur unzulänglich versteckte Herabsetzung eines Kollegen. Der BH-- ein unangenehmes Telefonat. Der Slip - mir fällt nichts Negatives mehr ein. Ich lächle. Der Slip steht für die Umarmung der Kollegin, die den Kollegen abgekanzelt hat. Nicht alles ist negativ.
Was ich noch ablege ist das Gefühl, stark sein zu müssen. Das Gefühl, nicht ich selbst sein zu dürfen.
Deshalb lasse ich mir Zeit. Ich weiß, dass du es mir nicht übelnehmen wirst. Dir ist weitaus lieber, ich komme ruhig und lächelnd in das Zimmer, als dass ich mit gebeugten Schultern oder gesenktem Blick eintrete.
Überhaupt magst du es nicht, wenn ich den Blick senke. Das hast du früh klargestellt. „Du darfst und sollst dich unterwerfen“, hast du gesagt, „aber du sollst nicht klein sein. Nicht unterwürfig.“
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