»Gehöre ich einer aussterbenden Gattung an?« von Devana

Ich bin auch ein Schriftmensch. Seit ich 10 Jahre alt bin sitze ich da und fasse meine Gedanken in Worte, die ich dann in Geschichten niederschreibe.

Also habe ich 25 Jahre lang nur von Hand geschrieben, es gibt einige Leitzordner die voll sind mit karierten Blättern und alle dicht vollgeschrieben mit Bleistift.

Für mein Romanwerk "Die Sage von Xyr" habe ich viel ausgegeben um sie abtippen zu lassen.

Seit 20 Jahren tippe ich nur noch am Lapptop oder PC.

Seit jeher bekomme ich oft Unverständnis entgegen gebracht, dass ich so viel Zeit darauf verwende um etwas zu tun, für das man kein Geld bekommt.

Dennoch es ist ein tiefes Bedürfnis das in mir steckt. Sobal die Geschichten und die darin vorkommenden Personen sich in meinem Kopf formen, wollen sie heraus und von mir auf dem Papier zum Leben erweckt werden.

Und tatsächlich leben die Figuren in den Köpfen der Leser, sobald sie sich die Mühe machen, das geschriebene Wort zu entziffen und dazu die entsprechenden Vorstellungen im Kopf zu machen.

Mit Sorge beobachte ich eine gewisse Leseunlust, nicht nur bei mir selbst, sondern auch in der Bevölkerung. Schuld sind die Traumfabriken der Filmindustrie. Man kann sich heute ohne Mühe Dauerberieseln lassen mit allerlei Serien und Filmen zu jedem Thema, in hervoragender Bildqualität und Tricktechnik. Leider bleibt in letzter zeit oft die Geschichte auf der Strecke, weshalb ich dann oft doch wieder zu einem gedruckten Buch greife. Wie heißt es: Lesen ist fernsehen im Kopf.

Mit der zunehmenden Leseunlust hast Du völlig Recht, Xentaur. Allerdings liegt es nicht allein an den Serien. Im Sommer beispielsweise bin ich nach Feierabend fast ausschließlich draußen unterwegs. Die Sommer in Deutschland empfinde ich generell immer als viel zu kurz. Da genieße ich jeden Abend draußen anstatt fernzusehen oder in ein Buch zu schauen.

Im Winter schaue ich dann tatsächlich auch Serien. Es liegt aber nicht an dem Angebot an sich. Nach 8 Stunden Bildschirmarbeit fehlt mir schlichtweg die geistige Kraft um mich noch auf einen Roman einzulassen. Kurzgeschichten gehen noch, das wars's aber auch.

Wobei die Serien natürlich viele von den Büchern wegziehen, das sehe ich genauso wie Du. Bei jüngeren Menschen habe ich aber auch die Beobachtung gemacht, dass die teilweise Serien oder Filme gar nicht mehr richtig verfolgen. Alle paar Minuten ist das Handy in der Hand und es wird gelesen und geschrieben. Da kommt dann die Frage "Was habe ich gerade verpasst?"Aber gut, das ist ein anderes Thema...

Acht Stunden sind es bei mir nicht, dennoch bin ich am Abend häufig eher bildschirmmüde und greife zum Buch (im Sommer halt draußen!); aber auch ich stelle nach einem langen Tag fest, dass es mit der Konzentration zum Lesen längerer Texte oder Textstücke nicht mehr weit her ist. Zwei Stunden Fernsehen (Film, Serie, Doku) sind leichter verdaulich (physisch jedenfalls; psychisch kommt es auf den Inhalt an).

Wölfin

Der physische Aspekt...stimmt, das kommt auch dazu! Wenn ich im "Lümmelmodus" bin kann ich unmöglich ein Buch in der Hand halten. Fernbedienung geht gerade noch

Ich bin zum Schriftmensch geworden. Keine höhere Bildung und darauf folgend ein eher ungewöhnlicher Beruf, fiel es mir immer schwer mich schriftlich klar auszudrücken. Verbal verstanden und respektiert, verkümmerte ich mit jedem geschrieben Wort, welches ich zu Papier brachte.

Eines Nachts dann, überkam mich der Wille es einmal zu versuchen. Etwas erzählen, Figuren formen, sie miteinander interagieren und sprechen lassen, Stimmungen fühlbar machen, Plätze zeichnen, es machte mit, trotz Ermangelung nötiger Fähigkeiten so viel Spaß.

Ein Schriftmensch wurde geboren und er wächst und gedeiht bis heute.

Danke für den schönen Text!

Sena

Ach, liebe Devana, du sprichst mir aus der Seele! Auch ich bin eine Buchstabenfetischistin, liebe das geschriebene Wort und gelte als Leseratte seit meiner Kindheit. Und ähnlich wie du bin ich auf dem Papier gesprächiger als im direkten Kontakt.

Der einzige Unterschied ist, dass ich immer noch gerne mit der Hand schreibe. Obwohl ich auch im Internet blogge, möchte ich doch mein handschriftliches Tagebuch nicht missen. Die Gedanken ordnen sich dort anders, als wenn ich sie in die Tastatur tippe. Fakt ist aber, dass ich nach wie vor lieber mit Tastatur schreibe als mit zwei Fingern am Handy. Und ich lege selbst bei Kurzmitteilungen Wert auf angemessene Grammatik, Zeichensetzung und Groß- und Kleinschreibung. Da bin ich altmodisch.

Was das Lesen angeht, bin ich hingegen offen für alles, habe zuletzt auch die Vorteile des eBooks für mich entdeckt, da es mich von der Notwendigkeit entbindet, zentnerschwere Schmöker durch die Gegend zu schleppen. Und die buntschillernden Universen, die sich beim Lesen entfalten, sind ja nicht an Papier gebunden. Sie entstehen im Kopf.

Danke für diesen schönen Text am Morgen!

Unsere immer schneller drehende Gesellschaft mit Rund-um-die-Uhr-Erreichbarkeit, sich überstürzenden Nachrichten und Multi Tasking schafft auch immer Gegenbewegungen. Achtsamkeit, Selbstfürsorge, intuitiv Essen, bewusst Pausen machen usw. ist stark im Kommen.

Mit Schreiben kann man auf der einen Seite seine Gedanken ordnen auf der anderen kann es der Achtsamkeit, Seelenhygiene und selbstverständlich der kreativen Entfaltung dienen. Somit bist du nicht vom Aussterben bedroht, sondern voll im Trend, liebe Devana :)

Sehr interessant und regt zum nachdenken an.

Von aussterbende Gattung kann nicht die rede sein dass merkt man am besten wenn man mal in ein grosser buchladen geht.