Zumindest ist es so, dass „Femdom“ auch als Geschäft floriert. Das mag daran liegen, dass die Statistiken doch stimmen, zumindest was Angebot/Nachfrage anbelangt, oder es weist darauf hin, dass männlichen Subs die käufliche Form des Dominiertwerdens genügt, oder genügen muss.
Dominas müssen von Dommsen unterschieden werden. Das meiste, was an (Un-)wissen im Umlauf ist, dürfte aus dem Gewerblichen stammen.
Sowenig Homosexuelle ihr angestammtes Geschlecht verlassen, so wenig muss man annehmen, dass männliche Subs ihre Mannbarkeit (ich sag nicht Männlichkeit) verlieren.
Und dann ist da noch ein Vorurteil, das z.B. Schattenwölfin aus der Tierwelt überträgt: Der brüllende Löwe, der in den Nacken beißt, die Menge an Testosteron-Aggression ist auch nicht das, was einen „Dom“ ausmacht. Dann wäre jeder Macho automatisch Dom. Tatsächlich bricht einem Dom beim Müll-Runter-Tragen aus der gemeinsamen Küche kein Zacken aus der Neigungskrone. Dem alten Pascha in Filzpantoffeln dagegen schon. Die Analogien aus der Biologie greifen sowieso zu kurz, weil sie soziale Potenz, also alle kulturellen Messgrößen, außer Acht lassen. Wie sonst ist es möglich, dass Hutzelmännchen beim Opernball mit den schicksten Schicksen auflaufen.
Zur Geschwätzigkeit: In der Mehrzahl sind es männliche Doms, die prahlen. Ist so. Nach 20 Jahren Forumserfahrungen diverser Art lasse ich mich von diesem Eindruck so schnell nicht abbringen. Da kommen dann schon Rollenklischees zum Tragen: Wer ist der Echte, was ist das Richtige, wer ist am Längsten usw., all dieses Gehirsche findet man vorwiegend bei männlichen Doms. Da muss man einfach mal hinhören. Dommsen scheinen mir „diskreter“. (oder nur seltener?)
Wenn es also schon schwierig ist, das Reale in Erfahrung zu bringen, lohnt ein Blick in Femdom-Fantasien von Männern. Die sind seit je in der Literatur und unter dem Ladentisch (inzwischen auch im Internet) weit verbreitet. Diese spiegeln Wünsche und Phantasien von männlichen Subs oder Masochisten wider. Darin finde ich große Unterschiede zur umgekehrten Geschlechts-Konstellation. Ich find darin sogar mehr Unterschiede als Gemeinsamkeiten zwischen männlichen und weiblichen Subs.
Mein Eindruck: Mehr Anteil an Fetischismus. Mehr Anteil an Masochismus. Tendenz zur Unerreichbarkeit oder Unnahbarkeit. Zweckdienlichkeit (kaum ´Romantik´; Entpersönlichung der Domina), keine Erhöhung des Selbst, sondern im Gegenteil Bewegung hin zur Selbstauslöschung, sogar Kastrationsphantasien (Entfraulichung als Ideal auf der Gegenseite liest man selten); seltener Exklusivität der Beziehung; …
Aber wie angemerkt, das sind allein die Phantasien, die begegnen. Die Realität ist diskreter als die Papier-Entwürfe.