Fremdgehen ist niemals eine Entscheidung nur für einen persönlich,
sie betrifft immer automatisch auch den Partner mit.
Man trifft die bewusste Entscheidung, das Vertrauen, das einem der Partner entgegenbringt, zum eigenen Vorteil zu missbrauchen. Und damit ist der „Primärpartner“ unmittelbar davon betroffen. Irgendwann feststellen zu müssen, dass der geliebte Mensch einen belügt, hintergeht, warum auch immer, tut nicht nur verdammt weh, es hinterlässt auch - manchmal irreparable - Schäden bei demjenigen, dessen Vertrauen missbraucht wurde. Ich kenne die „Gegenseite“ aus leidvoller eigener Erfahrung, habe nach über 10-jähriger Ehe die Konsequenzen gezogen und mich von meinem untreuen Ex-Ehemann getrennt. Ich glaubte, niemals mehr einem anderen vertrauen zu können. Heute weiß ich das besser. Aber trotzdem ich meinen Mann für absolut vertrauenswürdig halte, sitzt manchmal ein Teufel auf der Schulter und fragt, wenn mein Mann auf Dienstreise ist, ob das denn alles so stimmt, was er erzählt, kommt das Misstrauen auch nach über 25 Jahren wieder hoch, ohne dass man etwas dagegen tun kann.
Fairness und Aufrichtigkeit sind keine Frage der Dauer einer Beziehung, egal ob nach zwei Monaten oder zwanzig Jahren. Es ist für mich auch keine Entschuldigung oder gar Rechtfertigung, wie man manchmal zu erkennen glauben mag, dass der jeweilige Partner kein Verständnis für die eigenen Präferenzen aufbringt.
Sex ist nunmal, meiner Meinung nach, unverzichtbarer Bestandteil einer Beziehung, egal in welcher Ausprägung. Wenn dieser nicht oder nicht mehr passt, ist es Zeit, etwas zu ändern. Aber das geht nur mit Ehrlichkeit.
Partnerschaft, eine Beziehung, Liebe bedeutet immer auch Kompromisse und manchmal auch Verzicht, dem anderen zuliebe. Wenn bzw. wem das aber nicht möglich ist, sollte zumindest soviel Fairness aufbringen, dies offen anzusprechen. Das jeweilige Gegenüber hat dann wenigstens noch die Chance, eine eigene Entscheidung treffen zu können und diese kann auch heißen, die Beziehung zu beenden. Mit einer geheimen, außerpartnerlichen Beziehung nimmt man dem anderen genau diese Chance. Für mich sind Ehrlichkeit und Vertrauen genauso wie ein - für beide - befriedigendes Intimleben unverzichtbar in einer Beziehung, und wenn diese Bedingungen nicht mehr gegeben sind, ist es meiner Meinung nach auch keine Beziehung mehr. Sondern nur noch eine von äußeren Rahmenbedingungen gehaltene Zweckgemeinschaft.
Wenn offen damit umgegangen wird und beide beteiligten Partner damit einverstanden sind, dass der „Unzufriedene“ seinen Sehnsüchte und Bedürfnisse anderweitig befriedigen lässt und das Ganze auch auf Gegenseitigkeit beruht, mag das eine Lösung sein.
Für meinen Partner und mich sind gegenseitiges Vertrauen und Verlässlichkeit unverhandelbar.