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Forum - BDSM - Erfahrungsaustausch

Erkennen der eigenen Neigungen und Wünsche...

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Nachtasou

Autor. Korrektor.

14.12.2019 um 14:15 Uhr

geändert am 14.12.2019 um 14:55 Uhr

Doch, dem ist noch etwas hinzuzufügen.

 

Sich selbst mal nicht als Nabel der Welt zu sehen, ist schon richtig. Das ändert aber nichts daran, dass ich nur einen Nabel habe.

„Mir“ geht es keinen Deut besser, wenn ich mich am Elend anderer hochziehe.

So wie Hunger Löcher in den Bauch fressen kann, kann Liebeshunger selbst bei vollem Magen Löcher ins Herz fressen und zum Zombie machen.

Es ist gar nicht so, dass Sexualität und Geneigtheiten in den Hintergrund treten angesichts existentieller Lebensprobleme. Das Gegenteil ist der Fall. Die Sexualität ist es, was Menschen selbst in größter Not noch vorantreibt.

Das „Nimm-Dich-nicht-so-wichtig“ im Jammertal der Welt ist Gedankengift.

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Mai

Profil unsichtbar.

14.12.2019 um 15:35 Uhr

Hans Bergmann, das ist Whataboutism in reinster Form.

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hanne lotte

Autorin. Korrektorin. Förderer.

14.12.2019 um 17:42 Uhr

Nachtasou

Doch, dem ist noch etwas hinzuzufügen.

 

Sich selbst mal nicht als Nabel der Welt zu sehen, ist schon richtig. Das ändert aber nichts daran, dass ich nur einen Nabel habe.

Da bin ich jetzt doch beruhigt .. . Also dass es nur einer ist. 

Abgesehen davon ist es ein bürgerlicher Nabel und um nichts anderes ging es, um die Definition von „bürgerlich“ in einem der vorangehenden Beiträge.

 

Warum ist es Gedankengift, sich nicht als Nabel der Welt zu betrachten?

 

Wenn man nicht in der Lage ist, die eigene Lebenssituation in Relation zu setzen, dann werden aus Befindlichkeiten Ärgernisse und aus Ärgernissen Probleme, und aus Problemen werden Katastrophen. 

 

Gruß

hanne

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Nachtasou

Autor. Korrektor.

14.12.2019 um 18:28 Uhr

geändert am 14.12.2019 um 19:03 Uhr

Beste hanne lotte,

wo Du den Kontext ansprichst: kontextlos ist Hans´ Beitrag mit dem Zuckerguss ja nicht falsch. Damit kann sich jeder Bürger in der ersten Welt auf das Sofa setzen und in sich gehen. Oder sich das Gewissen sonstwie erleichtern.

Weil er kontextlos ist, könnte man ihn in jeden Thread einstellen, in denen jemand sein jeweiliges Unglück schildert.

Im vorliegenden Kontext berichtet u.a. eine Schreiberin, dass sie 22 Jahre ihrem Partner zuliebe auf etwas verzichtet hat, wonach sie sich schrecklich sehnt. Und was es ja tatsächlich gibt. 22 Jahre Verzicht!

Gegen diese Tragödie statistisches Material aufzufahren oder indische Kinder, die Teppiche knüpfen, wem soll das gerecht werden?

 

Zu Deiner Frage: Es ist Gedankengift, weil es ablenken soll und die individuellen Bedürfnisse in einem See millionenfachen Jammertal ertränkt. Es kommt als Trost oder Nachdenklichkeit daher und meint eigentlich "nun hab Dich nicht so". Es arbeitet damit, ein schlechtes Gewissen zu machen. Es läuft auf Selbstkasteiung hinaus, allein dadurch, dass man zu einer Gruppe gehört. Es ist eine rhetorische Figur, um das Vorwürfige  abzublocken.

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hanne lotte

Autorin. Korrektorin. Förderer.

14.12.2019 um 20:07 Uhr

Nachtasou

Weil er kontextlos ist, könnte man ihn in jeden Thread einstellen, in denen jemand sein jeweiliges Unglück schildert.

 

Was ist schlimm daran? Was ist schlimm daran, wenn es gelingt, Problemen den rechten Platz zuzuweisen?

Ich will jetzt das von dir zitierte Beispiel nicht aufgreifen, ich kann das nicht einschätzen. Ich wählte ein anderes.

Ich kenne eine Frau, die hat mehr als 25 Jahre neben einem Mann gelebt, der sie nicht gewertschätzt hat, der nur sich selber sah. Inzwischen hat sie sich getrennt.

Was hat sie davon, die verstrichenen Jahre als Tragödie zu betrachten und sich in Selbstmitleid zu ertränken? Immerhin gab es in dieser Zeit auch viele schöne Momente und gute Erinnerungen. Das weiß ich sicher. Man kannste Zeit nicht einfach streichen. Sie gehört zum Leben dazu. Und zum eigenen Selbstverständnis.

 

Relativierung hat nicht den Zweck, Probleme klein zu reden. Sie hilft mir, sie besser einzuordnen, damit sie mir nicht über den Kopf wachsen.

 

Mal abgesehen davon, dass zu einer Beziehungskiste immer zwei gehören. Beide Partner haben ihren Anteil an der Gestaltung. Der sexuelle Aspekt ist nur eine Ebene von vielen, auf denen sich eine Partnerschaft abspielt.

 

Zu Deiner Frage: Es ist Gedankengift, weil es ablenken soll und die individuellen Bedürfnisse in einem See millionenfachen Jammertal ertränkt. Es kommt als Trost oder Nachdenklichkeit daher und meint eigentlich "nun hab Dich nicht so". Es arbeitet damit, ein schlechtes Gewissen zu machen. Es läuft auf Selbstkasteiung hinaus, allein dadurch, dass man zu einer Gruppe gehört. Es ist eine rhetorische Figur, um das Vorwürfige  abzublocken.

Das ist Schwarz-Weiß-Malerei. Es geht nicht darum, Bedürfnisse zu ertränken, sondern sie in einen Kontext zu setzen.

Man kann zum Beispiel in einer nicht erfüllenden Beziehung verharren, damit die Kinder nicht zerbrechen. Weil es vielleicht keine Alternativen gibt, keine Aussicht auf friedliche Lösung. Was hat man dann davon, sich pausenlos zu bemitleiden? Nichts. Man kann nicht in jedem Fall die Umstände ändern. Dann ist es sinnvoll, den Fokus anzupassen. Das ist Selbstschutz, nichts anderes.

 

Gruß

hanne

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Nachtasou

Autor. Korrektor.

15.12.2019 um 00:51 Uhr

hanne lotte

Was ist schlimm daran, wenn es gelingt, Problemen den rechten Platz zuzuweisen?

 

Daran ist gar nichts Schlimmes.

Es macht nur einen Unterschied, ob ich oder jemand anderes das selbst tut, oder ob ich von außen als gerade Betroffener auf diesen Platz verwiesen werde.

Wenn Du Dich mal in die eine und dann in die andere Rolle versetzt, wirst Du spüren, wie mundtot man sich fühlt, wenn auf den rechten Platz verwiesen.

Akzeptanz kann man nur selbst aufbringen und wenn man das gerade kann.

 

hanne lotte

Was hat sie davon, die verstrichenen Jahre als Tragödie zu betrachten und sich in Selbstmitleid zu ertränken?

Wer sagt denn, dass sie das tun soll? Aber Leidensdruck zu spüren, anstatt ihn aufzurechnen, kann hilfreich sein. Zum Beispiel, weil das auch eine Realität ist und um die Kraft für mögliche Veränderungen aufzubringen.

 

hanne lotte

Das ist Schwarz-Weiß-Malerei. Es geht nicht darum, Bedürfnisse zu ertränken, sondern sie in einen Kontext zu setzen.

 

Okay, Schwarz-Weiß-Malerei wird mir öfter nachgesagt. Da könnte ja was dran sein *g.

Wenn der Kontext bedeutet, alles mögliche, das nichts miteinander zu tun hat, gegeneinander aufzurechnen, kommt ein Nullsummenspiel dabei heraus. (Und das ist ja das Ziel des "whataboutismus", danke Mai, diese Rhetorik-Technik war mir namentlich neu)

 

hanne lotte

Man kann zum Beispiel in einer nicht erfüllenden Beziehung verharren, …

genau, das ist das Thema. Dann sind wir uns ja einig.

Und nicht das Abtun eines Problems als bürgerlichen Zuckerguss.

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Nachtasou

Autor. Korrektor.

15.12.2019 um 01:27 Uhr

hanne lotte

Man kann zum Beispiel in einer nicht erfüllenden Beziehung verharren, damit die Kinder nicht zerbrechen. Weil es vielleicht keine Alternativen gibt, keine Aussicht auf friedliche Lösung. Was hat man dann davon, sich pausenlos zu bemitleiden? Nichts. Man kann nicht in jedem Fall die Umstände ändern. Dann ist es sinnvoll, den Fokus anzupassen. Das ist Selbstschutz, nichts anderes.

ja, Deine Sicht hat ihre Grundlage. Die Tragödie der eventuell betroffenen Kinder.

Kinder zerbrechen jedoch weniger an der Trennung ihrer Eltern, sondern mehr daran, dass sich die Eltern weiter uneins sind und den Unfrieden fortsetzen.

Manche Eltern meistern dagegen Patchwork-Lagen durchaus, wenn alle mitziehen.

 

Auch leiden Kinder eventuell mehr darunter, wenn ein Elternteil vor ihren Augen im Unglücklichsein vor ihren Augen dahindümpelt; oder sich lebenslang in unerfüllter Sehnsucht grämt. Schließlich geht es um ganz profane Bedürfnisse und nicht um Unmöglichkeiten.

Kinder lernen am Modell: Nicht, was man sagt, sondern was man tut, ist entscheidend. Wenn ich in einer unglücklichen Beziehung verharre, lebe ich vor: Unglücklichsein ist ein unveränderbares Naturgesetz und muss erduldet und akzeptiert werden. Ist denn Duldsamkeit ein Ziel?

 

Ich selbst bin als Duldungs-Schaf groß geworden (aus anderen Gründen), und deshalb reagiere ich so ausführlich. Nicht um Dir Paroli zu bieten oder um einer Rechthaberei willen, sondern gegen meine innere Schafherde *g.

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hanne lotte

Autorin. Korrektorin. Förderer.

15.12.2019 um 11:45 Uhr

Mai

Hans Bergmann, das ist Whataboutism in reinster Form.

 

Liebe Mai,

 

whataboutismus habe ich grad ergoogelt und wieder was gelernt.

 

Gibt es auch einen Begriff dafür, wenn man ein Argument mit einem Schlagwort unkommentiert vom Tisch wischt?

 

Ich habe Hans Bergmann so verstanden, dass er seine persönliche Meinung geäußert hat. Das darf er. Er hat eben eine andere Wichtung.

 

Ich glaube, nur die Deutschen müssen persönliche Meinungen immer noch mal explizit als solche gekennzeichnet bekommen, damit sie nicht im Verallgemeinerungswahn jedes Wort auf die Goldwaage legen.

 

Gruß

hanne

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hanne lotte

Autorin. Korrektorin. Förderer.

15.12.2019 um 11:58 Uhr

Bester Nachtasou,

 

ich glaube fast, wir reden aneinander vorbei. Wir schauen wohl aus gegenüberliegenden Blickrichtungen  beide auf einen Berg, der auf einer Seite mit Nadelbäumen bestanden ist und auf der anderen mit Laubbäumen. 

 

Ich gebe zu, das Beispiel mit den Kindern war ein unglückliches, weil hier jeder andere Fallbeispiele im Blick hat. Denn selbst wenn tausend Studien belegen, dass das schnelle Ende mit Schrecken die bessere Alternative ist, schließt das nicht mögliche Gegenbeispiele aus.

 

Es gibt noch unzählige andere Gründe, eine Beziehung weiterzuführen. Ich weiß jetzt auch nicht, worauf genau sich der bürgerliche Zuckerguss bezog, hatte aber nicht den Eindruck, dass Hans Bergmann das grundsätzlich verallgemeinert. Liegt vielleicht auch daran, dass ich in dieser Beziehung eher frankophil sozialisiert bin. Bei den Franzosen setzt man in der Regel voraus, dass eine Meinung immer eine persönliche Meinung ist. 

 

Insgesamt haben wir uns ziemlich weit vom ursprünglichen Thema des Threads entfernt, weswegen ich den Schlagabtausch an dieser Stelle für mich beende. Wir können das aber gerne an anderer Stelle weiterverfolgen. Die vielfältigen Verstrickungen zwischen Partnerschaft und Sex finde ich durchaus spannend.

 

Einen schönen Sonntag noch

hanne

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Mai

Profil unsichtbar.

15.12.2019 um 13:59 Uhr

geändert am 15.12.2019 um 14:15 Uhr

hanne lotte

Ich glaube, nur die Deutschen müssen persönliche Meinungen immer noch mal explizit als solche gekennzeichnet bekommen, damit sie nicht im Verallgemeinerungswahn jedes Wort auf die Goldwaage legen.

 

Darum geht es doch gar nicht. Jeder darf seine Meinung sagen und jeder darf darauf reagieren. Das ist das verrückte an der Meinungsfreiheit, die nicht nur für den Schreiber einer Meinung gilt, sondern auch für seine Kommunikatoren.

Und das:

 

Hans Bergmann

Vorwurf, sondern als Feststellung, denn uns in Deutschland scheint die liebe Sonne aus dem Po und das Argument der Armut in Deutschland mag ich nicht hören, denn als bürgerlich ordne ich auch noch den/die/das Deutsch*en*in*es ein, der/die/das von Sozialleistungen lebt, da auf jeden von ihnen statistisch weltweit immer noch zwanzig andere Menschen kommen, denen es bedeutend dreckiger geht.“

ist nunmal Whataboutism.

Denn solange es die armen Kinder in Afrika gibt, brauchen wir uns in Europa im Grunde über überhaupt nichts mehr unterhalten. Und die Menschen, die Harz4 beziehen, brauchen sich nicht drüber beschweren, sie leben ja nicht in der Lehmhütte und müssen nicht 20 km bis zum nächsten Brunnen laufen. Und die Alleinerziehenden müssen sich nicht drüber aufregen, dass die Kinder sich im Winter drum streiten müssen, wer als erstes Winterschuhe bekommt und wer bis zum nächten Ersten nasse Füße hat, weil die Kinder in Afrika ja verhungern.

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