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Forum - Veröffentlichungen auf den Schattenzeilen - Blogbeiträge

»Ehrlich währt am längsten! Oder?« von Chezjulia

Bezieht sich auf den Blogbeitrag »Ehrlich währt am längsten! Oder?«.

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Campanula

Autorin.

13.11.2021 um 01:06 Uhr

Tatsächlich empfinde ich diesen Text eher als autobiografischen Bericht oder tagebuchähnliche Selbstreflexion und weniger als Geschichte. Dennoch ist er interessant, denn er rührt an ein Grunddilemma erotischer Beziehungen: die Tatsache, dass die erotischen Bedürfnisse nie deckungsgleich sind, es also immer eine Form von Differenz zwischen den beiden gibt, auch in Bezug auf das Begehren. Die Frage ist nun: Was macht man mit dieser Differenz? Klammert man sie aus dem Liebesleben aus und einigt sich auf den kleinsten gemeinsamen Nenner? Oder findet man den Mut, bislang verborgen gebliebene Geheimnisse auszusprechen und damit die Chance zu eröffnen, den gemeinsamen erotischen Erfahrungsraum zu erweitern?

 

Du erzählst nicht, wie genau der Dom von seiner Vorliebe für blonde Frauen gesprochen hat. Doch darin läge für mich der Schlüssel für das Verständnis der weiteren Handlung. Denn natürlich macht es einen Unterschied, ob er gegenüber seiner brünetten Freundin lang und breit davon schwärmt, wie sexy er blonde Frauen findet und wie sehr er auf blonde Haare steht und wie ihm nur schon der Gedanke an eine Blondine das Blut zwischen die Beine treibt (der Paartherapeut Arnold Retzer würde an dieser Stelle wahrscheinlich sagen: "Klappe halten und aufs Meer schauen - das hat schon so manche Beziehung gerettet!") - oder ob er die später beschriebene Fantasie schildert, dass seine geliebte Sub eine Blondine züchtigt, dominiert oder Sex mit ihr hat, eine Fantasie also, in der sie im Zentrum steht und die blonde Frau nur schmückendes Beiwerk ist.

 

Und ja, es ist eine Form von Reife, die erotischen Fantasien des Partners, die nicht uns selbst zum Ziel haben, mit Gelassenheit aufzunehmen. Es ist aber auch weise, dem anderen diese Fantasien nicht einfach um die Ohren zu schlagen. Wie gesagt: Du erzählst nicht, wie das Gespräch genau abgelaufen ist, von daher kann ich mir als Leserin dazu gar kein Urteil bilden. Doch so, wie du das Geschehen geschildert hast, wäre ich mir keinesfalls sicher, dass der Fehler allein bei ihr lag.

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03.01.2022 um 05:25 Uhr

Nachdem ich die beeindruckende Antwort von campanula gelesen hatte, habe ich meine Antwort revidiert und aufs Meer geschaut

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high time

Autor.

05.01.2022 um 20:35 Uhr

Liebe Julia, ich habe grad dran gedacht, dir einen großen großen Sack Knete zu geben und die Aufgabe, den Mann deiner Träume zu schaffen. Du könntest gar nicht vermeiden, dich immer wieder zu entscheiden. Schultern braucht er. Also...Gibst du ihm schmale oder breite? Magst du ein gemütliches Bäuchlein? Dann gib ihm eins! Hmmm.jetzt wird's ernst. Einen Penis braucht er auch. Groß, klein, dick, dünn, cut oder uncut? Entscheide dich! Du wirst ihn doch nicht ohne lassen? Kleine oder große Füße und Hände. Und jetzt kommen die Haare. Ich weiß, Julia. Du bist schon immer auf Löwen mit Mähne gestanden. Die langen Locken als Kontrapunkt zu der maskulinen Aura.

Und weißt du was? Du könntest dich problemlos und sogar Hals über Kopf in einen Mann mit Bürstenhaarschnitt verlieben. Hab ich Recht? Und das ist gut so, weil der von dir geknetete Mann wahrscheinlich nirgendwo rumläuft.

Und glaubst du wirklich, dass es da deinem Herrn anders geht? Dass die Haarfarbe der Frau für ihn ein solch grandioser Fetisch ist, dass er ohne nicht kann und will? Vielleicht hättest du diese Geschichte früher schreiben und ihm zu lesen geben sollen. Oder eindach reden.

Aber jetzt ist eben eine feine ehrliche Geschichte für die Schattenzeilenleser draus geworden.

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Gelöscht.

06.01.2022 um 10:18 Uhr

Da mir diese Geschichte ständig wieder vor´s Leserauge gelangt,  muss ich meine Meinung, welche ich nach dem ersten Lesen verfasst hatte, etwas revidieren. Natürlich kenne ich diesen "Effekt". Am "Stammtisch" würde er als typisch `Frau`benannt werden. Ich will jetzt hier nicht einen "Geschlechterkrieg" vom Zaune brechen. Nur noch soviel: Schaut Euch doch mal ein paar Loriot-Clips wie: "Feierabend" oder "Das 4,5 Minuten-Ei" an. Satire überspitzt, zeigt aber ein weit verbreitetes Kommunikationsproblem.

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16.01.2022 um 23:02 Uhr

Ich fühle mit dir, habe ich doch schon beide Seiten erlebt.

 

Die der unüberlegten und ungewollten Verletzung, die wie schleichendes Gift in mir nagte und mich gedanklich den Weg der Trennung einschlagen ließ

und die der unbegründeten Eifersucht und ständigen Forderung nach Bestätigung, die sehr anstrengend war und deswegen letztendlich auch zur Trennung geführt hat.

 

Manchmal soll es eben nicht sein, dass wertvolle Menschen für immer an unserer Seite bleiben, sie begleiten uns lediglich ein Stück unseres Weges.

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Nachtasou

Autor. Korrektor.

12.02.2022 um 23:15 Uhr

Der Volksmund spricht: Ehrlich währt am längsten. Aber es gibt auch die Wortkombination „schonungslose Ehrlichkeit“. Ich denke, gerade im Intimen sind die Verletzlichkeiten und daraus folgend die Verletzbarkeiten am größten. Nicht alles, was sagbar ist, muss deshalb gesagt werden.

Damit, dass bereits die Haarfarbe und eine voyeuristische Phantasie solch ein Karussell im Selbstwert in Bewegung setzt, war nicht abzusehen. Dass sich der Partner nachträglich erst über sich selbst ärgert, sich dann aber aus der Beziehung zurückzieht, ist dann schon nachvollziehbar. Denn nicht ehrlich sein zu dürfen, (und  die Gefahr dauernder Beziehungsdramen kommt einem Verbot nahe) ist eine Beschränkung, die auf Dauer schlecht auszuhalten ist.

Dem erwähnten Retzel schwebt die Vernunft-Beziehung vor. Dummerweise ist Sexualität und speziell Neigung darin alles andere als vernünftig, sondern im Gegenteil so leicht angreifbar, und so leicht abstoßend, und so leicht auch kränkend. Im BDSM kann es um Rollen gehen, die das Selbst erweitern. Ein schwaches Selbst kann dabei auch verunsichert werden, wenn die Dosis nicht stimmt oder jeweilig heiße Themen angefasst werden. Das Du-Deins und Ich-Meins geht halt nicht mit Sexualität zusammen. Vielleicht ist ein Ansatz von Vernunft doch möglich, wenn nicht alles persönlich genommen wird, auch wenn es unvermeidlich sehr persönlich ist.

In der Geschichte hätte sie sich auch die Haare färben können, oder?

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Söldner

Autor. Korrektor.

13.02.2022 um 13:21 Uhr

Nachtasou

Dummerweise ist Sexualität und speziell Neigung darin alles andere als vernünftig, sondern im Gegenteil so leicht angreifbar, und so leicht abstoßend, und so leicht auch kränkend. Im BDSM kann es um Rollen gehen, die das Selbst erweitern. Ein schwaches Selbst kann dabei auch verunsichert werden, wenn die Dosis nicht stimmt oder jeweilig heiße Themen angefasst werden. Das Du-Deins und Ich-Meins geht halt nicht mit Sexualität zusammen. Vielleicht ist ein Ansatz von Vernunft doch möglich, wenn nicht alles persönlich genommen wird, auch wenn es unvermeidlich sehr persönlich ist.

Lieber Nachtasou, Du hast, gewollt oder ungewollt, eine Definition zur Schwierigkeit des Schreibens, Lesens, Kommentierens (und in unserem Fall auch Lektorierens) von BDSM-Geschichten hingelegt. Auf den Punkt!

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15.06.2022 um 18:27 Uhr

Moin.

 

Wenn ich diesen Text aus der Schublade "BDSM" herausnehme und das "Herr" und "Sub" in die Tonne trete, habe ich ein typisches Beziehungsproblem. Ein "Allerweltsproblem", sozusagen, das in so mancher Beziehung auftaucht. Einer der beiden Partner tut etwas/sagt etwas, was bei dem anderen zu einem Gefühl der Unzulänglichkeit, des "Nichtgenügens" führt. Kein Weg führt da heraus. Einmal im Kopf, bleibt es immer da, ruiniert die ganze Beziehung durch ewig schwärendes Misstrauen und jede Verteidigung nährt es nur. Gut dargestellt, wenn auch ziemlich verschlüsselt.

Allerdings muss ich mich - rein gefühlsmäßig, ich könnte es nicht an einer bestimmten Stelle festmachen - fragen, wer hier eigentlich Herr und wer Sub ist. Mir scheint, dass sich das zumindest zu dem Zeitpunkt, als du diesen Text geschrieben hast, ein wenig gedreht hat. Natürlich kann ich völlig falsch liegen, aber irgendwie habe ich das Gefühl, das da beim Schreiben ein lieb-spöttisches Lächeln auf deinen Lippen war. Wenigstens am Ende und das dreht für mich den ganzen Text. Er hat mich zum Nachdenken über dieses Problem gebracht. Das beste Kompliment, dass ich einem Autor machen kann, deswegen alle Sterne.

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Tony Baigu

Gelöscht.

15.06.2022 um 21:55 Uhr

Ein bekanntes Phänomen. Eigentlich ein Vertrauens- und Liebesbeweis, die Äußerung des Herrn. Denn er sagt mit anderen Worten: "Blond mag ich, aber ich habe jemanden, der mehr ist als blond!" Kommunikation ist nicht schwierig. Sie wird von uns selbst nur manchmal kompliziert gemacht.

 

Vielleicht ein einfaches Beispiel aus eigener Erfahrung. Die Mutter meines jüngeren Sohnes war hochgradig eifersüchtig. Perfekt, so denkt man, sie liebte mich halt sehr. Tja, das Problem: ich kann mit Eifersucht überhaupt nichts anfangen. Sie amüsiert mich bestenfalls.

 

Nun muss man dazu wissen, mein Freundeskreis ist überwiegend weiblich. Ideale Voraussetzungen also für mangelnde Langeweile im täglichen Leben. Auf jeden Fall hatte ich immer viel Grund zum Lachen.

 

Ist doch ein schönes Leben, oder etwa nicht?

 

Nun gut, bringen wir meine Sicht auf den Punkt. Solche Dinge sind Ausdruck mangelnden Vertrauens, auch in sich selbst. Miteinander alles, und ich meine wirklich ALLES, bereden zu können, ist mir wichtig. Nur so kann man eine Beziehung ständig weiterentwickeln und erhalten. Beziehung heißt nicht Stillstand, sondern Weiterentwicklung, von beiden!!

 

Meine Beziehungen haben trotzdem nicht überdauert, weil: Garantien gibt es nicht! Das Leben verändert uns, wir verändern uns gegenseitig, andere Menschen ändern uns. Also ändert sich auch eine Beziehung stets und ständig.

 

Ich weiß, das klingt eigentlich trocken mathematisch-logisch. Nur, weil wir Gefühle haben, heißt es nicht, dass der Mensch keinen Verstand haben darf.

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Hari

Gelöscht.

23.06.2022 um 18:21 Uhr

Eine mutige Aufarbeitung, total offen und ehrlich, du lässt uns ganz weit in dein Innerstes rein blicken.

Wir alle sind Menschen mit Gefühlen, Sehnsüchten und Enttäuschungen, aber wir sind niemals unfehlbar.

Viele mühen sich ein Leben lang ab, aber erreichen nie eine menschliche Größe, einen standhaften Charakter oder Weisheit.

So sehe ich deine Zeilen nicht als Eingeständnis eines persönlichen Scheiterns, sondern als gut gelungene und brilliant ausgeführte Darstellung von nur allzu menschlichen Schwächen.

Chapeau !

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