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Forum - Schreiben - Schreibtisch

Detail or Not Detail, das ist hier die Frage!

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Söldner

Autor. Korrektor.

08.04.2023 um 19:47 Uhr

geändert am 08.04.2023 um 19:50 Uhr

Lieber Tek Wolf, du fragst, ob Handlung oder Beschreibung besser in ein Geschehen ziehen. Meine Antwort ist, das es keinerlei Auswirkungen darauf hat, ob du deine Leser mitnimmst.

Ich gebe dir zwei Beispiele.

1. Dörte Hansen "Zur See".

Der Text besteht überwiegend aus Beschreibung. Aber diese Beschreibungen hätte ich noch tausend Seiten weiterlesen können, weil sie so selten gut sind.

2. Juli Zeh "Zwischen Welten".

Ich habe 443 Seiten Chatverlauf gelesen. Es hat mich hineingezogen in die Charaktäre, ich war in den Protagonisten, emotional angerührt und angewidert. Etwas Stärkeres habe ich selten gelesen.

Es kommt nicht darauf an, ob du beschreibst oder handeln lässt. Es geht einzig darum, ob du etwas zu sagen hast und dabei ist egal, ob du eine Zustandsbeschreibung, ein politisches Buch oder eine SM-Geschichte machst.

Beste Ostergrüße, Söldner

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Curiousity

Förderer.

08.04.2023 um 19:53 Uhr

Hallo Tek Wolf,

 

was ich hier bisher gelesen habe, erscheint mir schon sehr sinnvoll.

Darum versuche ich aus einem anderen Blickwinkel, dem von mir als Leser, zu beschreiben was zu viel oder zu wenig ist.

Ich habe in einer Geschichte eine Beschreibung eines Hauses gelesen, vom Treppenhaus aus.

Spätestens im zweiten Stockwerk habe ich die Orientierung verloren, auch beim mehrfachen lesen.

Etwas ähnliches ist mir mit der Beschreibung einer nicht ganz so einfachen Zeichnung passiert, nach der Hälfte der Beschreibung konnte ich nicht mehr folgen.

Denke also dran, Deine Leser können in einem Zug nur begrenzt Aspekte im Kopf präsent halten.

Das ist aus meiner Sicht auch der wichtigste Grund, warum Sätze nicht zu lang werden sollten, besonders wenn geteilte Strukturen enthalten sind, also z.B. das Verb erst ganz hinten nach einem langen Nebensatz kommt.

 

Andererseits muss nicht alles ausdrücklich erwähnt werden. Wenn Du (mehr oder weniger ausdrücklich) über einen Menschen schreibst, musst Du nicht erwähnen dass er zwei Ohren am Kopf hat.

 

Und dann gibt es noch die Möglichkeit, mit Deiner Beschreibung die Aufmerksamkeit des Lesers zu lenken. Stell Dir vor, wie in einem Fernsehkrimi die Kamera an einem Zettel auf einem Tisch am Tatort hängen bleibt. Dem Zuschauer wird so signalisiert: Schau genau hin, irgendwas hier ist wichtig. So etwas kannst Du bei einer schriftlichen Beschreibung auch erreichen.

 

Wenn Du etwas nicht ausdrücklich beschreibst, wird sich der Leser dazu selber etwas plausibles vorstellen.

So lange das nicht später mit der Handlung kollidiert, ist das in Ordnung.

Was mir in dem Zusammenhang schon als unangenehm unter gekommen ist, war dass später noch ein Aspekt der Beschreibung nachgeschoben wurde, der meiner inzwischen entstandenen Vorstellung widersprach.

 

Ich hoffe ich konnte etwas nützliches beitragen.

 

Curiousity

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Tek Wolf

Autor.

09.04.2023 um 12:21 Uhr

Danke nochmal für die vielen hilfreichen Hinweise und Sichtweisen.

Ich bin grade dabei, darüber nachzudenken und den ein oder anderen Beitrag nochmals zu lesen. Besonders hilfreich war, was Söldner geschrieben hat. Juli Zeh ist nicht wirklich mein Fall, aber "Zur See" war ein sehr gutes Beispiel. Ich habe die Leseprobe auf Amazon aufgerufen und konnte mich tatsächlich kaum von den langen Beschreibungen lösen. Das ist sehr interessant und ich werde noch lange die Gedanken durch meinen Kopf rollen lassen, wie so ein Effekt zustande kommt und was ich selbst davon mitnehmen kann. Du kennst gute Bücher, Söldner.

Ich schreibe grade selbst wieder an einer BDSM-Kurzgeschichte und überlege, in wie weit ich meine Protagonisten beschreiben soll. Mal sehen, was dabei rauskommt. Übrigens, der Rat mein eigener Lektor zu sein, ist im Prinzip gut. Nur leider (und ich weiß nicht, ob das nur mir so geht), habe ich die Szene als Film in meinem Kopf. Ich beschreibe sie und wenn ich das Geschriebene nochmals lese, ist die visuelle Präsenz wieder da. Dann ist es schwierig bis unmöglich für mich, mir vorzustellen, was die Worte in anderen Köpfen für Bilder entstehen lassen. Beispiel "Das Alte, das Neue und das Ende". Ich war erstaunt, dass sich einige an dem Haus gestört haben, der Mansarde. Ich hatte es klar vor Augen, aber offenbar erschien es anderen unlogisch.

Jetzt muss ich entscheiden, wie weit ich meine Protagonisten beschreibe. Reichen Namen und Geschlecht oder kann man durch mehr Informationen besser mitfühlen? Was meint Ihr?

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Nachtasou

Autor. Korrektor.

13.04.2023 um 16:17 Uhr

Der Inhalt dieses Beitrags ist aus Gründen des Jugendschutzes nicht frei einsehbar.

Bitte melde dich zunächst am Altersverifikationssystem an.

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Tek Wolf

Autor.

14.04.2023 um 11:04 Uhr

Danke Nachtasou für deine Meinung und selbstverständlich hast du auch ein Stück weit recht, das Schreiben, gerade hier in dieser geschützten Oase, sollte dem Schreiber in erster Linie Spaß machen. Und natürlich kann man alles als Kunst deklarieren, auch eine Banane, die man mit Klebeband an die Wand gefesselt hat.

Aber ich möchte mich weiterentwickeln, besser werden, das, was Menschen beim Lesen begeistert auf die Spur kommen. Und ich glaube, da existieren verborgene Regeln. Warum sonst gibt es Bücher, die als Kult gelten und andere, die kaum zu lesen sind, ohne die Nase zu kräuseln. Dem will ich auf die Spur kommen. Ich muss mal überlegen, wie ich das noch genauer ausformulieren kann.

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14.04.2023 um 11:59 Uhr

geändert am 14.04.2023 um 12:06 Uhr

Aber ich möchte mich weiterentwickeln, besser werden, das, was Menschen beim Lesen begeistert auf die Spur kommen. Und ich glaube, da existieren verborgene Regeln. Warum sonst gibt es Bücher, die als Kult gelten und andere, die kaum zu lesen sind, ohne die Nase zu kräuseln. Dem will ich auf die Spur kommen.

Wie schreibt man gut?

 

Wie liest man als Autor?

 

Fangen wir langsam an, uns im Kreis zu drehen? An der Stelle waren wir schon einmal, glaube ich und so bleibt für mich hier nur zum Ende zusagen:

 

"Es gibt nichts Gutes, außer man tut es."

 

Schreiben lernt man auch durch Schreiben, immer wieder, immer neu. Reden darüber hilft, sicher, aber irgendwann ... Beispiel: Wenn ich mich abends anch der Arbeit hinsetze, um zu schreiben, ist es quälend. Es ist Arbeit, die nicht fließt, ist zäh wie Sirup. Da lohnt nur das Überarbeiten. doch wenn cih ein Wochenende Zeit habe oder open end in der Nacht, beginnt nach einer halben Stunde oder einer ganzen meistens ein flow. Ich schreibe nicht mehr, ich werde geschrieben. Es fließt und fließt und fließt. Selbst wenn ich beim Überarbeiten später zwei Drittel davon wieder wegschmeißen muss, ist es das Gefühl alleine wert. Es ist ein Fliegen, ohne Zweifel, ohne Angst (Fehler zu begehen).

Schreib, und du wirst sehen ...

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Gregor

Autor.

14.04.2023 um 19:53 Uhr

Tek Wolf

Und ich glaube, da existieren verborgene Regeln. Warum sonst gibt es Bücher, die als Kult gelten und andere, die kaum zu lesen sind, ohne die Nase zu kräuseln. Dem will ich auf die Spur kommen.

Ich melde mich noch einmal zu diesem Thema. Ich denke, es ist wie mit der Suche nach dem Heiligen Gral oder dem Stein der Weisen, dem Rezept zur Goldmacherei. Viele Menschen haben damit ihre Zeit verschwendet. Ich glaube nicht daran. Jeder Mensch trägt seinen Gral, seinen Stein er Weisen und alle für das Leben notwendigen Goldrezepte in sich. Entweder es läuft mit dem Schreiben oder es läuft nicht.

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15.04.2023 um 15:29 Uhr

geändert am 15.04.2023 um 15:33 Uhr

Entweder es läuft mit dem Schreiben oder es läuft nicht.

Jedesmal, wenn ich solche oder ähnliche Äußerungen lese, kommt bei mir Zorn auf. Nicht deswegen, weil offenbar keiner sich die Mühe gemacht hat, einmal auf die Links zu klicken, die ich gepostet habe und in denen genau obiges sehr gut beantwortet wird. Nein, es ist das Nicht-Sehen der Konsequenzen dieses kurzen Satzes. Das hier zu lesen betrübt mich, denn er bedeutet folgendes:

- entweder man kann schreiben oder nicht

- kann man es nicht, kann man es auch nicht lernen

- kann man es, kann man sich durch lernen und üben nicht verbessern

- Kritik und Verbesserungsvorschläge sind sinnlos

- Jede Mühe, jedes Überarbeiten sind Quatsch

 

Schaue ich tiefer, ist dieser Zorn ein sehr persönlicher. Weil dieser Satz alle meine Mühe, die durchgemachten Nächte und auch jeden Post hier, der dem Postersteller helfen soll, für Pille-Palle erklärt. Ich bin mir sicher, lieber @Gregor, dass du das nicht so gemeint hast. Aber das ist trotzdem die Konsequenz dieser Worte. Talentfrei und Wissensfrei kann man vielleicht Wirtschaftsminister in Deutschland werden und mit einem Machwerk wie "Blutbuch" den deutschen Literaturpreis gewinnen. Ein gern gelesener Autor wird man so aber nicht.

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Tony Baigu

Gelöscht.

15.04.2023 um 17:07 Uhr

Im Prinzip stimme ich TT zu. Doch es gibt, wie bei so vielen Dingen, auch hier ein Aber. Denn gleich Sport, Wissenschaft, Forschung u.a.m. braucht es Interesse, Fleiß, Ehrgeiz, Glück etc. pp., um den Durchbruch zu schaffen. Selbst wenn es nur Zufall ist, als "ewiges Talent" auf den richtigen Trainer zu treffen. Und sogenannte "Naturtalente", denen wie im Märchen stets das Wunder gelingt, die gibt es auch. So wie ein Matthäus jedes Fettnäpfchen der Fußballfachdiskussion findet. Egal! Liebe Schreiberlinge, die ihr es seid oder werden wollt, ihr habt keine Chance - nutzet sie!

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Gregor

Autor.

15.04.2023 um 17:51 Uhr

Timothy Truckle

Entweder es läuft mit dem Schreiben oder es läuft nicht.

Jedesmal, wenn ich solche oder ähnliche Äußerungen lese, kommt bei mir Zorn auf. Nicht deswegen, weil offenbar keiner sich die Mühe gemacht hat, einmal auf die Links zu klicken, die ich gepostet habe und in denen genau obiges sehr gut beantwortet wird. Nein, es ist das Nicht-Sehen der Konsequenzen dieses kurzen Satzes. Das hier zu lesen betrübt mich, denn er bedeutet folgendes:

- entweder man kann schreiben oder nicht

- kann man es nicht, kann man es auch nicht lernen

- kann man es, kann man sich durch lernen und üben nicht verbessern

- Kritik und Verbesserungsvorschläge sind sinnlos

- Jede Mühe, jedes Überarbeiten sind Quatsch

 

Schaue ich tiefer, ist dieser Zorn ein sehr persönlicher. Weil dieser Satz alle meine Mühe, die durchgemachten Nächte und auch jeden Post hier, der dem Postersteller helfen soll, für Pille-Palle erklärt. Ich bin mir sicher, lieber @Gregor, dass du das nicht so gemeint hast. Aber das ist trotzdem die Konsequenz dieser Worte. Talentfrei und Wissensfrei kann man vielleicht Wirtschaftsminister in Deutschland werden und mit einem Machwerk wie "Blutbuch" den deutschen Literaturpreis gewinnen. Ein gern gelesener Autor wird man so aber nicht.

Interessant, wie meine Aussage allein durch deine Rhetorik in ihr Gegenteil verwandelt wird, lieber Timothy Truckle.

Ich schrieb weder vom Können, noch vom Lernen, noch vom Verbessern, noch erklärte ich Fragen oder Probleme eines Autors für Pillepalle. Die Not nächtlichen Schreibens kenne ich und der Wirtschaftsminister ist nicht mein Thema.

Ich schrieb von einem Lauf und jeder, der schreibt, weiß, was es bedeutet, einen Lauf zu haben oder nicht. Davon habe ich geschrieben. Und was die Konsequenz meiner Worte ist, kann nur deine persönliche Meinung sein, aber nicht die Allgemeingültige.

Sehr sauer, dennoch freundliche Grüße, Gregor.

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