Traurig geht bestimmt auch...
Der Schatten der Jagd
Musik hörte Karla aus dem Autoradio, als Uwe mit dem Jeep auf den Hof fuhr. Karla lehnte entspannt, mit Blick auf den Sonnenaufgang, am Küchentisch, hielt den ersten Kaffee des Tages in den Händen. Nur leicht bewegten sich die Vorhänge der beiden Küchenfenster obwohl Karla versuchte, der angestauten Hitze im Haus mit Durchzug am Morgen zu begegnen.
Uwe hielt an, Karla sah durch das offene Fenster auf dem Anhänger einen stattlichen, aufgebrochenen Keiler mit imposanten, blutverschmierten Waffen liegen. Uwe stieg aus dem Jeep, kam in Richtung Haustür. Karl, der auf dem Beifahrersitz saß, blieb im Auto sitzen. Uwe stellte den Drilling neben der Haustür ab. Als er die Haustür öffnete, ließ der Durchzug die Vorhänge kurz aufwehen. Uwe kam in die Küche und küsste Karla wortlos auf die Stirn. Irgendetwas stimmte nicht, das spürte Karla sofort.
„Guten Morgen, Du musst jetzt sehr tapfer sein!“, sagte Uwe leise, nahm Karla trotz verschwitztem, mit Blutflecken übersätem Hemd, dreckigen Armen und Händen kurz in den Arm. Karla ahnte nichts Gutes. Dann nahm er sie an der Hand, zog sie nach draußen. Karla, die die Kaffeetasse noch immer in der Hand hielt blieb am Hauseingang stehen.
Uwe ging zum Jeep, öffnete die Heckklappe, zog eine Wildwanne heraus, packte sie mit beiden Händen und stellte sie auf den Boden. Als Karla in die Wanne schaute, fiel ihr die Tasse aus der Hand, zerschellte auf dem Boden. Sie brach in Tränen aus, sank vor der Wanne auf die Knie, schluchzte, schrie „Nein“ und wurde von einem Weinkrampf geschüttelt.
In der Wanne lag Klara. Blutverschmiert, die Bauchdecke aufgeschlitzt. Ihre linke Gesichtshälfte war kaum mehr erkennbar. Sie atmete nicht mehr.
Uwe kniete neben Karla, nahm sie in den Arm. „Sie wollte mich beschützen, als mich der angeschossene Keiler bei der Nachsuche angegriffen hat. Sie hatte keine Chance.“