Was wollte uns der Dichter mit seinem Beitrag eigentlich sagen?
Mir hat sich die Fragestellung nicht wirklich erschlossen.
Was sollte damit bezweckt werden? Mitleid wegen der Ablehnung durch andere, oder Absolution, vielleicht allgemeine Zustimmung für dieses Verhalten, sogar Anerkennung, gar Bewunderung zu erhalten?
Was beschrieben wurde, die Art und Weise dieser speziellen „Beziehung“, hat doch erstmal mit BDSM überhaupt nichts zu tun. Da sind nur drei Personen, die sich auf ein Arrangement verständigt haben, bei der eine Person alle Vorteile für sich reklamiert und die anderen das so hinnehmen. Punkt. Dem ganzen Gefüge wird jetzt das BDSM-Mäntelchen umgehängt, denn nach der Denkweise des Verfassers darf man das so mit seiner Sklavin machen. Gefühle? Anscheinend nicht relevant.
Es geht hier auch nicht um eine sogenannte offene Beziehung im eigentlichen Sinn, die - im Normalfall - für alle Beteiligten gilt, sondern eine einseitig erklärte, „halb-offene“ Beziehung. Einfach nur banale Vielweiberei, für die auf Grundlage von BDSM eine Legitimation gesucht wurde. Dass der Schreiberling von Gleichberechtigung nichts hält, hat er ja mehr als einmal deutlichst zum Ausdruck gebracht.
Für den Schreiber ist diese Situation sehr praktisch, überaus bequem. Er läuft dabei keine Gefahr, dass sein Eigentum vielleicht einen Menschen kennenlernen könnte, der sie respektiert und sie sich daher anderweitig orientiert und von ihm abwendet.
Wenn aber alle Beteiligten einem solchen Agreement frei von psychischem Druck - so á la „wenn du damit nicht einverstanden bist, suche ich mir eben eine(n) andere(n)“ - zugestimmt haben, dann geht das den Rest der Welt auch nichts mehr an.
Bei der vorliegenden Beschreibung ist nicht nur keinerlei Respekt erkennbar, sondern es fehlt auch jegliche Gefühlsbeteiligung. Und da liegt glaube ich der Hund begraben.
Allein die Behauptung, dass er zusammen mit seiner „Zweitfrau“ jederzeit ihre Wohnung betreten kann, ihr sozusagen den letzten Rückzugsort raubt, den jeder von uns hat, ihr damit jegliche Zufluchtsmöglichkeit nimmt, sagt viel über die Art dieser angeblichen Beziehung aus.
Es gibt viele, die aus Verlustangst alles machen, ihrem Partner „zuliebe“ alles erdulden und mitmachen, nur um nicht alleine zu sein. Nur wird hierbei Hörigkeit allzuoft mit Liebe verwechselt. Wenn dann auf der anderen Seite noch blanker Egoismus eine solche Situation ausnutzt, wird’s richtig problematisch.
Ich kenne persönlich keine offenen Beziehungen, aber ich glaube nicht, dass sie über einen längeren Zeitraum funktionieren können, da sich immer der eine oder andere zurückgesetzt fühlt, weil der/die Partner(in) intimste Dinge mit jemand anderem teilt. Unabhängig davon, ob Männlein oder Weiblein. Vor Eifersucht ist niemand gefeit, egal wie cool man darüber theoretisiert. Wenn man jemand liebt, den Rest seines Lebens mit diesem Menschen verbringen möchte, dann will man diesen mit niemand anderem teilen. Wenn es einem aber völlig unberührt lässt, was dieser Mensch, mit dem man eben gerade zusammenlebt, mit anderen treibt, kann es mit tieferen Gefühlen nicht weit her sein.
Meiner Meinung nach gibt es keine Zusammenhang zwischen der ausgeübten Art der Sexualität und der Beziehungsform. Ob herkömmliche, monogame oder offene Beziehung hat mit der Sexualpräferenz nichts zu tun. Sowohl Vanillas als auch D/s- bzw. SM'-ler, unabhängig von der sexuellen Orientierung, können jede Form jeglicher Beziehungsvarianten leben. Ich halte es jedoch für Heuchelei, wenn manche BDSM'ler für sich selbst eine (meist heimliche) Freizügigkeit in Form einer halb-offenen Beziehung reklamieren, damit sie ihre Neigungen ausleben können, dasselbe aber dem/der Partner(in) niemals zugestehen würden. Das ist dann nämlich einfach nur eine Ausrede für Fremdgehen.