Hallo, es ist so, dass ich diese Umfrage falsch verstanden habe. Als ich darauf antwortete, dachte ich, die Beiträge auf der Seite, also die Geschichten/Texte seien gemeint.
Für das, was ein guter Text ist, möchte ich trotzdem kurz die Idee einer Definition versuchen:
Ein guter Text ist derjenige, der Bestand hat. Und er kommt von demjenigen, der im Leben die größtmögliche Anzahl an Barrieren überwunden hat.
Das Maß ist immer der Text, nicht das Publikum, und auch nicht der Autor. Resonanz ist hier ein Automatismus. Natürlich hat ein guter Text ein Publikum, aber auch dies ist Teil des Automatismus. Die Haltung eines Publikums zu einem Text ist jedoch ohne Relevanz. Und ein Text kann sich auch mal hundert, zweihundert Jahre oder so dem Publikum vollkommen entziehen, um dann im genau richtigen Moment wieder hervorzuschießen. Was den Autor betrifft: In guten Texten ist von Autoren gar nichts drin. Man kann nicht den Antichrist nehmen, es auswringen und durchdestillieren und Nietzsche springt raus. Das funktioniert nicht. Der ist tot, und der lebt auch nicht im Werk weiter oder so. Tot ist tot. Das ist also ein Nachlass und die Person des Autors zwar aus Historien- und Archivgründen interessant, der Antichrist wäre aber auch nicht minder gut, wenn wir über Nietzsche gar nichts wüssten. Natürlich ist dieses Erbe nun bedeutend. Aber wie bedeutend oder erfolgreich war Nietzsche im Leben? Zero - der hat vierzig Bücher im Selbstverlag verkauft oder so und endete in der Psychiatrie. Daran sieht man jedoch, um einen guten Text zu machen, muss man auf jeden Fall frei aufspielen. Da darf einen nichts hindern. Vor allem nicht das eigene Ego. Keine Nabelbeschau, keine Reise ins Ich, und auch keine Rücksicht darauf, was Leute lesen wollen oder nicht. Sondern man muss es so bringen, wie es der Text fordert, nicht wie man als Autor gerne würde. Das meine ich mit "für sich selbst geschrieben".
Konkret zur Rechtschreibung: Von Nietzsche gibt es Texte, die hat er unter großen Schmerzen beim Wandern im Gehen geschrieben. Niemand konnte bis heute diese Zeilen entziffern, aber niemand würde trotz der Unleserlichkeit auf die Idee kommen, dass es sich dabei nicht auch um ein literarisches Werk handelt. Die Frage: Ist das Kunst oder kann das weg, stellt sich nicht. Es ist klar. Man wittert es schon. Und es würde auch niemand wegwerfen, wenn von Nietzsche nichts anderes als diese unleserlichen Hinterlassenschaften übrig wären - davon bin ich überzeugt.
In Autorenbiografien fällt auf, dass sie im Leben oft eine brutale Ochsentour hinter sich gebracht haben. Das Leiden ist garantiert nicht unbedingte Voraussetzung um einen guten Text zu machen. Man muss dafür nicht unbedingt in den Knast oder so. Klar ist hingegen, wenn ich zum Beispiel Knast kategorisch ausschließe, befinde ich mich schon in einer gewissen Selbstzensur. Außerdem war nicht ein einziger Schriftsteller rückblickendend gerechtfertigt im Knast. Zumindest nicht für seine Texte. Das wäre auch absurd. Es gibt keine bösen Bücher. (A.H. ist was anderes, denn der war phasenweise lediglich in der Maske des Schriftstellers unterwegs, wie er auch sowieso kein Künstler war. Aber man sollte es lieber nicht einfach unter den Teppich kehren und hoffen, dass es dort schon irgendwann vergessen wird.)
Es ist so: Schreiben richtet das Leben des Schreibenden aus und lenkt es in Bahnen, die dem Werk dienen. Wenn ich das Schreiben benutzen will, um selbst mein Leben einzurichten, es mir sozusagen gemütlich machen will, also auf Belohnung aus bin, dann kann dabei nur mit viel Glück am Ende was Gescheites raus kommen. Es ist aber sicher auch nicht ausgeschlossen. Nur das sollte man sich vor Augen halten.
Aber ja, mein Fehler, als ich auf diese Umfrage antwortete, ging ich also davon aus, es wäre gemeint, ob Rechtschreibung eine Bedeutung für die Qualität der Geschichten auf der Seite hat. Ich kann es gar nicht oft genug sagen: klares Nein! Und ich hoffe, das ist durchgedrungen. Das Recht auf freien Ausdruck ist eines, das man sich nimmt. Im Ernstfall auch gegen bestehende Gesetze und damit gegen bestehende Rechtschreibe-"Gesetze" sowieso. Wer keine Rechtschreibung beherrscht, soll und muss genau so schreiben und veröffentlichen, wie ihr oder ihm das möglich ist. Und so lange dir dein Text am Herzen liegt, kannst du jeden Versuch der Hinderung an seiner Verbreitung als erste zarte Form der Bestätigung interpretieren.
Beiträge im Forum war also die Frage. Ich bin neu in diesem Forum. Ich habe nur einen ganz oberflächlichen Überblick. Mir sind Beiträge mit schlechter Rechtschreibung wirklich nicht ins Auge gesprungen. Ich habe aber auch nicht darauf geachtet. Den Wunsch nach korrekter Rechtschreibung kann ich hier verstehen. Ob man es zum allgemeinen Anspruch erheben kann? In einem Forum, welches aus Autoren und Viel-Lesern besteht, vermutlich eher als anderswo. Trotzdem wird es vielleicht auch jemanden geben, der trotz Lesesucht eine Rechtschreibschwäche hat. Insofern klar ist, dass eine Person Rechtschreibung beherrscht, aber aus Nachlässigkeit überhaupt nicht darauf achtet, ist es tatsächlich unhöflich. In einer SM-Beziehung wird so etwas von mir sanktioniert. Meine Sado Maso Praktiken sind aber nichts, was ich als Lösung anbieten möchte ...